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Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Titel: Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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umgebracht hatte. Das stützte seine Vermutung, nach der Wemikwanit und Étienne auf eigene Faust handelten.
    Als er aufschaute, begegnete er Nonyachas verständnislosem Blick. Er schien nicht mehr zu begreifen, wovon diese weißen Männer sprachen. Vorsichtig ergriff Alexander das Wort.
    »Ich glaube, der Hollandais hat begriffen, dass dieses Gold die eingeborenen Völker um die Großen Seen nur in den Untergang reißen würde. Er hat gesehen, mit welchen Methoden die Engländer Aufständische unterwerfen. Ich glaube, er wollte den Frieden …«
    »Frieden?!«, schrie Chartrand. »Dass ich nicht lache! Das ist eine Utopie! Frieden werden wir erst am Tag nach dem Jüngsten Gericht haben.«
    »Macdonald liegt vielleicht richtig. Touranjau und Beauvais dachten genauso«, meinte Langlade und kratzte sich nachdenklich den Kopf. »Und ich finde … diese Männer hatten nicht so unrecht. Sicher, die Engländer werden versuchen, die eingeborenen Völker nach Westen zu verdrängen. Aber ich glaube, wenn man sie mit einigen wenigen Waffen bekämpft, wird das viele Menschenleben kosten und das Problem nicht lösen.«
    »Ja … genau das war auch van der Meers Meinung«, murmelte Alexander zerstreut und dachte an den Abend zurück, an dem der alte Pelzhändler ihm seine Befürchtungen anvertraut hatte.
    Er schloss die Augen und sagte sich, dass er den Hollandais nicht verraten hatte. Wenn der Alte ihn von dort, wo er jetzt war, sah, würde er erleichtert sein.
    »Mir scheint, du hast diesen Montréaler Händler gut gekannt, John! Dabei hast du mir bei unserem letzten Zusammentreffen gesagt, du wärest ihm nie begegnet.«
    Chartrands ernste, anklagende Stimme traf ihn wie ein Schlag. Er schlug die Augen auf und drehte sich zu dem Mann um, der ihn mit seltsamem Blick musterte. Mit einem Mal hatte er Angst. Zweifelte Chartrand an Johns Treue zur Liga? Glaubte er, er sei hier, um sich den Schatz zu holen? Oder dass er der Engländer war, der an dem Mord an den Franzosen beteiligt war und – warum auch nicht – an van der Meers Ermordung? Dann kam ihm ein Gedanke, bei dem es ihm kalt den Rücken hinunterlief: Möglicherweise steckte John mit Wemikwanit und Étienne unter einer Decke. Das hätte erklärt, warum er nicht mehr für Philippe Durand arbeitete.
    »Ich kannte ihn«, begann er. »Ich bin ihm in Montréal kurz begegnet. Außerdem hat Solomon mir von ihm erzählt, und so habe ich indirekt viel über ihn erfahren… Ich kann mich nur respektvoll vor seinem Mut und seiner Rechtschaffenheit verneigen. Van der Meer war ein wohlhabender Händler, der wusste, wie er sein Vermögen vermehrt, oft auch zum Schaden anderer. Aber ich kann mir denken, dass er kein Mörder war und nicht so geldgierig, dass er dafür das Leben unschuldiger Frauen und Kinder geopfert hätte.«
    Zu viele Völker haben schon den Preis für diese Rebellion gezahlt, und was ist dabei für sie herausgekommen? Sehr wenig… ganz bestimmt viel weniger, als Ihr, verehrte Händler, dabei verdient habt, schloss er lautlos.
    »Ich verstehe«, sagte Chartrand einfach und zog seine dichten Brauen hoch. Seine grauen Augen blickten zornig.
    Der Mann musterte Alexander von Kopf bis Fuß. Dann warf er zuerst Langlade, dann Nonyacha und schließlich Janisse einen gereizten Blick zu.
    »Schön, ich muss mich mit dem Kommandanten des Forts treffen. Er wird bestimmt nicht so viel Gewese darum machen, mir eine Waffe zu verkaufen.«
    Er riss die Tür auf, stürmte hinaus und nahm Alexanders ganze Selbstsicherheit mit. Langlade trat nachdenklich auf den Schotten zu.
    »Die Brown Bess ist sicher geeignet, um einem Franzosen ein Loch in den Kopf zu pusten, Monsieur Macdonald. Aber eine Tulle ist immer noch das Beste, wenn Ihr einem Engländer den Schädel wegschießen wollt, wenn Ihr versteht, was ich meine.«
    In Langlades Augen stand keine Spur von Feindseligkeit. Ob der Mann einfach versuchte, ihn vor Didier Chartrand zu warnen ? Mit großer Mühe beherrschte Alexander sein ungutes Gefühl und hielt dem Blick des Mischlings stand, der ihm zulächelte und dann seinem Gefährten in das Unwetter folgte.
     
    Das Essen verlief in verlegenem Schweigen. Der eine sah auf, wenn ein Löffel auf Fayence klirrte, ein anderer schlug die Augen nieder, wenn ein Glas auf den Tisch geknallt wurde. Man bat mit einer Geste um etwas und erhielt zur Antwort ein Brummen. Nur der Wind, der pfiff und die Fensterläden zum Klappern brachte, wagte zu sagen, was er dachte. Alle schwiegen, um ihm zu

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