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Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Titel: Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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musste wieder an den verbeulten Hut denken und daran, wie furchtbar zornig sie an diesem Tag gewesen war. Mit seinen ständigen Eskapaden brachte Gabriel sie oft außer sich. Doch er trieb sie nicht nur zur Weißglut, sondern erweckte auch die zärtlichsten Gefühle in ihr. Er war von einer solchen entwaffnenden Naivität! Eigentlich war es nur seine lebhafte Neugier, die ihn immer wieder in Schwierigkeiten brachte.
    Isabelle fürchtete den Tag, an dem ihr einziger Sohn ihr vor der Haustür Lebewohl sagen würde, während Basile die Reisetruhe des Studenten in die Kutsche hievte. Sie erinnerte sich an ihren Bruder Guillaume, der am Tag seiner Abreise gezwungen gelächelt hatte, während seine Mutter still um ihn geweint hatte, und sie bedauerte, dass sie keine Kinder mehr bekommen würde… Im Haus würde es sehr still werden, wenn Gabriel in das Seminar von Québec eintrat.
    Mit einer graziösen Handbewegung verscheuchte sie ihre düsteren Gedanken und konzentrierte sich lieber auf die immer noch andauernde Krise der Institutionen. Während der letzten drei Jahre hatten die Kanadier einen Sieg über Thomas Walker und seine Clique errungen, denn es war ihnen gelungen, die katholischen Knabenschulen wieder einzuführen. In seinem Bestreben, die katholischen Kanadier endgültig von der Macht fernzuhalten, war es dem Händler aus Boston gelungen, am Stuhl von Gouverneur Murray zu sägen und dafür zu sorgen, dass er in Ungnade fiel. Seiner Meinung nach stellte die Milde, die der Gouverneur gegenüber den Besiegten walten ließ, eine Gefahr für die protestantische, britische Regierung der Provinz dar. Murray hatte sich auf der Petit Guillaume nach England eingeschifft. Im Juni 1766 war das gewesen, kurz nachdem er den Kanadier Monseigneur Briand, der ausgerechnet aus London zurückkehrte, zum Bischof von Québec ernannt hatte.
    Dieser Krieg zwischen Walker und Murray war durch einen eigentlich ganz banalen Vorfall ausgelöst worden. Im Spätherbst des Jahres 1764 weigerte sich ein englischer Bürger von Montréal, dem Einquartierungsbefehl, den ihm Hauptmann Payne vorlegte, Folge zu leisten. Der Krieg war zwar vorüber, aber in den Kasernen fehlte es an Platz, sodass die Bewohner gezwungen waren, die in Montréal verbliebene Garnison bei sich aufzunehmen. Der britische Militär war trotzdem eingezogen, und als sein Gastgeber ihn aus dem Haus wies, widersetzte er sich. Thomas Walker hatte als Richter in diesem Rechtsstreit zu entscheiden. Er steckte den Hauptmann kurzerhand ins Gefängnis. Einige Tage später wurde Payne gegen Kaution freigelassen.
    Kurz danach brach eine Bande maskierter Männer bei Walker ein und schlug ihn brutal zusammen. Es kam zu Anklagen und einem Prozess. Obwohl die Angeklagten – Soldaten aus dem 28. Regiment von Gloucestershire – offensichtlich schuldig waren, sprach das Kriegsgericht sie frei. Walker, der von Murray seines Amts als Friedensrichter enthoben worden war, weil er sich über einen militärischen Befehl hinweggesetzt hatte, wurde tätig und vervielfachte die Anzahl seiner Petitionen, deren Ziel es war, den General seiner Stellung als Gouverneur zu entheben und eine zivile Regierung einzusetzen. Wie er erklärte, hatte die Militärherrschaft lange genug gedauert. Es war mehr als an der Zeit, dass Murray, der viel zu nachsichtig mit den Besiegten umging, nach London zurückkehrte. Walker reiste ab, um seine Forderung persönlich beim Kronrat vorzulegen.
    Doch mit Murrays Absetzung war dieser eingeschworene Feind alles Französischen noch nicht zufrieden. Er wollte eine englischsprachige gewählte Versammlung und schien es sich zur Mission gemacht zu haben, die Kanadier zu bloßen Zuschauern bei der Regierung der Provinz zu machen. Murray war überzeugt davon gewesen, dass die Einwohner des Landes ein Wort mitzureden hatten, und hatte adligen Kanadiern die Bildung von Ratsversammlungen gestattet. Aber obwohl diese Versammlungen unter dem wachsamen Auge des jungen Mabane, eines Schotten, stattfanden, war Walker nicht beruhigt gewesen.
    Der Bostoner sollte sich seines Sieges nicht lange erfreuen. Murray war zwar nach England zurückgekehrt, behielt aber sein Amt. Außerdem vertrat Guy Carleton, der neue Verwalter der Kolonie, die gleichen Ansichten wie sein Vorgänger. Er glaubte, dass man den Kanadiern gewisse Rechte zugestehen musste und wünschte sich, dass zwischen Siegern und Besiegten eine Art Harmonie eintrat.
    Aber das alles schleppte sich dahin, und die Kanadier wurden

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