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Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Titel: Highland-Saga 03 - Schild und Harfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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Jahre ohne ein einziges Wort von dir, Alasdair! Warum? Wir haben dich für tot gehalten! Warum?«
    »Das würdest du nicht verstehen… Es ist… zu kompliziert.«
    »Zu kompliziert? Versuch es doch wenigstens. Du bist uns eine Erklärung schuldig, mir, John, Vater …«
    Coll brach die Stimme; zu viele Gefühle auf einmal überrollten ihn. Grob gab er Alexander frei und ließ ihn erschüttert und schwer atmend zurück. Dieser spürte, wie die scharfen Worte seines Bruders ihm das Herz zuschnürten. Wie sollte er ihm alles erklären? Wie ihm sagen, dass John auf ihn geschossen, dass er an jenem Tag versucht hatte, ihn zu töten? Wie sollte er ihm verständlich machen, dass er, obwohl ihn die Kugel verfehlt hatte, an diesem Tag auf dem Drummossie Moor dennoch gestorben war, dass der Mensch, den man einmal Alasdair genannt hatte, in diesem Körper, der des Lebens überdrüssig war, nicht mehr existierte?
    »Ist der Grund vielleicht das …«, fragte Coll mit verächtlichem Unterton, »was ich da eben gesehen habe?«
    »Was?«
    Alexander war so durcheinander, dass er Leticia ganz vergessen hatte.
    »John hat mir gesagt, er habe dich in einer… nun ja … verfänglichen Situation mit einem anderen Soldaten angetroffen… Hat dich das daran gehindert, nach Hause zurückzukehren? Hast du dich geschämt?«
    Als Alexander das hörte, wurde ihm klar, wie das Bild, das Leticia und er abgegeben hatten, auf Coll gewirkt haben musste. Die Absurdität der Situation ließ ein unbändiges, unbezähmbares Lachen in ihm aufsteigen. Beinahe hysterisch platzte er heraus, krümmte sich und hielt sich den Bauch. Coll runzelte verblüfft die Stirn und wartete geduldig darauf, dass er sich beruhigte.
    Schließlich wischte Alexander sich die Augen, kam ein wenig zu sich und ordnete seine Gedanken. Coll hatte sich nicht gerührt und sah ihn immer noch so durchdringend an wie eben. Er schien entschlossen zu sein, alles aus ihm herauszuholen und ihn nicht gehen zu lassen, ehe er nicht die ganze Geschichte gehört hatte.
    »Tut mir leid, aber Leticia hat sich … ein wenig überstürzt verabschiedet«, meinte er ironisch. »Ich hätte sie dir gern vorgestellt… Nun ja, dann ein andermal.«
    »Leticia?!«
    Bestürzt zog Coll die Augenbrauen hoch. Er hatte den jungen Mann erkannt, der sich so »überstürzt« zurückgezogen hatte. Von ihm erzählte man sich, dass er der Armee auf verschiedene Arten diente, die nichts mit der Kriegskunst zu tun hatten. Als er gesehen hatte, wie sich die beiden leidenschaftlich umarmt und geküsst hatten, da hatten ihn tiefer Ekel und eine unbeschreibliche Trauer ergriffen. Liebte Alexander etwa Männer? Aber war dies wirklich ein Mann?
    »Leticia ist ganz und gar eine Frau, Coll, das kann ich dir versichern. Aber sie ist verheiratet, verstehst du?«
    »Eine Frau? Oh! Und verheiratet?«
    »Mit Evan Cameron, einem Kameraden aus meiner Kompanie.«
    »Ich … verstehe.«
    Nachdem dies klargestellt war, lag der schwierigste Teil noch vor ihnen. In dem engen Gang war die Anspannung fast mit Händen zu greifen. Je rascher, umso besser, sagte sich Alexander. Wie bei einer Hinrichtung.
    »Was hat John euch darüber erzählt, was am Tag der Schlacht von Culloden geschehen ist, Coll?«
    »John? Nichts … also, nichts weiter als das, was wir gesehen haben…«
    »Dann hat er euch also nicht verraten, was er getan hat, oder? Natürlich, warum sollte er euch auch so etwas erzählen? Und er hat auch nicht über Großvaters Tod gesprochen? Er hat euch nicht eingestanden, was an diesem Tag passiert ist? Nein? Bestimmt war er überglücklich darüber, dass ich nicht mehr da war!«
    »Wovon redest du überhaupt? Großvater ist doch lange vor Culloden gestorben, Alas. Ich sehe nicht, was das eine mit dem anderen zu tun hat. Und außerdem hat John unter deinem Verschwinden gelitten. Vater und er haben dich tagelang auf dem Schlachtfeld gesucht und sich auch nicht dadurch abhalten lassen, dass Cumberlands Männer unterwegs waren und alle abgeschlachtet haben, die sie noch lebend antrafen. Sie sind an die Stelle zurückgegangen, an der sie dich hatten fallen sehen, doch du warst nicht mehr da. Da die Todesbrigaden dort noch nicht durchgekommen waren, hofften wir, du hättest überlebt und würdest irgendwann zu uns stoßen. Aber ein Tag nach dem anderen verging, und du bist nicht aufgetaucht. Da haben wir gefürchtet, du könntest in Gefangenschaft geraten sein… John ist entgegen Vaters ausdrücklichem Verbot nach Inverness

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