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Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Titel: Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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Nun sag, warum hast du gerufen?«
    »Ich habe Bandit gefunden. Er benimmt sich ganz komisch.«
    »Was hat er denn jetzt schon wieder, dein Waschbär?«
    »Er will nicht mehr mit uns spielen, sondern versteckt sich unter dem dicken Baumstumpf und knurrt, wenn man ihm nahe kommt.«
    »Vielleicht hat er Hunger… Seit mehr als einer Woche lässt er sich kaum noch sehen.«
    »Ich habe ihm ein Stück Apfel und Möhren gegeben, aber er mag nicht.«
    »Dann muss er krank sein. Lass ihn in Ruhe, damit er sich ausruhen kann. In ein paar Tagen geht es ihm besser. Ähem … wo ist eigentlich Otemin?«
    »Sie ist bei Bandit geblieben. Wir haben ein Ameisennest voller Reis gefunden. Wusstest du, dass Ameisen Reis essen? Er schmeckt aber ziemlich merkwürdig …«
    »Reis?«
    »Na klar! Du weißt schon, diese weißen Samen, die wie kleine Maiskörner aussehen, aber kribbeln und in den Ländern wachsen, wo die Leute solche Augen haben.«
    Er zog seine äußeren Augenwinkel zu den Schläfen und markierte Schlitzaugen.
    »Ameisen fressen keinen Reis, Gaby … Oh, heiliger Himmel! Ich hoffe, du hast keine Ameiseneier gegessen!«, rief Isabelle.
    »Ei … eier? Du meinst, diese weißen Körner, das war kein Reis? Ich habe Ameiseneier gegessen? Ameisenbabys?«
    Gabriel war kreidebleich geworden, führte eine Hand an den Magen und die andere an seinen Mund und starrte seine Mutter entsetzt an. Dann riss er verstört die Augen auf.
    »Ich bekomme kleine Ameisen in meinen Bauch! Mama! Die Ameisen in meinem Bauch werden mich fressen! Hol sie aus mir heraus, ehe sie mich auffressen, Mama!«
    Isabelle strich ihrem Sohn, dem die Tränen in die Augen traten, über den Kopf.
    »Schon gut, Gabriel, du wirst keine Ameisen im Bauch haben. Du hast sogar schon Ameisen gegessen, als du ganz klein warst, und wie du siehst, bist du vollkommen gesund! Ameisen sind nicht giftig. Ich muss dir allerdings sagen, dass ich sie nicht besonders appetitlich finde.«
    Skeptisch zog der Kleine die Nase kraus und schniefte.
    »Bist du dir sicher, dass sie mich nicht fressen werden? Ich habe das Gefühl, sie krabbeln in meinem Bauch herum. Das kitzelt!«
    »Das ist nur Einbildung, nichts weiter. Ich schwöre es dir.«
    »Versprochen ist versprochen …?«
    »… und wird auch nicht gebrochen. Reicht dir das?«
    Gabriel nickte, horchte aber weiter in seine Eingeweide hinein. Isabelle musste wieder an Lavigueur denken und sah sich um.
    »Hast du hier heute Fremde herumlungern sehen, Gaby?«
    »Nein. Ich habe nur einen Skunk gesehen, der dort, wo wir den Abfall verbrennen, herumgeschnüffelt hat. Aber ich bin nicht näher herangegangen, wie Papa Alex es mir gesagt hat.«
    »Diese elenden Aasfresser!«
    Sie hatte gründlich genug von diesen schmutzigen, stinkenden Tieren. Letzte Woche hatten sie einen der Hunde kräftig parfümiert, und sie fürchtete immer, dass sie einmal Gabriel, Alexander oder sie selbst überraschen und begießen würden.
    »Was ist ein Aasfresser?«
    »Das ist ein Tier, das sich von verdorbenem Fleisch und Abfällen ernährt.«
    Nachdenklich runzelte Gabriel die Stirn.
    »Ist Bandit dann auch ein Aasfresser, weil er die Abfälle vom Tisch frisst?«
    »Nun … gewissermaßen schon.«
    »Igitt! Er wird krank werden, wenn er verpestetes Fleisch isst. Deswegen will er sich nicht mehr bewegen!«
    »Man sagt ›verdorben‹, nicht ›verpestet‹.«
    »Otemin sagt immer ›verpestet‹, und ihre Mama schimpft sie trotzdem nicht aus.«
    Isabelle seufzte gereizt, richtete sich auf und trocknete ihre schweißnasse Stirn.
    »Bandit frisst aber keine verfaulenden Reste. Dazu füttern wir ihn zu gut. Du brauchst dir keine Sorgen um seine Gesundheit zu machen.«
    »Aber du hast doch eben gesagt, er wäre krank!«
    »Das war nur eine Vermutung… Bleib bitte in der Nähe des Hauses!«
    »Ist gut!«
    Der kleine Junge zog sich die Hosen zurecht, eine Nachahmung seines Vaters. In dem Moment, als er sich abwandte, rief seine Mutter ihn noch einmal an.
    »Wenn du etwas brauchst, geh zu Mikwanikwe. Ich muss deine Schwester stillen und habe noch viel in der Küche zu tun.«
    »Gut, Mama!«
    Er sprang davon und hüpfte wie ein Rehkitz zwischen den Kohlköpfen und dem zarten Grün der Karotten davon. Doch plötzlich hielt er an und sprang in eine Ackerfurche.
    »Sag doch, Mama, wann ist Zabeth groß genug, um mit Otemin und mir zu spielen?«
    »Oh!«, rief Isabelle lachend aus. »Da müsst ihr noch viele Tage und Wochen warten, bis sie euch nachlaufen kann! Im

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