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Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Titel: Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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versteigert. Stewart, der damals ein Säugling gewesen war, hatte wie durch ein Wunder überlebt. Der Besitzer einer Zuckerrohrplantage hatte seine Mutter gekauft. Sie hatte dort zuerst als Schneiderin und dann als Köchin gearbeitet, und sie hatte sich in einen Sklaven verliebt, mit dem sie sieben weitere Kinder bekommen hatte. Aber nur Francis hatte bis ins Erwachsenenalter überlebt.
    Isabelle lauschte der Erzählung interessiert und stellte zwei Teller auf den Tisch. Aus dem Augenwinkel beobachtete sie Alexander, der eine gelassene Miene zur Schau trug, um zu verbergen, welche Gefühle die Erwähnung von Culloden wirklich in ihm ausgelöst hatte. Die Männer nahmen ihre Gabeln und begannen von dem Ragout zu essen. Dabei sprachen sie weiter. Marie trug Gabriel und Francis das Essen auf und schenkte Letzterem ein Lächeln, das Isabelle nicht entging. Obwohl er genauso groß wie Alexander war, konnte der junge Mann aus Antigua nicht älter als sechzehn oder siebzehn sein. Er besaß das gleiche Lächeln wie sein Halbbruder, aber ein feiner geschnittenes Gesicht, in dem die Knochen unter der glatten, sehr dunklen Haut deutlich hervortraten.
    »Igitt!«, stieß Gabriel hervor und spuckte den Bissen wieder auf seinen Teller. »Das will ich nicht essen! Es schmeckt nicht.«
    »Das ist Bär«, erklärte Alexander und schwenkte sein Messer, auf dessen Spitze ein Stück Fleisch steckte. »Bär ist etwas Gutes. Hör auf zu jammern, und iss deinen Teller leer.«
    Isabelle gefiel sein Ton nicht, und sie runzelte die Stirn und stieß ihn mit dem Fuß an, um seine Aufmerksamkeit zu wecken.
    »Was ist?«, fragte er achselzuckend, gleichgültig gegenüber den Blicken, die sich ihnen zuwandten. »Das ist doch nicht das erste Mal, dass er Bärenfleisch zu essen bekommt, God damn! Er muss lernen, dass man isst, was auf den Tisch kommt!«
    Mit diesen Worten führte er ein Stück zum Mund, dann noch ein anderes. Während er kaute, sah er auf das Gericht auf seinem Teller hinunter und rührte ein paar Sekunden lang darin herum.
    »Dé a tha seo? « Was ist das?
    »Das ist Bärenragout, Alex!«
    Stewart schluckte seinen Bissen hinunter und unterdrückte aus Höflichkeit eine Grimasse.
    »Ich hab di’ doch gesagt, das schmeckt nicht, Mama!«
    Gabriel schob einen mit Soße überzogenen Brocken an den Rand seines Tellers und wandte sich an die Männer.
    »Das ist de’ … Bo … bovist, de’ nicht gut ist.«
    »What? «
    »Das ist ein ganz g’oße’ Pilz, ve’stehst du? Ich wollte ihn behalten und damit spielen, abe’ Mama wollte ihn unbedingt kochen.«
    »Heiliger Himmel, Gaby! Ein Bovist ist ein Pilz wie ein Champignon, und Champignons schmecken doch gut!«
    Mit diesen Worten setzte sich Isabelle.
    »Ja, für Hexen sind Pilze etwas Gutes, allerdings!«, brüllte Alexander. »Versuchst du etwa, uns zu vergiften und unsere Gäste zu vertreiben?«
    Sie biss ein Stück von dem fraglichen Nahrungsmittel ab, schluckte ihre zornige Erwiderung zusammen mit dem Stück Pilz herunter und unterdrückte einen Anflug von Übelkeit.
    »Nun, a ghràidh «, erkundigte sich Alexander breit lächelnd, »wie schmeckt dir dein Ragout?«
    »Da ich nichts anderes gefunden habe, abgesehen von wilden Tieren, die uns fressen wollten, bin ich damit sehr zufrieden! Ich finde sogar den Pilz… ganz gut.«
    Sie kaute ein weiteres Stück und bemühte sich, eine zu ihren Worten passende Miene aufzusetzen.
    »Nun gut! Ich kann das für mich nicht behaupten! Aber ich habe im Leben schon allerhand Übles gegessen … Heute Abend schmeckt mir dieser Bastard von einem Bären besser, der beinahe meinen Sohn gefressen hätte, nur weil du auf die Idee gekommen bist, zu weit in den Wald zu gehen.«
    Die vor Soße triefende Gabel blieb vor Isabelles erschrocken aufgerissenem Mund in der Luft hängen. Das Stück, das sie aufgespießt hatte, fiel mit einem leisen Plop auf den Teller zurück. Sie warf einen Blick zu Gabriel, der viel zu beschäftigt damit war, den Inhalt seines Tellers zu sortieren, um etwas gehört zu haben. Sie wurde zuerst blass und lief dann rot an. Die anderen, die keinen Grund hatten, Anstoß an Alexanders Äußerung zu nehmen, reagierten nicht. Keiner der Gäste hatte daran gezweifelt, dass der Schotte und das Kind, das ihm so ähnlich sah, Vater und Sohn waren. Nur Marie riss die Augen auf. Als Alexander sein Schnitzer bewusst wurde, stand er auf und ging hinaus.
     
    »Er soll es nicht wissen, Alex! Du musst lernen, auf deine Worte zu

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