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Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Titel: Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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Erbteil ihres Vaters, das beim Verkauf des Hauses gerettet worden war. Pierre hatte ihm einen Ehrenplatz im Salon gegeben. Aber seit dem schrecklichen Tag, an dem Justine verkündet hatte, dass sie den Notar Larue heiraten würde, hatten Isabelles Finger die Elfenbeintasten kaum noch berührt.
    Ein Bild trat vor das innere Auge der jungen Frau: ihre Mutter, wie sie vor diesem Instrument saß und ihre Finger über die Tasten gleiten, ja fliegen ließ und ein wunderbares Musikstück spielte. Ihre Mutter hatte also einmal auf dem Cembalo gespielt. Aber wann war das gewesen? Es musste ziemlich lange her sein, weil ihre Erinnerung so verschwommen war.
    Sie schob die traurigen Reminiszenzen beiseite und ging in Richtung Arbeitszimmer, wo noch Licht brannte. Vorsichtig schob sie die Tür auf und steckte den Kopf durch den Rahmen. Niemand da. Wo steckte Pierre? Sie hörte ein ersticktes Murmeln, ein dumpfes Stöhnen, und wandte den Kopf zum hinteren Teil des Raums. Dort befand sich eine Kammer, die als eine Art Archiv diente. Sie hatte sie noch nie betreten, da sie nichts von Interesse für sie barg. Wahrscheinlich suchte Pierre dort nach einem Dokument. Vielleicht sollte sie lieber erst morgen mit ihm sprechen. Er war momentan so beschäftigt. Nein, morgen hätte sie bestimmt nicht mehr den Mut dazu. Sie schloss die Augen, holte tief Luft und ging zu der Kammer. Vorsichtig öffnete sie die Tür.
    Pierre war tatsächlich dort, aber… aber… Die Hand vor den Mund geschlagen, um nicht zu schreien, klammerte sie sich am Türrahmen fest und betrachtete mit weit aufgerissenen Augen das Schauspiel, das sich ihr bot: Pierre lag auf dem Rücken und stieß mit heftigen Beckenbewegungen in Élise hinein, die jedes Mal aufstöhnte. Die junge Frau, die möglicherweise den Schatten ihrer Herrin gesehen hatte, wandte den Kopf und stieß einen leisen Schrei aus, der sich mit Pierres Luststöhnen mischte, als er zum Höhepunkt kam und mit durchgebogenem Rücken erstarrte.
    Das Dienstmädchen starrte Isabelle aus großen Augen an und machte sich von ihrem Herrn los. Sie zog ihr Nachthemd herunter und kauerte sich in einer dunklen Ecke zusammen. Bei Pierre, der noch wie benommen von seiner ehebrecherischen Lust war, dauerte es länger, bis er reagierte. Einen Moment lang verharrte er noch, keuchend, mit zurückgeworfenem Kopf. Sein Körper erschlaffte, und das Corpus delicti bot sich Isabelles Blick dar.
    Endlich bemerkte er Élises erschrockenes Gesicht, drehte sich langsam um und erblickte seine Frau, die mit entsetzter Miene dastand. Einen Moment lang schien die Zeit stillzustehen, und Isabelle spürte, wie das schwache Band, das sie mit ihm verband, unwiderruflich zerriss. Dann holte Pierre die Wirklichkeit ein, und er brach schluchzend auf dem Boden zusammen.
    »Oh mein Gott! Vergebt mir …«
    Vollkommen gefasst starrte Isabelle ihn kalt an. Sie warf dem Hausmädchen einen letzten bösen Blick zu, wandte sich ab und verließ die Kammer.
     
    Die Arme um die Beine geschlungen, die sie bis unters Kinn hochgezogen hatte, saß sie auf dem Bett und wartete. Sie wusste, dass er kommen und an ihre Zimmertür klopfen würde. Es dauerte länger als eine Stunde, bis es so weit war. Sie hob den Kopf. Die Männergestalt blieb fluchtbereit auf der Türschwelle stehen. Keine Kerze erhellte den Raum. Während die Sekunden vergingen, suchte im Licht des Kaminfeuers jeder im Blick des anderen nach einem Zeichen von Zorn oder Reue. Pierre schaute als Erster weg.
    »Isabelle … Ihr müsst verstehen …«
    »Was verstehen? Dass Ihr nicht in der Lage seid, Eure niedrigen Instinkte zu beherrschen?«
    »Ihr wisst, dass es nicht darum geht…«
    »Dann sagt mir doch, worum es geht, mein teurer Ehemann! Das, was ich … gesehen habe …! Sie wird gleich morgen das Haus verlassen! Ausgeschlossen, dass Ihr das ganze weibliche Personal schwängert, während ich …«
    »Schwängern? Ist das alles, was Euch schockiert und Sorgen macht? Dass ich das Hausmädchen schwängere?«
    Das Gesicht in ungläubigem Zorn verzogen, musterte er sie einen Moment lang. Dann stieß er ein Gelächter aus, bei dem es Isabelle kalt den Rücken hinunterlief.
    »Schwängern? Ha, ha, ha! Da macht Euch keine Gedanken, dazu wird es nicht kommen! Unmöglich! Ich bin …«
    Als er sah, wie Isabelle die Stirn runzelte, unterbrach er sich abrupt.
    »Und warum seid Ihr Euch da so sicher? Wisst Ihr da etwas über Élise? Oder …«
    Sie erforschte Pierres Züge, doch er hielt ihrer

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