Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie
Sache zieht ja noch viel weitere Kreise«, murmelte Langlade und stand auf. »Die Engländer vertreiben die Franzosen aus Louisiana, weil allein ihre Anwesenheit auf diesem Gebiet sie in den Augen von Gage verdächtig macht. Allgemein vermutet man, dass sich da etwas vorbereitet. Was soll die Liga dann ausrichten? Und das Gold ist ohnehin unwiederbringlich verloren… Damit müssen wir uns abfinden.«
Alexander war in Schweiß gebadet. Wenn ein einziger dieser Männer den geringsten Verdacht schöpfte, dass er etwas über das verfluchte Gold wusste … Aber etwas sagte ihm, dass Étienne Lacroix und Wemikwanit unabhängig von dieser »Liga« handelten und niemand außer den beiden über seine Rolle in dieser Geschichte Bescheid wusste. Mit welcher Absicht wohl diese Halunken jetzt versuchten, sich den Schatz zu holen? Reine Geldgier? Bei Étienne war das durchaus möglich. Aber was Wemikwanit anging, zweifelte er daran.
Langlade rieb sich, sichtlich unzufrieden mit der Wendung der Ereignisse, die Augen. Alexander beobachtete diesen Mann, von dessen Großtaten er gehört hatte. Charles-Michel Mouet de Langlade war der Sohn eines französischen Pelzhändlers und einer Ojibwa. Er hatte in der französischen Kolonialarmee gedient und an mehr als einer Schlacht gegen verschiedene Indianervölker teilgenommen. Er hatte zu denen gehört, die bei der Verteidigung von Fort Duquesne gegen die Truppen von General Braddock gesiegt hatten. An der Spitze eines Kontingents aus Odawa und Ojibwa hatte er unter dem Befehl eines gewissen Beaujeu den englischen Soldaten am Monongahela-Fluss einen Hinterhalt gelegt. Anschließend hatte er unter dem Kommando von General Montcalm an mehreren siegreichen Schlachten gegen die Engländer teilgenommen, auch an der von Sault de Montmorency, in der Alexander gekämpft und in der Wolfe einen so hohen Preis hatte entrichten müssen.
»Macdonald«, sprach Langlade nach einer Weile weiter, »ich habe gehört, Ihr hättet Euch nach dem… Massaker an van der Meer und seinen Männern mit Solomon getroffen. Was hat er Euch über diesen Schatz mitgeteilt, nach dem alle Welt sucht?«
Alexander wog die Tatsachen ab und dachte so schnell wie noch nie. Also hatte John nach dem schrecklichen Gemetzel Kontakt zu Jacob Solomon aufgenommen … Hatte er davon im Voraus gewusst, oder hatte er erst später erfahren, was geschehen war? Wusste sein Bruder von seiner Reise in die Hölle? Hatte er etwas mit dem Massaker zu tun gehabt? Alexander konnte sich nicht erinnern, ob Solomon von der Existenz der Truhe gewusst hatte. Besser, er war vorsichtig und täuschte Unwissenheit vor.
»Der Schatz? Solomon hat nicht davon gesprochen… Wahrscheinlich weiß er gar nicht, dass er existiert.«
»Das möchte er alle anderen vielleicht glauben machen … Aber van der Meer ist dieses Gold seit seiner Rückkehr aus Louisiana ständig im Kopf herumgegangen, sodass er bestimmt das Bedürfnis hatte, sein Geheimnis jemandem anzuvertrauen, für den Fall, dass …«
Und zu Recht, dachte Alexander, aber es wäre nicht klug von ihm gewesen, sich seinem Partner anzuvertrauen.
»Das wäre ein fataler Fehler gewesen«, fuhr Langlade fort, der in die gleiche Richtung zu denken schien wie der Schotte. »Das würde auch das Massaker erklären. Die Männer, die Touranjau, Beauvais und Casey überfallen haben, sind zweifellos dieselben, die den Hollandais und seine Mannschaft angegriffen haben. Algonquin … vielleicht auch Ojibwa aus Grand Portage. Möglich, dass Solomon jemanden beauftragt hat, van der Meer zu folgen und … nun ja, den Rest kennen wir.«
»Also, ich glaube immer noch, dass der Hollandais das Gold für sich behalten wollte und deswegen seinen Partner nicht in das Geheimnis eingeweiht hat«, meinte Chartrand gereizt.
»Ich habe van der Meer sehr gut gekannt und kann mir nicht vorstellen, dass er dieses Gold nur behalten wollte, um sich zu bereichern. Wenn es so gewesen wäre, hätte er einen Teil genommen und den Rest an die ausgezahlt, die es beanspruchten. Da niemand genau weiß, wie groß der Schatz ist, hätte niemand etwas bemerkt, und er wäre die Bande von Meuchelmördern, die ihm auf den Fersen war, los gewesen. Aus welchem Grund er das Gold unbedingt behalten wollte, begreife ich einfach nicht, verflucht! Aber ganz bestimmt nicht aus Geldgier.«
Alexander dachte über die gesamte Lage nach und hörte nur noch mit halbem Ohr zu. Langlade und Chartrand wussten nicht, wer van der Meer und die Franzosen
Weitere Kostenlose Bücher