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Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Titel: Highland-Saga 03 - Schild und Harfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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welcher Flagge segelt sie?«
    »Wartet…«
    Auf den Kais der Unterstadt drängte sich eine große Menschenmenge zusammen. Auf den Höhen des Cap Diamant und auf der Terrasse des Château Saint-Louis, auf dem drei englische Fahnen im Wind knatterten, gab es ebenfalls einen Menschenauflauf. Fieberhaft wartete alles darauf, dass das Schiff Flagge zeigte. Endlich wurde auf dem Achterdeck die Fahne gehisst. Ein langes Schweigen trat ein; jedermann hielt die Luft an. Als die Flagge sich in der Brise des 9. Mai entfaltete, brach in der Stadt unfassbarer Jubel aus. Im Hafen vor den Stadtmauern ging ein erstes englisches Schiff vor Anker.
    Kanonenschüsse ließen den Boden erbeben. Unter Geschrei flogen Hüte in die Luft. Die Soldaten wurden von unbeschreiblicher Freude ergriffen. Das war der Sieg! Die Lowestoff war der Vorposten einer Flotte, die Verstärkung brachte. Sie würden Nahrungsmittel, Material und zusätzliche Männer bekommen. Doch für Alexander bedeutete diese Aussicht viel mehr: Sie verhieß ein Wiedersehen mit Isabelle.
     
    »Komm schnell, Baptiste! Er wird noch eine Dummheit machen!«
    Guillaume fuchtelte mit dem Schürhaken herum und warf panische Blicke um sich. Isabelle hatte erfolglos versucht, ihm begreiflich zu machen, dass die Engländer nicht hierherkommen würden, um ihn zu holen. Er ließ sich nicht davon abbringen und bedrohte jeden, der in seine Nähe kam. Nur der alte Baptiste drang – mit Gewalt und guten Worten – zu ihm durch, wenn er seine Anfälle bekam.
    Hinter Baptiste trat Louis in die Küche, wo sie zusammengekommen waren, als der Beschuss begann. Seit fast einer Stunde donnerten die Kanonen nun schon ohne Unterlass. Als sie Louis’ niedergeschlagene Miene erblickten, glaubten sie schon, eine neue Schlacht sei ausgebrochen.
    »Ein Schiff … liegt auf Reede. Es hat… die englische Flagge gehisst.«
    Auf allen Gesichtern malte sich Bestürzung ab … ausgenommen vielleicht eines. Isabelle stahl sich aus dem Raum, lief aus dem Haus und rannte zur Gartenbank. Ihr Herz pochte zum Zerspringen. Sie vermochte ihre Tränen der Erleichterung nicht länger zurückzuhalten. Doch sie schämte sich auch, weil sie sich freute, während die Nachricht ihre ganze Familie niedergeschmettert hatte. Das Eintreffen des englischen Schiffes bedeutete für ihre Truppen das Ende der Belagerung und kündigte den endgültigen Verlust der Stadt an. Die französische Armee würde gezwungen sein, sich nach Montréal zurückzuziehen und die Verteidigung von Fort Lévis 50 und des Forts auf der Île aux Noix 51 zu verstärken. Die Feindseligkeiten würden erneut aufflammen. Das hieß, dass Alexander wieder würde kämpfen müssen…
    Isabelle spürte, dass jemand hinter sie getreten war, trocknete rasch ihre Augen und wandte den Kopf. Da stand Madeleine, das Gesicht von Tränen des Kummers überströmt und vor Zorn verzerrt. Ihr bleicher Teint hob sich grell von ihrem schwarzen Schal ab.
    »Weinst du vor Freude oder vor Schmerz, Isa?«
    Isabelle steckte die spitze Bemerkung ein, ohne mit der Wimper zu zucken. Was hätte sie von ihrer Cousine auch anderes erwarten können? Sie verstand ihre Erschütterung und wollte nicht gehässig sein. Ihr Julien war bei den Kämpfen am 28. April an der Straße nach Sainte-Foy gefallen. Seitdem hatte sie sich hinter einer Mauer des Schweigens verschanzt, und Isabelle hatte ihre Haltung respektiert. Doch nun war der Moment der Konfrontation gekommen.
    »Dann will ich an deiner Stelle antworten! Du musst sehr glücklich darüber sein, was geschehen ist…«
    »Sag so etwas nicht, Mado. Ich freue mich doch nicht über…«
    »Erzähl deine Lügen anderen Leuten! Du hast es so eilig, deinen Schotten wiederzusehen, dass du heute noch packen würdest, wenn du könntest!«
    Sinnlos, es abzustreiten; dazu kannte Madeleine sie zu gut. Sie schlug die Augen nieder, um ihrem vor Wut glühenden Blick auszuweichen, der sie als Verräterin verdammte.
    »Es tut mir leid, Mado … ganz ehrlich.«
    »Du weißt doch, was das heißt, oder? Die Engländer sind Protestanten. Sie werden uns zwingen, unserem Glauben abzuschwören, genau wie sie uns letzten Oktober genötigt haben, ihrem verfluchten König George die Treue zu geloben. Am Ende müssen wir noch ihre Sprache lernen! Sie werden uns zwingen, so zu leben wie sie, Isa! Bist du nun zufrieden? Du bist jetzt Engländerin! Ist dir das klar! Eine verfluchte Engländerin!«
    »Das stimmt doch nicht! Sie können uns nicht gegen unseren Willen

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