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Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Titel: Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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Bruder sprang nicht darauf an, sondern verzog nur zynisch die Mundwinkel. Die Zeit drängte. Er wollte diesen Ort so rasch wie möglich wieder verlassen.
    »Nun gut, dann weißt du eben nicht, wo das Gold versteckt ist. Aber dein Schotte weiß es mit Sicherheit. Also werde ich hier auf ihn warten. Ich hatte gehofft, das würde nicht nötig sein, aber ich habe keine andere Wahl.«
    Isabelle stürzte sich auf ihren Bruder.
    »Du bist ein elender Schurke, Étienne Lacroix! Ich hasse dich! Ich weiß, dass du den Hollandais und seine Begleiter getötet hast! Und ich weiß, dass du Alex deinen verfluchten Wilden zur Folter überlassen hast!«
    Étienne packte ihre Handgelenke mit eisenhartem Griff und starrte boshaft in ihre tränenumwölkten Augen.
    »Weißt du auch, dass Pierre sich bei mir ein Souvenir von deinem Schotten erbeten hat, Isa? Das hat er dir nicht erzählt, stimmt’s?«
    Verblüfft öffnete sie den Mund, aber kein Ton kam über ihre Lippen. Ihre Beine gaben nach. Hätte Étienne sie nicht festgehalten, wäre sie zu seinen Füßen zusammengesackt.
    »Jetzt hör mir gut zu! Wenn du jemandem hiervon erzählst, werde ich mich an deinen Freunden schadlos halten! Die Squaw, die mit dem anderen Schotten zusammenlebt, ist ganz hübsch. Aber ihre Bälger sind so schwächlich, dass ihnen leicht etwas zustoßen könnte, wenn du verstehst, was ich meine.«
    Isabelle war so bestürzt darüber, dass ihr eigener Bruder solche Bosheit an den Tag legte, dass sie kein einziges Wort herausbrachte. Sie nickte einfach. Étienne ließ sie los und schaute sich ein letztes Mal um. Dann hielt er sich nicht länger auf und verschwand zusammen mit seinen Handlangern in den Tiefen der Wälder.
    Isabelle sank auf die Knie und verharrte eine Weile in dieser Stellung. Erneut hatte sie das bedrückende Gefühl, aus dem Wald heraus beobachtet zu werden. Aber jetzt wusste sie, wer dahintersteckte.
     
    Das Kanu entfernte sich vom Ufer und kräuselte das Wasser der kleinen Bucht, über der ein orangefarbener Dunstschleier hing. Die Ruderer stimmten ein Lied an. Zwei Reiher, die sich durch den Lärm gestört fühlten, flogen auf und breiteten ihre Schwingen aus, deren Spitzen lange Spuren auf der ruhigen Wasseroberfläche zogen. Alexander suchte sein Gepäck zusammen, und John tat es ihm nach. Dann drangen die beiden Männer in das sumpfige Uferdickicht ein. Bei Einbruch der Nacht würden sie ihr Ziel erreichen.
    Je näher sie kamen, umso unruhiger wurde Alexander. Er schlug einen Weg ein, den er gut kannte, da er ihn oft benutzte, wenn er mit Munro Gänse oder Enten jagte. Jetzt lagen nur noch etwa zwei Meilen vor ihnen, die sie querfeldein zurücklegen mussten.
    Die letzten Sonnenstrahlen schimmerten auf Johns Haar, der neben ihm ging. Was für ein merkwürdiges Gefühl, wieder an der Seite seines Zwillings zu sein! Eigenartig, aber zutiefst anrührend …
    »Diese Frau, Isabelle …«, begann John und warf ihm einen Seitenblick zu, »weiß sie von meiner Existenz? Ich meine … dass du einen Zwillingsbruder hast?«
    »Nein«, gestand Alexander leise, »ich habe ihr nicht von dir erzählt.«
    Angesichts der Dringlichkeit der Lage hatte er seinem Bruder nur kurz von Isabelle und seinen Kindern berichtet. Mit dem Rest wollte er noch warten. Er musste erst lernen, John wieder zu vertrauen. So hatte keiner der beiden von dem Hollandais und seiner letzten Reise gesprochen. Um seine überstürzte Rückkehr nach Red River Hill zu rechtfertigen, hatte er John erzählt, in der Umgebung sei eine Gruppe feindlicher Indianer gesehen worden, und er wolle seine Familie schützen.
    »Hmmm …«, meinte John und nickte nachdenklich. »Ich wette, sie ist sehr hübsch.«
    »Erinnerst du dich noch an unsere ärgerliche Angewohnheit, unser Augenmerk immer auf das gleiche Mädchen zu werfen?«
    »Ha, ha, ha! Und ob ich mich erinnere. Die kleine Lilidh wusste ja nicht mehr, wo ihr der Kopf stand! Sie hat geschworen, wir hätten uns hinter der Scheune geküsst. Das warst du, nicht wahr?«
    Ein Lächeln ließ Alexanders Gesicht aufleuchten. Er prustete laut heraus und verstummte dann wieder.
    »Und du …? Wie ich gehört habe, bist du verheiratet. Mit Marie-Anne, stimmt’s?«
    Er war langsamer geworden. John warf ihm verstohlene Blicke zu.
    »Ich weiß davon, Alas«, gestand er dann plötzlich. »Marie-Anne hat mir alles erzählt.«
    Alexander spürte, wie ihm das Blut ins Gesicht schoss, und senkte den Kopf.
    »Ich weiß nicht, was ich sagen soll, John.

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