Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Titel: Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
Vom Netzwerk:
Lederkleidung.
    »Flügel? Ähem … nein. Ich wollte Madame van der Meer sprechen. Aber ich kann noch einmal wiederkommen, wenn …«
    »Madame van der Meer? Sie ist verstorben, Monsieur.«
    Wie vor den Kopf geschlagen starrte er die Frau an, die mit gerunzelter Stirn dastand und nur darauf zu warten schien, dass er ging, weil sie Dringenderes zu tun hatte.
    »Aber… Wann war denn das?«
    »Vergangene Woche. Genau gesagt am Donnerstag.«
    »Letzte Woche …«
    Als die Frau sah, wie erschüttert er war, fragte sie, ob sie ihm behilflich sein könne. Nein, gab er zurück, dankte ihr und ging.
     
    »Au!«, rief ein helles Stimmchen.
    Alexander war so in seine Gedanken versunken gewesen, dass er den kleinen Jungen nicht bemerkt hatte, der vor ihm vorbeilief, und den er umgeworfen hatte. Das Kind saß auf dem Hosenboden.
    »Oh! Entschuldige, mein Junge!«
    Der Kleine stand auf, nahm seinen Apfel wieder und musterte den Mann, der seinen Arm nahm, mit verwunderter Miene. Furchteinflößend sah er aus mit seiner indianischen Kleidung, dem langen, sehr dunklen Haar, aus dem zwei Federn herabhingen, und dem Bart, der seine Wangen und sein Kinn überwucherte. Er ähnelte den beiden Wilden, die ihn begleiteten und zu ihm herablächelten. Aber die Wilden hatten alle so schwarze Augen wie Marie und keinen Bart. Der Fremde war also keiner.
    »Habe ich dir wehgetan?«, fragte Alexander und musste sich angesichts der beeindruckten Miene des Kleinen ein Lachen verbeißen.
    »Nein …«
    Plötzlich fiel Gabriel wieder ein, dass er von einem wütenden Obsthändler verfolgt wurde. Er sah in die Richtung, aus der er kommen würde, und beeilte sich, den Apfel unter seine Weste zu stecken. Da stürzte schon ein dicker Mann keuchend und hochrot angelaufen herbei und wies anklagend mit dem Finger auf ihn.
    »Du da! Du, kleiner Strolch! Gib mir meinen Apfel zurück, du kleiner Dieb! Eine Schande ist das! Ein so gut gekleideter Knabe, und dann einen armen Händler zu bestehlen, der im Schweiße seines Angesichtes versucht, seine Kinder zu ernähren, die nicht einmal Holzpantinen an den Füßen haben?!«
    Der Obsthändler wollte den Jungen packen, aber Alexander schob sich dazwischen. Er überragte den Mann um einiges.
    »Heda! Mischt euch da nicht ein, ihr Wilden! Ich habe mit meinen eigenen Augen gesehen, wie der kleine Bengel meinen Apfel gestohlen hat.«
    Der Mann versuchte an dem Schotten vorbeizukommen.
    »Wie viel?«
    »Was?«
    »Ich sagte, wie viel wollt Ihr für den Apfel haben, Monsieur ?«
    »Glaubt Ihr, das lasse ich mit mir machen? Der Dieb muss bestraft werden, sonst tut er es wieder, das schwöre ich Euch!«
    »Wie viel verlangt Ihr für den Apfel?«, beharrte Alexander drohend.
    Der Händler erstarrte und musterte die drei Männer aus zusammengezogenen Augen: ein Trapper und seine Begleiter, die gekommen waren, um das Ergebnis ihrer winterlichen Jagd zu verkaufen und ihren Gewinn noch nicht in den Tavernen ausgegeben hatten.
    »Na schön … Zehn Sol.«
    »Zehn Sol für einen Apfel?«
    »Sagen wir sechs.«
    »Macht Ihr Euch über mich lustig, Monsieur? Ich frage mich, wer hier der Dieb ist. Ich gebe Euch zwei, nicht mehr.«
    Alexander wühlte in dem Lederbeutel, der neben dem langen Messer an seinem Gürtel hing, und zog die Summe hervor. Der Mann steckte das Geld murrend ein und ging zu seinem Stand zurück. Der Kleine starrte Alexander mit offenem Mund an.
    »Mach den Mund zu, a bhalaich , mein Junge, sonst gibt es heute zum Abendessen Fliegen.«
    Alexander kauerte sich vor dem Jungen hin.
    »Wie heißt du denn?«
    »Ähem … Gab’iel …«
    »Gabrrriel«, verbesserte ihn der Schotte. »Du musst spüren, wie deine Zunge an deinem Gaumen vibriert. Bist du ganz allein, oder sind deine Eltern in der Nähe?«
    »Ma’ie und Mama sind bei mir. Mama kauft sich einen Hut, aber ich kann Läden nicht leiden.«
    »Und deswegen bist du weggelaufen?«
    »Nein… nicht ganz. Ich sollte d’außen wa’ten, bis sie mit Einkaufen fe’tig ist.«
    Alexander lächelte und tätschelte ihm das leuchtend rote Haar.
    »Hmmm, verstehe. Ich mag Läden auch nicht besonders gern. Ich muss allerdings ein paar aufsuchen, um ein Geschenk für eine Freundin auszusuchen… Und während du auf deine Mama wartest, stiehlst du Äpfel?«
    Gabriel errötete heftig und ließ den Kopf hängen.
    »Also … ich … Ich tue es auch nicht wiede’, Monsieur.«
    »Deine Mutter wird gewiss sehr traurig sein, wenn sie erfährt, dass du in ihrer Abwesenheit

Weitere Kostenlose Bücher