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Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Titel: Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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herunterzugeben, dessen Lauf um einen halben Fuß kürzer war als der der anderen Waffen. Janisse griff zu einer speziellen Stange, die dazu diente, die Gewehre herunterzunehmen, die er so hoch gehängt hatte, dass Kunden, die ein wenig zu viel Branntwein genossen hatten, nicht herankamen, und gab ihm das verlangte Modell.
    Nonyacha wog die Waffe ab, überprüfte die Mechanik und legte sie mit tadelnd verzogenem Mund auf die Theke. Vor ihm lagen bereits vier halbreguläre Tulle-Militärmodelle; acht Brown Bess, davon zwei alte Long Land-Modelle und zwei der neueren Short Land; sechs Saint-Étienne-Jagdgewehre und zwei Bukanier-Gewehre mit kurzem Lauf, die beliebt waren, weil sie sich rascher nachladen ließen als die Militärmodelle.
    »Wie viel nimmst du für dein Vier-Fuß-Tulle?«
    »Fünfzehn Pfund, Festpreis.«
    »Und die zweiundvierzig Zoll Brown Bess?«, erkundigte sich Alexander.
    »Nimm kein englisches Gewehr«, meinte Nonyacha grinsend. »Nach zehn Schuss hustet es dir ins Gesicht.«
    »Nicht, wenn man damit umzugehen weiß«, hielt Alexander dagegen und nahm die Waffe, die Janisse ihm hinhielt. »Ich kenne dieses Modell sehr gut. Es ist robust und zuverlässig.«
    »Um einem Franzosen eine Kugel in den Kopf zu schießen?«, versetzte eine heisere Stimme hinter ihnen zynisch.
    Als Alexander sich mit vorgehaltener Waffe umdrehte, fand er sich einem braunhaarigen Mann mittleren Alters gegenüber, der ihn mit undeutbarer Miene ansah. Er trug einen blauen, wollenen Kapuzenumhang, an dem Knöpfe und ein Ringkragen aus Messing glänzten, und rot gefärbte, mit Fransen geschmückte Lederbeinlinge. Um die Waden hatte er sich je ein Messer geschnallt.
    »Ich hatte schon mehrmals Gelegenheit, mich von der Güte der englischen Waffen zu überzeugen«, meinte er betont deutlich und strich das Haar von seiner linken Schläfe zurück, um ihnen eine Narbe zu zeigen. »Sehr zuverlässig, in der Tat … in den Händen eines guten Schützen. Doch der Mann, der mir dieses Erinnerungsstück verpasst hat, hätte ein wenig Übung gebrauchen können.«
    Demonstrativ musterte er Alexander mit einem scharfen Blick, der von einem ironischen Lächeln begleitet wurde. Dann wandte er seine Aufmerksamkeit Chartrand zu, der mit verschränkten Armen in seiner Ecke wartete.
    »Mein lieber Chartrand!«, trompetete er und lächelte noch breiter. »Wie sieht es in Fort Chartres aus? Belagern euch die Illinois immer noch, oder ist es dem großen Pontiac gelungen, die Wogen zu glätten?«
    »Möge Gott Pontiac schützen, Langlade«, knurrte Chartrand und trat auf den Neuankömmling zu. »Der Wind dreht sich und weiß nicht mehr, wohin er wehen soll. Ich fürchte um seine Sicherheit.«
    »Und dahin, wo der Wind weht, gehen auch die Menschen.«
    »Hmmm … So ist es, sie zerstreuen sich.«
    Chartrand blinzelte, und einer seiner Mundwinkel zuckte krampfhaft. Er sah zuerst Nonyacha und dann Alexander an, der die Brown Bess wieder auf die Theke gelegt hatte.
    »Ja, das ist unvermeidlich«, murmelte er mit einer Grimasse, die verriet, dass er diesen Umstand keineswegs billigte. »Wie man so sagt, reicht ein einziger Windstoß, der den Geruch des Geldes heranträgt, damit ein Mann sein Gewehr in die andere Richtung anlegt.«
    »Könntest du dich etwas klarer ausdrücken?«, fragte Langlade und lehnte sich an den Rand eines Bleifasses.
    »Touanjau und Beauvais … Man hat sie ermordet aufgefunden.«
    Langlade schnitt eine Grimasse und warf Nonyacha, der unter seiner braunen Haut erbleicht war, einen Seitenblick zu.
    »Wann hast du die Franzosen zum letzten Mal gesehen, Nonyacha?«
    Der Indianer verzog das Gesicht und zögerte einen Moment.
    »Am Tag nach ihrem Besuch bei den Tsonnontouan. Ich habe mich zwei Meilen vor dem Genesee-Fluss von ihnen getrennt.«
    Chartrand wandte sich ihm zu und sah ihn einen Moment lang verblüfft an. Dann fuhr er sich langsam mit der Hand übers Gesicht, und seine Miene nahm einen offen boshaften Ausdruck an.
    »Genau da hat man sie an Bäumen aufgehängt gefunden! Der Amerikaner, Casey, konnte entkommen. Als man ihn gefunden hat, war er in einem furchtbaren Zustand und versuchte, sich nach Fort Niagara durchzuschlagen.«
    Ein bleiernes Schweigen senkte sich herab. Dem Huronen war alles Blut aus dem Gesicht gewichen.
    »Aber wer …?«
    »Genau das möchte ich gern von dir wissen, Nonyacha! Du warst doch ihr Führer, oder? Wie Zadoc Casey sagt, sind sie bei Nacht von drei Männern angegriffen worden, von denen einer

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