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Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Titel: Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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zu trösten. Angesichts von so viel Boshaftigkeit fühlte sie sich hilflos. Wie konnte sie ihren Sohn vor solchen Worten schützen, von denen sowohl ihr Sohn als auch sein kleiner Freund wussten, dass sie verletzend waren, wenn sie auch nicht ganz begriffen, was sie bedeuteten? Mit einem Mal erinnerte sie sich an einen Tag, an dem er im Garten mit Julien gespielt hatte. Irgendwann war sein Kamerad weinend und mit aufgeschwollener, blutender Lippe im Salon aufgetaucht. Gabriel hatte ihn mit der Faust ins Gesicht geschlagen. Da ihr Sohn sich nicht bei Julien entschuldigen wollte, dem er vorwarf, ihn »dummer Affe« genannt zu haben, hatte Isabelle ihn bestraft und ihm für den Rest des Nachmittags Stubenarrest verordnet. Jetzt ahnte sie, was ihn wohl zu seiner Tat angestachelt hatte; bestimmt war »dummer Affe« nicht die einzige Beleidigung gewesen, die sein Freund ihm an den Kopf geworfen hatte. Wie lange musste ihr Junge schon solche Schmähungen über sich ergehen lassen?
    Plötzlich wurde Isabelle klar, dass er nicht wirklich gleichaltrige Freunde hatte. Lieber spielte er mit Tieren und Insekten und misshandelte sie. Jetzt ging ihr auf, dass er keinen anderen Weg gewusst hatte, sich für die bösen Worte, die er ständig hörte, zu entschädigen. Und sie hatte ihn für seine Grausamkeit bestraft! Wie ahnungslos sie gewesen war! Sie musste darüber nachdenken und etwas verändern. Isabelle war zutiefst bekümmert und wandte sich kurz ab, damit der Kleine nicht sah, dass Tränen in ihren Augenwinkeln standen. Dann wechselte sie das Thema.
    »Ehe wir nach Hause fahren, muss ich noch zur Hutmacherin. Marie erledigt währenddessen die Einkäufe auf dem Markt. Und du, mein Junge, kommst mit mir.«
    Mit vollem Mund tat Gabriel, als bewundere er die Silberschnallen an seinen Schuhen, denn er wollte dem Blick seiner Mutter nicht begegnen: Er hatte keine Lust, sich wegen des verbeulten Huts erneut böse Blicke einzuhandeln. Sie hatte seine Frage nicht beantwortet, aber er würde sie ihr später noch einmal stellen.
     
    Bei der Hutmacherin nestelte Gabriel gelangweilt am Saum seiner Weste. Er begleitete seine Mutter nicht gern in die Läden. Da waren nur Frauen… und kleine Mädchen wie das, das ihm gegenüber saß und sich mit Kuchen vollstopfte. Jetzt beobachtete er sie schon eine ganze Weile und zählte die Kuchenstücke, die in ihrem von klebrigem Guss verschmierten Mund verschwanden. Das Mädchen warf ihm ein Lächeln zu, auf das er mit einer Grimasse antwortete.
    Müde beschloss der Knabe, seine Finger mit etwas anderem zu beschäftigen. Madame Dumas, eine weitere Kundin der Hutmacherin, sah ihn streng an.
    »Ihr werdet entzückt sein«, meinte Madame Cadieux begeistert und schob Isabelle vor den Spiegel. »Habt Ihr bemerkt, wie fein die Arbeit ist? Das ist kein Stroh von irgendeinem Bauernhof ! Diese Turcotte ist eine echte Perle! Ich habe sie vergangenes Jahr entdeckt. Sie hat wahre Feenfinger, und ihre Hüte sind genauso schön wie die, die wir früher aus Paris bekommen haben, und um die Hälfte billiger!«
    »Oh, er ist wunderschön«, sprang ihr Françoise Rouvray bei.
    Isabelle schlang das breite Band unter ihrem Kinn zu einer Schleife, bewunderte sich im Spiegel und drehte den Kopf von einer Seite auf die andere. Dann nickte sie.
    »Und er stinkt nicht nach Heu!«, setzte die Hutmacherin hinzu. »Wie Ihr feststellen könnt, weicht die Turcotte ihr Stroh in parfümiertem Wasser ein.«
    »Hmmm …«, meinte Isabelle zufrieden.
    »Mama …«
    »Warte doch, Gabriel. Siehst du nicht, dass ich beschäftigt bin?«
    »Ist de’ für das Picknick morgen?«
    Madame Cadieux machte jetzt die Hutschachtel zurecht.
    »Ja, beim Sieur d’Ailleboust.«
    »Mama …«
    Gereizt seufzend drehte Isabelle sich zu dem Störenfried. Gabriel lächelte ihr merkwürdig zu und hielt den Finger in die Höhe, an dem ein dicker Klumpen Nasenschleim hing.
    »Mama«, flüsterte sein Stimmchen, »ich weiß nicht, wo ich das hintun soll.«
    Als sie sah, was er da hatte, spürte Isabelle, wie sie bis an die Haarwurzeln errötete. Sie beugte sich über ihren Sohn, wobei sie froh über die Deckung war, die ihr die breite Hutkrempe bot.
    »Gaby! In dein Taschentuch natürlich! Ich dachte, ich hätte dich gelehrt …«
    »Ich weiß, abe’ ich hab mein Taschentuch nicht…«
    »Und wo ist es? Ich habe dir heute Morgen ein sauberes gegeben.«
    »Ich hab mi’ damit die Konfitü’e von den Finge’n abgewischt. Es wa’ ganz schmutzig, da hab

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