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Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Titel: Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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verhielt den Schritt und wandte sich zu John um, der fast gegen ihn stieß. Sie sahen einander an, jeder ein Spiegelbild des anderen, und überlegten, wie das Leben des Bruders wohl verlaufen war. Zwei parallele Leben, einander ähnlich und doch wieder so unterschiedlich… Alexander wurde klar, dass John genau wie er eine schwere Last getragen hatte.
    »Weißt du noch, die Uhr von Großvater Campbell?«, sagte John plötzlich.
    »Die, die Coll mir zurückgegeben hat? Ich habe sie immer noch. Warum?«
    »Als ich aus Culloden zurückgekehrt bin, habe ich danach gesucht.«
    »Ich hatte sie versteckt, um zu verhindern, dass dieser Dummkopf Iain MacKendrick sie mir stehlen konnte.«
    John lachte leise. »So dumm war dieser MacKendrick auch wieder nicht, denn er hat dein Versteck gefunden. Coll hat mir Bescheid gesagt, und ich bin zu ihm gegangen, ehe er sie am Ende noch verkaufte. Ich habe ihm zwei Zähne ausgeschlagen und ihm ein blaues Auge verpasst, das so dick wie ein Gänseei war. Dann habe ich ihn höflich gefragt, ob er nicht zufällig deine Uhr gefunden hätte. Der Arme ist sie sofort holen gegangen. Von diesem Tag an habe ich sie immer bei mir getragen… bis zur Belagerung von Louisbourg.«
    »Danke, John.«
    Alexander war zutiefst aufgewühlt, und seine Kehle fühlte sich wie zugeschnürt an. Das Kind, das er einmal gewesen war, wütete in seinem Inneren und verlangte, man solle ihm diese Hälfte seiner selbst wiedergeben, die ihm genommen worden war. Er holte tief Luft. John legte die Hand auf seine Schulter, und er tat das Gleiche bei ihm. Dann wurden beide von ihren Gefühlen überwältigt und umarmten einander.
    »Es ist schön, dass wir uns wiedergefunden haben«, erklärte John mit belegter Stimme.
    »Ja«, pflichtete Alexander ihm bei.
     
    »Er wird ihn umbringen! Tut doch etwas! Der Wilde wird Francis töten!«
    Munro war zu Marie gelaufen, die vor Entsetzen kreischte, und rief Stewart zu, er solle ihre Waffen holen. Als Isabelle dazukam, brach das junge Dienstmädchen schluchzend zu ihren Füßen zusammen.
    »Wie viele waren es, Marie?«
    »Ich weiß nicht… ich habe nur einen gesehen… Francis, oh Francis!«
    »Nur ein Indianer?«
    Das unglückliche Mädchen nickte und vergrub das Gesicht in den Händen. Munro und Stewart verschwanden im Wald. Isabelle fasste Marie um die Schultern und zwang sie zum Aufstehen.
    »Komm, du darfst nicht hierbleiben. Geh zurück in die Hütte.«
    »Aber was wird aus Francis, Madame?«
    Die junge Frau sah aus ihren weit aufgerissenen, feuchten schwarzen Augen zu ihr auf.
    »Munro und Stewart bringen ihn schon heil und gesund zurück, mach dir keine Sorgen.«
    Isabelle sah wieder die finsteren Gesichter der drei Indianer vor sich, die ihren Bruder begleitet hatten, und versuchte sich – nicht besonders erfolgreich – einzureden, dass die beiden Schotten schon tun würden, was getan werden musste.
    »Dieser Teufel!«
    Da kam ihr die Idee, dass die vier Männer möglicherweise Alexander abgefangen hatten. Der Gedanke traf sie wie ein Messerstich ins Herz, und sie seufzte. Plötzlich wurde sie zornig, und sie spannte das Gewehr, wie Alexander es sie gelehrt hatte.
    »Geh nach drinnen, Marie!«
    Die Waffe war schwer und sperrig. Aber Alexander hatte ihr gezeigt, wie man sie hielt, damit sie einen beim Gehen nicht allzu sehr behinderte. Sie sprach ein kurzes Gebet und versuchte, in der Dunkelheit etwas zu erkennen. Zwei Gestalten tauchten an der Mündung des Weges auf. Mit pochendem Herzen legte Isabelle das Gewehr an und hielt einen zitternden Finger über den Abzug. Die junge Dienerin, die auf dem Weg zur Hütte war, hatte die Bewegung ebenfalls bemerkt und drehte sich um.
    »Francis!«
    Sie stürzte auf die beiden Männer zu. Die jungen Liebenden umarmten einander heftig. Munro trat mit ernster Miene auf Isabelle zu.
    »Stewart verfolgt ihn. Bestimmt nur ein Indianer auf der Flucht, der etwas zu essen sucht. Der bastard wird nicht weit kommen.«
    »Der Indianer war nicht allein, Munro. Sie waren zu dritt …« Verständnislos zog der Schotte die Augenbrauen hoch. Daraufhin erzählte sie ihm von ihrer heutigen Begegnung. Empört schüttelte er den Haarschopf und strich sich nachdenklich den Bart. Doch plötzlich rannte er zu seiner Hütte und brüllte ihr noch etwas zu.
    »Greas ort! Dinna stay footering here, wemen! Be aff and fetch the bairns!« Beeilt Euch! Steht nicht tatenlos herum, Frau! Lauft los, und holt die Kinder…
    Isabelle starrte auf seinen Rücken und

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