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Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Titel: Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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dringendsten Reparaturen waren noch nicht erledigt. Seit einem Monat lebte sie mit den Kindern praktisch auf einer Baustelle. Aber dafür war die Aussicht einfach herrlich! Wenn sie sich nostalgisch fühlte, konnte sie stundenlang über die Landschaft hinausschauen.
    Der Karren kam zum Halten, und Freudenschreie erschollen. Die Kinder sprangen hinunter und rannten zum Haus, wo ein Imbiss und Erfrischungen auf sie warteten.
    »Tante Mado ist gekommen!«, schrie Gabriel, als er die vertraute Gestalt aus der Tür treten sah. »Da freut sich Zabeth sicher, Anna zu sehen!«
    »Und du bist bestimmt froh, dass sie einmal jemand anderen an den Haaren zieht!«
    Sie verabschiedete sich von Munro und folgte dann den Kindern. Aufrichtig froh umarmte sie Madeleine. Sie schaute auf den Bauch ihrer Cousine hinunter, der ihren Zustand nicht mehr verbarg.
    »Hattest du eine gute Überfahrt?«, erkundigte sie sich.
    »Sehr gut, Isa. Im Augenblick ist der Fluss ganz ruhig.«
    Ihre Cousine strahlte nur so. In ihren Augen malte sich ein großes Glück. »Wer lange genug wartet, wird am Ende belohnt«, meinte sie. Isabelle lachte mit ihr; aber sie konnte nicht anders, als bei ihren Worten Verbitterung zu empfinden. Sie freute sich für Madeleine. Nach zehn einsam verbrachten Jahren hatte ihre Cousine das verdient. Allerdings half der Umstand, dass sie mit Alexanders Bruder und seinem Vater zusammenlebte, Isabelle nicht eben, ihr eigenes Unglück zu vergessen.
    Aufgeregt zog Madeleine sie ins Haus. Das Kleid hing mitten in der Küche. Es war aus einem kostbaren Stoff gefertigt, aber der Schnitt war einfach. So hatte es Isabelle gewollt, die inzwischen Bänder und Spitzen verabscheute. Das weit ausgestellte, stoffreiche Gewand aus blassgrünem Taft sprang an der Vorderseite über einem Rock aus elfenbeinfarbener Seide auf, der Ton in Ton mit Rosengirlanden bestickt war. Das enge Mieder war der Mode entsprechend weit ausgeschnitten. Eine schmale Rüsche fasste das Dekolleté ein, zum großen Verdruss der Schneiderin die einzige Extravaganz, die sich Isabelle gestattet hatte. Auf Reifröcke hatte sie verzichtet; nur ein kleines Polster betonte ihre rückwärtige Silhouette.
    Es würde eine schlichte Hochzeit werden. Nach der Trauung sollte ein kleines, formloses Picknick auf der Wiese, die zum Fluss hinunterführte, stattfinden. Wortlos ging Isabelle um ihr Hochzeitskleid herum und wagte es nicht zu berühren.
    »Es ist… wunderbar. Madame Fortin arbeitet wirklich gut.«
    »An dir wird es noch viel schöner aussehen, Isa!«
    »Ob ich es überhaupt fertigbringe zu lächeln, Mado? Manchmal habe ich das Gefühl, einen Fehler zu machen. Das geht mir alles viel zu schnell! Ich finde … ach, ich weiß nicht.«
    »Das schaffst du schon, glaube mir!«
    Ihre Cousine versuchte, sie zu beruhigen und ihr Mut zu machen, aber Isabelles Herz war schwer. Sie wandte dem Kleid den Rücken und biss sich auf die Lippen, um die Verzweiflung zu unterdrücken, die unbezähmbar in ihr aufstieg.
    »In diesem Kleid hätte ich eigentlich …«
    Sie vermochte ihren Kummer nicht mehr zu beherrschen, schluchzte auf und brach in Tränen aus. Madeleine nahm sie in die Arme und sprach begütigend auf sie ein.
    »Ich weiß ja, meine liebe Isa. Weine nur, mein Schatz, wein dich aus.«
    »Ich k … kann das nicht! Es ist zu früh! Ich kann Ja … Jacques nicht heiraten!«
    »Die Hochzeit findet übermorgen statt, Isa. Denk an die Kinder. Sie brauchen einen Vater, sie brauchen ihre Sicherheit. Und Jacques liebt dich über alles. Du kannst jetzt nicht mehr zurück.«
    Isabelle trocknete ihre Wangen und schniefte. Lange schwieg sie, den Blick auf die Häuschen gerichtet, die am Ufer der Île d’Orléans standen. Je stärker sie sich bemühte, nicht an Alexander zu denken, umso mehr Raum nahm er in ihrem Kopf ein. Trotz aller Zuneigung, die sie Jacques entgegenbrachte, wurde sie den Gedanken nicht los, dass es ein schrecklicher Fehler war, ihn zu heiraten. Aber sie hatte auch an die Kinder zu denken, wie ihr jedermann ständig vorhielt.
    Sie sah auf ihre Finger hinunter, die sie nervös verschlang, stieß einen langgezogenen Seufzer aus und schluckte die ganze Bitterkeit hinunter, die einen Kloß in ihrer Kehle bildete.
    »Ja, du hast recht. Ich kann nicht mehr zurück. Schon wegen der Kinder.«
    Sie nickte, als müsse sie sich selbst überzeugen, und drehte sich zu Madeleine um.
    »Weißt du noch … als du während der Belagerung bei uns gewohnt hast … Damals war ich

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