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Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Titel: Highland-Saga 03 - Schild und Harfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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Hornstrauch-Dickicht in die Enge.
    »Du wirst sofort reden, meine kleine Giftschlange!«
    Isabelle warf einen Blick nach rechts, wo am Fuß des Cap Diamant das Wasser des Flusses glitzerte.
    »Gut … einverstanden, ich erzähle dir alles.«
    »Alles?«
    »Ja! Versprochen ist versprochen und wird auch nicht gebrochen. Wenn ich lüge, will ich zur Hölle fahren!«
    Beide brachen in helles Gelächter aus. Mit einer Anmut, die den Neid ihrer Cousine erweckte, drehte sich Isabelle, so dass ihr Rock um sie kreiste. Sie war wirklich schön, diese Isabelle Lacroix. Sie betrachtete alles, was sie umgab mit lebhaftem und neugierigem Blick und wurde niemals müde, Fragen nach dem Leben zu stellen, in das sie sich so begierig stürzte. Die junge Frau strahlte eine Lebensfreude aus, die sie auf alle, mit denen sie zu tun hatte, übertrug. Doch sie schien die Wirkung, die sie auf andere – insbesondere auf die Männer – ausübte, selbst nicht zu bemerken.
    Mit ihren zwanzig Jahren erwartete Isabelle vom Leben nur die Vergnügungen, die es ihr bieten konnte. Sicher, da war der junge, intelligente und sehr charmante Nicolas des Méloizes. Aber sie machte sich keine Illusionen: In den Salons, die von der kleinen kanadischen Adelsschicht besucht wurden, fehlte es nicht an hübschen jungen Frauen, die auf der Suche nach einem Ehemann waren. Da konnte Madeleine ihr noch so zureden, dass sie alle Frauen ausstechen würde, sollte sie eines Tages einen solchen Salon betreten; sie glaubte nicht daran. Isabelle gehörte zu den Frauen, die sich der Macht ihrer Schönheit nicht wirklich bewusst sind. Vielleicht war sie gerade deswegen in den Augen der anderen so anziehend.
    Madeleine fand Isabelle überaus reizend und erfrischend. Die Liebe, die sie ihr entgegenbrachte, überstrahlte jede Eifersucht, die sie in ihrem Herzen hegen mochte. Sie war zwei Jahre älter als die junge Frau und hatte immer an ihren Vergnügungen teilgenommen. Die beiden waren nur ein paar Häuser voneinander entfernt in der Rue De Meules in der Unterstadt von Québec aufgewachsen. Seit ihrer frühesten Kindheit rief man sie die Lacroix-Schwestern, da sie sich so ähnlich sahen. Madeleine war zwar ein wenig größer und schmaler, aber sie besaßen beide dieses leuchtend blonde Haar, das ihnen über den Rücken fiel, und die gleichen grünen Augen, deren Strahlen mit den schönsten Smaragden des Königreichs wetteiferte.
    Die beiden jungen Frauen waren Cousinen väterlicherseits, betrachteten sich aber auch selbst als Schwestern. Madeleines Mutter hatte sechs Kinder zur Welt gebracht, von denen nur zwei überlebt hatten. Der vier Jahre jüngere François war im Januar 1755 an den Pocken gestorben, und seine Mutter war der Krankheit einen Monat später erlegen. Louis-Étienne, Madeleines Vater, war Kanonier bei der Marine und unter dem Kommando von Claude-Pierre Pécaudy de Contrecoeur auf Fort Duquesne stationiert gewesen. Er hatte sich gezwungen gesehen, das junge Mädchen seinem älteren Bruder Charles-Hubert anzuvertrauen. Doch er war nie wieder nach Hause gekommen. Im Herbst 1757 war er bei einer Schießübung einen völlig unnötigen Tod gestorben, zermalmt von einer fehlerhaft befestigten Kanone, kurz bevor er einen Urlaub von einigen Tagen hatte antreten wollen, um der Hochzeit seiner geliebten Tochter mit Julien Gosselin beizuwohnen, dem Müllerlehrling der Gemeinde Saint-Laurent d’Orléans.
    Isabelle lief zurück zu den anderen jungen Frauen, drehte eine letzte Pirouette und ließ sich ins Gras fallen.
    »Ganze Pyramiden von Törtchen, Madeleine! Krokant, Erdbeerkuchen ! Ein Kleid war schöner und gewagter als das andere. Madame Angélique Péan war wie immer die Schönste. Sie trug eine prächtige Robe aus Tüll über blassgelber Seide mit vier Reihen Valenciennes-Spitze an den Ärmelaufschlägen.«
    »Vier Reihen? Mein schönstes Kleid hat nur zwei, und die sind nicht einmal aus Valenciennes!«
    »Wenn du die Mätresse des alten Bigot wärest, würdest du auch vier Reihen edler Spitze an den Ärmeln tragen, Gillette.«
    »Und Geneviève Couillard, wie war sie?«
    Jeanne streckte einen Arm aus und setzte eine blasierte Miene auf.
    »Wie immer, meine Teure …«
    Die jungen Mädchen gaben sich nach Herzenslust dem Klatsch hin, plapperten über Monsieur X und äfften Madame Y nach.
    »Wusstest du, dass der Marquis de Vaudreuil Monsieur Bigot Vorhaltungen wegen des Prunks auf diesem Ball gemacht hat? Was für ein Skandal! Und für unsere tapferen

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