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Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Titel: Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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von Colls Hand auskosten mögen. Ihr Herz wurde von Gefühlen aufgewühlt, und in ihrem Kopf purzelten die Worte durcheinander. Sollte sie die Tugendsame spielen und weglaufen, oder lieber ihren Empfindungen, die sie zu ihm zogen, freien Lauf lassen?
    »Sie sah Euch ein wenig ähnlich …«
    »Wer?«
    Sie sah zu ihm auf.
    »Meine Frau, Peggy.«
    Sie schaute ihn an und nickte leicht, ohne etwas darauf zu sagen.
    »Verzeiht, dass ich von ihr spreche. Peggy war eine bezaubernde, empfindsame Frau … Madam Madeleine … so wie Ihr. Das klingt dumm, ich weiß … Eigentlich wollte ich Euch sagen … dass ich Euch auch nach meiner Rückkehr nach Schottland nie vollständig vergessen konnte.«
    Madeleine blieb stumm, und er zögerte weiterzusprechen. Aus dem Augenwinkel beobachtete er sie, versuchte jede Änderung ihrer Miene zu deuten und wartete. Auf jeden Fall konnte er jetzt nicht mehr zurück. Entweder machte er ihr einen Antrag, oder er ging für immer fort. Endlich sprach sie.
    »Mich? Aber ich habe mir doch immer die größte Mühe gegeben, unfreundlich zu Euch zu sein!«
    »Ihr habt gelitten … und dafür hatte ich Verständnis.«
    »Oh ja! Gelitten habe ich.«
    Seufzend schlug sie die Augen nieder. Ein diffuser Schmerz, der im Lauf der Jahre nachgelassen hatte, erwachte in ihr erneut zum Leben. Oft dachte sie, dass dieser Schmerz nur in ihr wohnte, um sie daran zu erinnern, dass sie einmal geliebt hatte. Die Erinnerungen an ihre verlorene Liebe tauchten ab und zu auf, schemenhaft. Wenn es ihr nicht gelang, sich eine Tatsache oder einen bestimmten Moment ins Gedächtnis zu rufen, wurde sie von Panik ergriffen. Ihr wurde klar, dass sie sich nach und nach von ihrem Julien entfernte, und das machte ihr Angst.
    Das Auftauchen der Macdonalds bei ihr, in ihrem Leben, hatte ihre Erinnerungen schlagartig wieder hochkommen lassen. Die Bilder überfielen sie ohne Vorwarnung, wenn sie zur Milchkammer ging oder aus dem Stall trat, wenn Coll sich durch ihr Blickfeld bewegte … Verwirrt und zornig über dieses Gefühl, das in ihr aufstieg und ihre alte Liebe begrub, stürzte sie sich dann auf Anna und überschüttete sie mit ihrer Zuneigung. Andere Gefühle als Zärtlichkeit konnte und wollte sie nicht in ihrem Herzen zulassen.
    »Gelitten habe ich allerdings! Und zwar lange. Um ganz ehrlich zu sein, hat unser Wiedersehen auf dem Markt den Schmerz erneut geweckt… und die Erinnerungen an den Krieg und den Tod meines Mannes wieder lebendig gemacht.«
    »Und heute Abend, Madam ? Wie sind Eure Gefühle da? Bin ich in Euren Augen immer noch schuld an Euren Qualen?«
    »Nein«, murmelte sie, »nicht mehr, Coll. Wie könnte ich Euch etwas vorwerfen, das acht Jahre her ist? Eigentlich hätte ich das auch damals nicht gedurft. Auf die eine oder andere Art sind wir alle Opfer des Krieges gewesen…«
    Hoffnung stieg in Colls Brust auf und schnürte ihm die Kehle zu. Er fasste ihre Hand, die er immer noch hielt, fester und ließ den Blick über die goldschimmernden Locken schweifen, die unter ihrer gestärkten Haube hervorschauten. Er hätte schwören können, dass Madeleine ihre besten Kleider trug. Gerade jetzt passte der scharlachrote Halbleinenstoff ihres Mieders wunderbar zu der Farbe ihrer Wangen. Sie trug kein Umschlagtuch. Er erlaubte sich einen Blick auf ihr Dekolleté.
    Das Fenster stand an diesem warmen Augustabend offen, und eine Brise trug den süßlichen Duft des Gartens in den Raum. Man hörte das Rascheln der Clematis, die am Zaun rankte, und das beruhigende, melodische Zirpen der Grillen. Die Schaukel auf der Veranda knarrte leicht.
    Coll erstickte fast. Was sollte er sagen? Ein Heiratsantrag erschien ihm ein wenig überstürzt. Aber wenn es nur nach ihm gegangen wäre … schon allein zum Wohle seiner Tochter …
    »Danke. Ich hatte mich gefragt… ob Ihr nicht doch möchtet, dass ich …«
    »Bleibe?«
    Sie sahen einander an und sagten nichts mehr. Ihre Berührungen sagten mehr als Worte. Zuerst strich Coll flüchtig über ihren zitternden Handrücken, ließ den Finger dann über den Unterarm bis zu ihrer Ellenbeuge gleiten und erkundete Madeleines samtweiche Haut. Welches Gefühl trieb ihn wirklich an? Begierde? Sicherlich. Aber was noch? Liebe? Dazu war es noch ein wenig zu früh. Mit der Zeit würde das Gefühl schon klarer werden…
    Erschreckt rückte Madeleine ihren Arm weg, um sich der Hand zu entziehen, die sie dennoch vor Erregung erbeben ließ. Sie wünschte fast, die Kleine würde aufwachen und

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