Highland-Saga 03 - Schild und Harfe
misstönenden Klänge von Instrumenten, die gestimmt wurden, vernahm. Die Freundinnen schlugen ebenfalls diese Richtung ein. Als sie den jungen des Méloizes passierten, schlug Isabelle, deren Wangen glühten, die Augen nieder. Aber sie spürte seinen Blick im Rücken. Des Méloizes wollte ihr schon folgen, doch der Graf von Montreuil vertrat dem jungen Mann den Weg.
Einige Zeit später stand Isabelle inmitten einer Gruppe von Männern, die sie wie ein Bienenschwarm umschwirrten, und lachte über die Späße von Marcel-Marie, der die selbstgefällige Art von Intendant Bigot parodierte. Da kniff Jeanne ihr leicht in den Arm.
»Er kommt auf uns zu, Isabelle.«
Immer noch von ihrem ausgelassenen Lachen geschüttelt, drehte Isabelle sich zu ihrer Freundin um. Jeannes Miene war ernst.
»Was ist, Jeanne? Fühlst du dich nicht wohl?«
»Monsieur des Méloizes … Er kommt auf uns zu.«
Isabelles Herz tat einen Satz. Die junge Frau strich die Falten an ihrem Kleid glatt und zupfte an den Spitzen an ihrem Ärmelaufschlag.
»Bist … bist du dir ganz sicher?«
Sie wagte es nicht, sich umzudrehen, und lächelte Jean Couillard, dessen Worte sie gar nicht gehört hatte, verkrampft zu. Die Musiker hatten eine Gigue – einen schnellen, lebhaften Tanz – angestimmt, und die Paare begaben sich aufs Parkett. Marcel-Marie war den anderen zuvorgekommen, wollte die junge Frau zum Tanzen auffordern und verneigte sich bereits vor Isabelle, die den Blumenschmuck, den sie am Kleid trug, zurechtrückte. Da fiel ein Schatten zwischen sie.
»Wenn Mademoiselle Lacroix mir die Ehre geben würde …«
Isabelle, die erwartet hatte, die Stimme des jungen Brideau zu hören, richtete abrupt Kopf und Oberkörper auf und erstarrte angesichts des schmeichelnden Lächelns von Nicolas des Méloizes. Marcel-Marie vermochte einen wütenden Ausruf nicht zu unterdrücken, in den die anderen jungen Leute empört einfielen. Doch als er bemerkte, wer der Mann war, der sich so unverschämt zwischen sie geschoben hatte, zog er sich diskret zurück.
»Oh! Ich …«, stotterte Isabelle verwirrt.
Jeanne stieß sie mit dem Ellbogen an und strahlte Nicolas an.
»Ich bin mir sicher, dass Mademoiselle Lacroix Euch diesen Tanz nur zu gern gewährt …«
Isabelles Gesicht war purpurrot angelaufen. Die junge Frau vollführte einen ungeschickten Knicks und nahm den Arm, den Nicolas ihr bot. Als sie sich entfernte, warf sie ihrer Freundin einen finsteren Blick zu, doch diese rieb sich zufrieden die Hände.
»Huhu! Jemand zu Hause?«
Madeleine zupfte an einer der Locken, die unter Isabelles weißgestickter Haube hervorlugten. Die junge Frau fuhr zusammen und riss die Augen auf.
»Also, Mademoiselle Lacroix, wir warten immer noch darauf, dass du uns den neuesten Klatsch berichtest und uns vor allem von deinem Verehrer erzählst. Hattest du inzwischen wenigstens Gelegenheit, einmal ein paar Augenblicke mit deinem schönen Nicolas allein zu sein?«
Gillette und Marie-Françoise Daine, die Töchter des Polizeichefs von Québec, François Daine, begannen vor Aufregung zu kichern. Sie waren dreizehn und vierzehn Jahre alt, und wie alle jungen Mädchen, die noch nicht auf Bälle gingen, kamen sie um vor Neugier und ließen sich nur zu gern davon erzählen.
»Oh! Das schickt sich aber nicht, Madeleine Gosselin!«
»Und seit wann kümmerst du dich um das, was sich gehört, Cousine?«
»Warum sollte ich dir alle Einzelheiten dieses Treffens erzählen?«
»Weil ich weiß, dass du geradezu darauf brennst!«
»Vielleicht ja, vielleicht nein …«
»Jetzt aber, Isa! Lass uns nicht zappeln. Erzähle uns alles. Hast du ihn gesehen, ja oder nein?«
»Ja«, seufzte Isabelle, »ich habe ihn gesehen. Allein.«
»Ganz allein? Und, hat er dich geküsst?«
»He! Diese Madeleine ist so etwas von neugierig!«
Eifrig nahm Madeleine ihre Hände. Isabelle las Ungeduld und Aufregung auf den Zügen ihrer Cousine. Sie liebte es, sie warten zu lassen, bis sie fast platzte.
»Und? Hat er dir einen Heiratsantrag gemacht?«
»Madeleine! Also wirklich! Ich glaube nicht, dass dies die richtige Zeit für Heiratsanträge ist. Das wäre ein wenig zu früh, und angesichts der Bedrohung durch die Engländer hat er genug anderes im Kopf. Vielleicht, wenn diese Bedrohung beseitigt ist …«
Isabelle machte sich von Madeleine los, rannte davon und tollte im Gras umher wie ein kleines Mädchen. Doch Madeleine fing sie rasch wieder ein und trieb sie vor einem
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