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Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Titel: Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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Besitzer. Gabriel gewöhnte sich besser ein, als sie erwartet hatte. Außerdem machte seine Aussprache große Fortschritte, weil er Alexanders und Munros Akzent nachzuahmen versuchte. Langsam wurden Vater und Sohn immer vertrauter. Isabelle allerdings empfand ein seltsames Gefühl, wenn sie die beiden miteinander sprechen sah: Es fiel ihr noch schwer, die Liebe ihres Sohnes mit jemand anderem zu teilen.
    Mit Pierre hatte sie das gleiche Problem gehabt. Da der Notar nicht der leibliche Vater ihres Kindes gewesen war, hatte sie zu verhindern versucht, dass er sich an ihn anschloss. Damals hatte sie das normal gefunden. Doch jetzt wurde ihr klar, dass sie Gabriel für sich allein hatte haben wollen. Man hatte ihr den Geliebten geraubt, da sollte man ihr den Sohn nicht auch noch nehmen! Daher hatte sie Gabriel eifersüchtig gehütet wie eine Henne ihr Küken. Daraufhin hatte Pierre ihm Spielzeug und Bücher gekauft, die seine Spielkameraden blass vor Neid werden ließen. So war es ihm gelungen, trotz ihres Widerstands Gabriels Aufmerksamkeit zu erlangen und seine Liebe zu gewinnen.
    Den Blick ins Leere gerichtet und mit müßiger Hand dachte Isabelle, dass Pierre mit allen Menschen so umgegangen war. Hatte er sich ihr gegenüber nicht genauso verhalten? Ihm war jedes Mittel recht gewesen: Er hatte sie mit Schmuck überhäuft und mit schönen Dingen umgeben. Was seine ehebrecherischen Beziehungen anging, so hatte er sicherlich gehofft, sie eifersüchtig zu machen und zurück in sein Bett zu holen … Und als er sein Ziel nicht erreichte und sich gedemütigt fühlte, da hatte er noch Schlimmeres getan …
    Hatte er sie wirklich geliebt? Oder war sie für ihn einzig und allein das Objekt seiner Verführungskünste gewesen? Hatte er nicht einfach die Macht erleben wollen, ihre Liebe zu erwecken? Doch sie konnte nicht leugnen, dass er sie auf seine Weise geliebt hatte. Jeder Mensch hatte eben einen bestimmten Grund, aus dem er einen anderen liebte … Nur Gott liebte gänzlich uneigennützig.
    Kopfschüttelnd konzentrierte sie sich auf den Gegenstand ihrer Suche und griff von neuem in das Wirrwarr aus Bändern und Garnsträngen.
    »Verflixt, wo sind meine Nadeln? Gaaabriel! Komm her! Wo steckt denn der kleine Strolch wieder? Wenn ich den in die Finger bekomme …«
    Sie ließ ihre Flickarbeit auf dem Tisch liegen und trat aus der Hütte. In der unmittelbaren Umgebung schien ihr Sohn nicht zu sein. Mit raschen Schritten ging sie zum Feld, wo die Männer sich bemühten, einen Baumstumpf auszugraben. Die MacInnis-Brüder waren mit von der Partie. Alexander war es zufrieden, dass sie geblieben waren. Die beiden jungen Männer halfen nicht nur bei der Jagd und der schweren Arbeit, sondern er hatte auch das Gefühl, dass durch ihre Anwesenheit die Frauen und Kinder sicherer waren. Doch Isabelle hatte bemerkt, welche Blicke Francis Marie zuwarf, die inzwischen eine Frau war. Wenn das »Sicherheit« sein sollte …
    »Alex!«
    Die Männer stöhnten vor Anstrengung. Isabelle verschränkte die Arme und tippte nervös mit dem Fuß auf. Alexander wandte ihr den Rücken zu, und seine Narben glänzten vor Schweiß. Sie erinnerte sich an Gabriels verblüffte, faszinierte Miene, als er zum ersten Mal das Netz aus durcheinanderlaufenden Wülsten erblickt hatte.
     
    Alexander hatte sein Hemd ausgezogen, um sich mit Wasser zu bespritzen. Gabriel war zu neugierig gewesen, um höflich zu sein. »Wa’um hast du so viele Na’ben auf dem ’ücken?«, hatte er gefragt. Alexander war erschrocken gewesen; er hatte ganz vergessen, dass sein Sohn seinen Rücken noch nie gesehen hatte. Dann hatte er in ungezwungenem Ton geantwortet. »Weil ich ungehorsam war, mein Junge.«
    »Au! Das muss abe’ eine sch’ecklich g’oße Dummheit gewesen sein!«
    »Groß? Nun ja, für den, der mich bestraft hat, war sie das wohl.«
    »Hat das wehgetan?« Alexander hatte mit ernster Miene genickt.
    »So weh, dass ich mich immer daran erinnere und es nicht wieder tue«, hatte er erklärt.
     
    »Was gibt’s?«, fragte er jetzt.
    Alexander stützte sich auf den Stiel einer Forke, die zwischen seinen Füßen im Boden steckte, und lächelte sie mit seinem von Schlamm und Schweiß triefenden Gesicht freundlich an.
    »Also, was ist? Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit! Hast du die dicken Wolken gesehen?«
    »Wo ist Gabriel?«
    Er seufzte. Isabelle betrachtete seine gebräunte, muskulöse Brust, die von einem dunklen Flaum bedeckt war. Geschmeichelt durch so viel

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