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Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Titel: Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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Aufmerksamkeit spannte er die Arme an und ließ seine tätowierten Muskeln spielen. Ein ziemlich einfältiges Imponiergehabe, aber es erzielte immer Wirkung.
    »Wenn er nicht in seinem Unterstand unter den Tannen ist, dann ist er mit Otemin zum Teich gegangen, um zu fischen.«
    »Ähem … gut, ich gehe nachsehen.«
    Angesichts dieser Zurschaustellung von Männlichkeit fühlte Isabelle sich leicht verlegen. Sie dankte Alexander und ging zu der Stelle, an die sich die Kinder oft zurückzogen, einem Unterstand aus Ästen, den die Männer beim Bau der neuen Hütte für Munro und Mikwanikwe angelegt und stehen gelassen hatten. Gabriel nannte ihn die »Räuberhöhle«. Im Moment war sie leer.
    Gabriel hatte ihr ausdrücklich verboten, den Unterstand zu betreten. Ein wenig beschämt nutzte Isabelle jetzt die Gelegenheit, den Raum zu inspizieren. Während ihre Augen sich an die Dunkelheit gewöhnten, verzog sie angeekelt das Gesicht, als die Ergebnisse von Gabriels und Otemins Spielen vor ihr Gestalt annahmen. Verschiedene Insekten und kleine Tiere waren mit Nadeln auf mehreren Rindenstücken aufgespießt; es war eine ganze Sammlung von Marienkäfern, Spinnen, Amphibien und Nagern, die mit einer Substanz, die stark nach Kiefernholz roch, erstaunlich gut konserviert waren…
    »Igitt!«
    Sie entdeckte sogar das Fell einer Bisamratte. Es war auf einen grob aus kleinen Zweigen gefertigten Rahmen gespannt, der den von Mikwanikwe zu diesem Zweck verfertigten ähnelte. Gabriel war dermaßen wissbegierig und erpicht darauf, neue Dinge zu lernen, dass er vergnügt seine Umgebung erforschte und alle möglichen Experimente durchführte. Sollte es möglich sein, dass er sogar jagte?
    »Dieses Leben unter Wilden wird ihn noch völlig verderben!«, murrte sie und hob die Schachtel mit ihren Nadeln vom Boden auf.
    Eine frische Brise war aufgekommen. Isabelle schnürte ihr Mieder ein wenig lockerer, um sich die feuchte Haut kühlen zu lassen. Das tat gut. Dann erblickte sie Mikwanikwe, die im Gemüsegarten auf allen vieren Unkraut jätete. Die junge Frau hatte ihren Rock geschürzt und bot einen erstaunlichen Blick auf ihre langen, bronzefarbenen Beine. Sie schien sich gar nicht zu schämen, sich so vor den Männern zu zeigen. Isabelle erinnerte sich genau an einige Blicke, mit denen Alexander die goldfarbene Haut bedacht hatte, und konnte sich nicht verhehlen, dass sie darüber gereizt war. Sie musterte ihre eigene Kleidung und musste zugeben, dass das schwarze Kleid nicht das reizvollste unter den fünfen war, die sie mitgenommen hatte, und dass es wahrscheinlich normal war, wenn Alexander sich stärker für Mikwanikwe interessierte.
    Ein lautes Stöhnen, das aus dem Küchengarten drang, riss sie abrupt aus ihren Überlegungen. Mikwanikwe presste eine Hand, in der sie noch Quecken hielt, zwischen ihre Beine und hielt sich mit der anderen den kugelrunden Bauch. Marie wedelte mit den Armen und rief die Männer zu Hilfe. Isabelle erbleichte. Sie rannte die Anhöhe hinauf und lief dann durch den Kanal, in dem nur ein dünnes Wasserrinnsal floss, um der Indianerin zu Hilfe zu kommen.
    »Isabelle, dinna !« Nicht, Isabelle …
    Alexander stürzte brüllend und gestikulierend auf sie zu. Jetzt sprang er ebenfalls in den Graben. Verwirrt über sein seltsames Benehmen war Isabelle stehengeblieben und musterte ihn verblüfft.
    »Aber nicht ich habe geschrien …«
    »Hinter dir!«
    Während sie sich umdrehte, spürte sie, wie der Boden unter ihren Füßen wegrutschte und sie davongerissen wurde wie ein Halm. Eine Faust packte sie fest am Rock und zog daran, um sie aus dem schlammigen, strudelnden Wasser zu ziehen, das ihr in den Mund und die Nase drang. Spuckend und hustend klammerte sie sich, so gut sie konnte, an Alexanders Hosen fest.
    »Halt dich!«
    Der Schotte stieß einen Schrei aus, der aus seinem tiefsten Inneren aufzusteigen schien, und hievte sie dann grob auf trockenen Boden, ehe er sich keuchend neben ihr niederfallen ließ. Sekunden später begriff er, was da geschehen sein musste, und wurde leichenblass.
    »Der Damm… God damn! Der Damm! Gabriel!«
    Immer wieder wegrutschend kletterte er den Erdhügel hinauf und rannte am Kanal entlang, zu der Quelle des Wassers, das sich durch die Rinne ergoss.
    »Der Damm? Neiiin! Gaby!«
    Isabelle wälzte sich herum, verfing sich mit den Füßen in ihren Röcken und kam endlich auf die Beine. Munro, der seiner sich vor Schmerzen krümmenden Frau Beistand leistete, wandte den Kopf in die

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