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Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Titel: Highland-Saga 03 - Schild und Harfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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er schloss die Augen und entspannte sich zum ersten Mal seit langer Zeit.
     
    Obwohl der Winter in den Highlands in diesem Jahr besonders streng ausfiel, konnte Alexander sich in keiner Weise über seine Lage beklagen. In den Bergen wäre er gewiss an Hunger und Kälte gestorben. Mrs. Fraser war einverstanden gewesen, ihn aufzunehmen, und hatte nur zur Bedingung gemacht, dass er sich seinen Unterhalt verdiente, indem er die Aufgaben übernahm, die sonst der verschwundene Diener erledigt hatte. Nahrungsmittel waren schließlich knapp und wurden beinahe mit Gold aufgewogen. Da ging es nicht an, mildtätige Gaben zu verteilen, wenn man selbst kaum genug zu essen hatte. Doch der Junge war davon überzeugt, dass die Dame hinter ihrer barschen Art ein großes Herz verbarg. Er gab ihr keinen Grund zur Beschwerde, obwohl die Schufterei oft über seine Kräfte ging.
    Nach und nach wurde es milder, und der Frühling kam. In der linden Luft schmolzen rasch die letzten Schneereste, und das Vieh kam wieder auf die Weiden, wo es das sprießende Grün fressen konnte. Connie sang mit den Vögeln. Sie trillerte den ganzen Tag, während sie ihre Arbeit tat. Alexander hörte ihr gern zu; sie hatte eine so schöne Stimme. Sie lenkte ihn von den düsteren Gedanken ab, die ihn bei der Arbeit überkamen.
    Die Vorstellung, nach Glencoe zurückzukehren, wie es ihm O’Shea vorgeschlagen hatte, ging ihm im Kopf herum. Er hoffte mit aller Macht, dass sein Vater nicht tot sein möge, wie er geglaubt hatte. Aber der Gedanke, seinen Brüdern gegenüberzutreten, erfüllte ihn mit Schrecken. Er würde ihnen sein unverzeihliches Verhalten erklären müssen, und bestimmt würden sie ihn verurteilen. Vielleicht würde er aus dem Clan verstoßen werden. Und John …
    Er besaß nur bruchstückhafte Erinnerungen an diesen entsetzlichen Apriltag, und es fiel ihm schwer, die Ereignisse in die richtige Reihenfolge zu bringen. Offenbar weigerte sich sein Verstand, irgendeine Ordnung darin herzustellen.
    In Gedanken versunken saß er auf einem umgedrehten Schubkarren und unterhielt sich damit, mit dem Taschenmesser, das Mrs. Fraser ihm geschenkt hatte, an einem Stück Holz zu schnitzen. Er betrachtete das grob herausgearbeitete Motiv und verzog unzufrieden den Mund. Die Rankenmuster waren nicht ausgewogen, und der Kopf des Reihers war zu groß. Aber er hatte keine Zeit, seinen Entwurf zu verbessern. Brummend steckte er das Holzstück zusammen mit seinem Messer in die Hosentasche und sprang von der Schubkarre. Er landete in einem frischen Kuhfladen, rutschte aus und schaffte es gerade noch, nicht hineinzufallen, indem er sich an einem Halfter festhielt, das vor einer leeren Box an der Wand hing.
    »Ach, verfluchter, gotterbärmlicher Mist!«, knurrte er mit zusammengebissenen Zähnen, während er sich die Schuhsohlen an einem Heuballen abwischte.
    »Besser hättest du es nicht ausdrücken können!«
    Ein helles Lachen hallte durch den Stall und ließ ihn herumfahren. Connie betrachtete ihn mit ihrem wunderschönen Lächeln. Er war ganz versunken in sein Werk gewesen, und so war ihm gar nicht aufgefallen, dass sie zu singen aufgehört hatte. Ob sie ihn wohl schon lange beobachtete?
    »Du bist heute Nachmittag aber nicht besonders fleißig, was, Alasdair?«
    »Ich wollte mich gerade wieder an die Arbeit machen«, stotterte er, während ihm das Blut in die Wangen stieg.
    Gelassen trat sie auf ihn zu und legte ihm eine Hand auf den Unterarm. Sie fühlte sich warm und weich an.
    »Was hast du da eben gemacht? Zeig es mir.«
    »Nichts … Also, ich habe mich nur damit unterhalten, an einem Stück Holz zu schnitzen.«
    »Verstehe… Bist du hungrig? Ich habe etwas für dich …«
    Sie zog ein Tuch aus ihrer Tasche und schlug es auf. Darin befand sich ein dickes, noch heißes Stück Haferkuchen.
    »Oh! Danke schön.«
    Sie betastete seinen Bizeps und schlug kokett die Augen zu ihm auf. Inzwischen überragte er sie um gut eine Haupteslänge. Merkwürdig, dass ihm das erst heute auffiel.
    »Die Arbeit bekommt dir gut. Du bist kräftig geworden.«
    Ein wenig verlegen zog Alexander sich zurück. Die Berührung der jungen Frau hatte Empfindungen in ihm erweckt, die er am besten sofort unterdrückte. Connie schien seine Reaktion zu verstehen, und sie lächelte honigsüß.
    »Ich muss wieder in die Küche und das Abendessen kochen … Bis später.«
    Ohne Vorwarnung presste sie die Lippen auf seinen Mund; dann wirbelte sie herum, rannte singend aus dem Stall und ließ

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