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Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Titel: Highland-Saga 03 - Schild und Harfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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sie schön zu finden.
    »Komm da heraus, ich fresse dich schon nicht!«, rief sie lachend aus. »Außerdem geht sonst deine Wunde wieder auf, und du blutest mir den Fußboden voll, den ich erst heute Morgen gescheuert habe.«
    Errötend kroch er aus seinem Unterschlupf. Dann setzte er sich wieder auf die Bank und verzog das Gesicht. Den Kopf zur Seite geneigt, betrachtete sie ihn kritisch. Sie stellte eine Schale mit dampfendem Wasser, ein Stück Seife und ein Rasiermesser vor ihn hin. Verblüfft sah er das Arrangement an und versuchte zu begreifen, was sie vorhatte.
    »Was denn?«, meinte sie achselzuckend. »Wir müssen dich rasieren, mein Großer.«
    »…«
    Er fuhr mit der Hand über seine Wangen und sein Kinn. Ein paar kräftige Haare stachen ihm in die Finger, andere waren länger und krausten sich. Ohne Umschweife band das Mädchen ihm ein Tuch um den Hals, schäumte die Seife auf und schmierte sie ihm in das vom kräftigen Abrubbeln bei seinem Bad noch rote Gesicht. Verlegen ließ er sich von dieser freundlichen Unbekannten, die ihn seit seiner Ankunft wie eine Stoffpuppe behandelte, verhätscheln. Die glänzende Klinge des Rasiermessers huschte vor seinen Augen vorbei und verhielt unter seinem Kinn.
    »Ich heiße Connie«, sagte sie liebenswürdig, während das scharfe Messer über seine Kehle glitt. »Woher kommst du?«
    »Aus dem Westen.«
    »Bist du ein Mackenzie? Macdonald? Cameron? Vielleicht ein Campbell? Aber gewiss stammst du aus einem jakobitischen Clan, stimmt’s?«
    Er zuckte zusammen, und die Klinge ritzte ihn leicht.
    »Oh, Verzeihung! Habe ich dir wehgetan?«
    Er schüttelte langsam den Kopf und sah die Klinge an. Sie wischte das Blut mit einer Ecke des Tuchs ab und machte sich erneut an die Arbeit.
    »Du bist nicht verpflichtet, mir den Namen deines Clans zu nennen, Alasdair Dhu. Mach dir keine Sorgen. Solange du hierbleibst, bist du in Sicherheit. Meine Herrin heißt Annabel Fraser. Ihr Mann war Leutnant in Lovats Regiment. Er ist nicht aus der Schlacht von Culloden zurückgekehrt. Ich glaube nicht, dass sie etwas dagegen hat, dich einige Zeit aufzunehmen. Außerdem hat sie auch den Diener von Mr. Fraser verloren, der beschlossen hatte, seinem Herrn in den Kampf zu folgen. Ein zusätzliches Paar Hände käme uns hier nicht übel zupass. Gewiss, die Nachbarn helfen uns ein wenig, aber trotzdem bin ich allein mit ihr und muss alles im Hause erledigen. Seit dem letzten Frühjahr hat sich alles verändert. Zu viele Witwen und Waisen …«
    Seufzend tupfte sie die letzten Seifenreste von Alexanders Wangen und lächelte dann.
    »So, fertig! Neben der Tür hängt ein Spiegel an der Wand.«
    Erschrocken fuhr er vor seinem Spiegelbild zurück. Er erkannte den jungen Mann nicht wieder, der ihn verblüfft anstarrte. Unter der dunklen Mähne lagen glanzlose Augen tief in ihren Höhlen. Die Wangenknochen und das Kinn standen groß und knochig unter der Haut hervor. Sein ungleichmäßig geschnittener Mund kam ihm größer vor als in seiner Erinnerung. Wo war das Kind geblieben, das vor einem Jahr das Tal von Glencoe verlassen hatte? Es ist in diesem abscheulichen Gefängnis gestorben, antwortete ihm eine leise Stimme.
    Wie um sich zu vergewissern, dass er nicht träumte, strich er mit der Hand – von der ihm auffiel, dass sie stark geädert war – über die Konturen seines Gesichts und dann über seinen Adamsapfel, der an Umfang zugenommen hatte und sich anfühlte wie ein Ei, das in seinem abgemagerten Hals steckte. Ein Mann … Er war zu einem Mann geworden.
    »Und?«
    Er wandte sich zu der jungen Frau um, die ihn mit offensichtlichem Vergnügen ansah. Er spürte, wie er bis an die Haarwurzeln errötete und sah auf seinen hochgeschossenen Körper hinunter. Seine mageren Gliedmaßen waren zu lang für die Hosen und das Hemd, die er trug. Die Kleidungsstücke gehörten dem Diener, hatte sie erklärt. Der arme Mann würde wahrscheinlich nie zurückkehren, um sein Eigentum einzufordern.
    »So ist es schon viel besser«, meinte sie mit zufriedener Miene.
    Sie bewaffnete sich mit einer Bürste, ergriff eine seiner verfilzten Haarsträhnen und zupfte daran.
    »Jetzt müssen wir dich nur noch frisieren. Dann wirst du so hübsch aussehen wie der Prinz selbst.«
    Ihm blieb nichts anderes übrig, als seinen Kopf den Händen der jungen Frau zu überlassen. Doch es tat ihm sehr gut, wie ihre kräftigen Finger in sein Haar fuhren und ihm den Schädel massierten. Das Gefühl bereitete ihm sogar Vergnügen, und

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