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Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Titel: Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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ja!«
    »Bären laufen aber vor Menschen davon«, beeilte Isabelle sich zu erklären und warf einen unsicheren Blick über die Schulter.
    Die Gruppe ging am Gemüsegarten entlang. Isabelle bemerkte, dass der Zaun schon wieder eingedrückt war. Alexander musste ihn rasch ausbessern, sonst würden sich an ihrer Stelle die Hirsche an der Ernte gütlich tun. Als sie die Lichtung erreichten, auf der die Margeriten wuchsen, sog Isabelle die Luft ein, die vom Duft der wilden Blumen gesättigt war. Durch das Blattwerk hindurch fiel die Sonne in Myriaden heller Strahlen ein. Der Gedanke an einen gefährlichen Bären verflog. Seidenpflanzen, Zichorien, Disteln und Ackersenf bildeten einen schillernden Teppich, über dem Dutzende großer, orangefarben und schwarz gemusterter Schmetterlinge flatterten. Die warme, trockene Luft trug das Gezwitscher der Vögel heran, die die Schönheit der Natur besangen. Hier knarrten keine Wagenräder, brüllten keine Betrunkenen, und es gab weder Kirchenglocken, die die Zeit markierten, noch das Geschrei der Ausrufer, die eine Proklamation bekannt machten. Nein, hier herrschte Stille…
    »Mama!«, rief Gabriel angesichts des bunten Teppichs mit einem Mal aus. »Schau, das sieht aus wie ein ’egenbogen, de’ auf die E’de gefallen ist!«
    »Ein Regenbogen bringt Glück, Gaby. Obwohl, auf dem Boden … das weiß ich nicht genau.«
    »Ganz bestimmt finden wi’ jetzt ganz viele Himbee’en!«
    Mit diesen Worten stürzte der Knabe sich in das Meer der Farben. Mit seinem hellroten Haar, das über seinen Schultern wehte, ähnelte er selbst einem Schmetterling. Die reizende kleine Otemin folgte ihm, fröhlich hüpfend wie ein Rehkitz, auf dem Fuß. Isabelle sah zu, wie die beiden Kinder in dem in allen Farben schillernden Pflanzenwerk verschwanden und, die Gesichter rot vor Aufregung und Hitze, gleich darauf wieder auftauchten. Was für ein herrliches Bild, und was für ein Glück für ihren Sohn! Mit einem Lächeln auf den Lippen sah Isabelle zum Himmel auf, dessen Blau sie an Alexanders Augen erinnerte. Sie fragte sich, wem sie für diesen wunderbaren Moment zu danken hatte.
    »Ich wusste es! Ich wusste es!«, schrie Gabriel und kam zu seiner Mutter zurückgerannt.
    »Was denn, mein Herz? Hast du viele Himbeeren gefunden?«
    »Ich wusste, dass es hier St’außen gibt! Keiner wollte mi’ glauben. Abe’ ich habe ein Ei gefunden. Komm schauen, Mama! Es ist ’iesengroß!«
    Isabelle und Marie folgten Gabriel durch den Farbenteppich bis zum Rand des Wassers, das plätschernd über Steine sprang. Dort befand sich, in ein Grasbüschel geschmiegt, tatsächlich etwas, das einem riesigen Ei zum Verwechseln ähnlich sah. Isabelle bückte sich und berührte es vorsichtig. Die weiche, matte Oberfläche war zu weich, um eine Eierschale darzustellen.
    »Das ist kein Ei, Gaby, sondern ein Pilz.«
    »Ein Pilz? Aber er hat gar keinen Hut!«
    »Erinnerst du dich an die kleinen Kugeln, die du so gern zertreten hast? Dabei stieg immer ein brauner Staub aus ihnen auf, der dir die Strümpfe schmutzig gemacht hat. Nun, dieser Pilz gehört zur selben Familie, aber er ist größer. Ein Riesenbovist.«
    Ungläubig runzelte der Kleine die Stirn.
    »Das soll ein Pilz sein?«
    »Ja.«
    Behutsam pflückte sie ihn ab.
    »Das gibt bestimmt einen lauten Knall, wenn ich da’aufsp’inge!«
    Marie und Otemin brachen angesichts der verzückten Miene Gabriels in Gelächter aus.
    »Das würde er bestimmt tun, wenn er reif wäre. Ich nehme ihn mit nach Hause. Er schmeckt ausgezeichnet, wenn man ihn mit Zwiebeln brät.«
    »Aber Mama! Ich will ihn nicht essen, sonde’n platzen lassen!«
    Isabelle ignorierte den Protest ihres Sohns und legte den eigenartigen Pilz in ihren Korb. Dann richtete sie sich auf und musterte forschend das Unterholz.
    »Hier müssen doch noch andere essbare Pilze wachsen. Da kochen wir uns ein köstliches Ragout.«
    »Igitt!«, stieß Gabriel mit einer vielsagenden Grimasse hervor.
    »Es gehört sich nicht, am Essen zu mäkeln, wenn die Nahrung so schwer aufzutreiben ist, Gaby! Ein paar Röhrlinge, Pfifferlinge oder Riesenschirmlinge in deiner Suppe werden dich schon nicht umbringen! Kommt, schaut euch um! Danach suchen wir Himbeeren und Blaubeeren.«
    Die Sonne stand schon hoch am Himmel, als Isabelle den letzten, aus Rinde geformten Behälter, der vor Haselnüssen und winzigen Beeren überquoll, in ihren Korb setzte. Zufrieden betrachtete sie ihre Ausbeute und legte ein Tuch darüber. Marie hob den Korb

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