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Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Titel: Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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noch reizvoller gefunden. Da lag ein ganz neues Leben vor ihm, in das er sich stürzte. Ja, er würde es mit diesem Fluss voller Verheißungen aufnehmen und ihn zähmen, und er würde lebend zurückkehren!
    Ein ohrenbetäubender Lärm riss ihn aus seinen Gedanken. Jo-mé schlug mit seiner dicken eisernen Schöpfkelle auf den Deckel des Topfes. Das Essen war fertig. Rasch griffen die Männer zu ihrem Napf und ihrem Löffel und stellten sich in einer Warteschlange an. Sie hatten es eilig, ihre Portion gesalzenen Speck und Trockenerbsen in Empfang zu nehmen, die jeder aus seinem persönlichen Vorrat genommen und in den Topf geworfen hatte.
    »Bitte schön, Herr Pastor!«, rief der junge Chabot und klatschte Rémi Aunay eine Kelle von dem dicken Püree, das beim Kochen entstanden war, in die Schale. »Guten Appetit!«
    »Danke, Kleiner.«
    »Betet Ihr heute Abend für mich?«
    Der Mann, der aus einem Alexander unbekannten Grund den Spitznamen »Pastor« trug, musterte Daniel Chabot mit weit aufgerissenen Augen. Hinter ihm schütteten sich die Männer vor Lachen aus.
    »Schön … wenn du darauf bestehst, mein Junge …«
    »Komm schon, Aunay«, lachte Michel Perrault, »nicht nur die Damen brauchen Schutz vom lieben Gott, sondern auch weibische junge Herren! Ha, ha, ha! Chabot, du musst nicht zufällig auch noch zur Beichte?«
    Der junge Helfer zuckte die Achseln.
    »Auf gar keinen Fall, Monsieur Aunay!«
    »Wenn du nicht lernst, den Mund zu halten, Perrault, dann verspreche ich dir, dass du mich eines Tages auf Knien bitten wirst, ein Gebet für dich zu sagen«, murmelte Aunay und ging davon.
    »Nicht auf Knien, nein!«, protestierte Perrault und lachte noch lauter. »Vor allem nicht auf Knien, Herr Pastor!«
    Alles lachte, während Alexander seinen Napf hinhielt. Der junge Chabot wirkte verlegen, als er ihm eine Kelle voll auftat.
    »Hey, ›Sauvage‹!«
    Alexander drehte sich um, um festzustellen, wer ihn gerufen hatte, traf aber nur auf Augenpaare, die ihn schweigend musterten. Ein leiser Aufschrei von Chabot, und er wandte sich wieder um. Der Junge zog eine Grimasse und sah in seinen dampfenden Napf. Der Koch warf seinem Gehilfen einen drohenden Blick zu. Unvermittelt drückte er ihm einen Eimer in die Hand und schickte ihn zum Wasserholen.
    »Aber …«
    »Sei still, Milchbart! Wenn du nicht gehorchst, bekommst du kein Essen und spülst nachher ganz allein, verstanden?«
    Das ließ sich Chabot nicht zweimal sagen. Er warf Alexander, der nicht begriff, was der Bursche angestellt haben sollte, einen besorgten Blick zu.
    »Das wird Euch munden!«, meinte der Koch lächelnd und reichte ihm ein Stück Brot. Mit einer Kopfbewegung deutete er höflich an, dass hinter ihm noch andere warteten.
    Alexander zuckte die Achseln und setzte sich auf einen Baumstamm in der Nähe des Feuers, wo die Mücken weniger zahlreich waren. Er steckte den Löffel in die Masse, erstarrte dann und hob den Kopf. Alle sahen ihn mit offenem Mund und angehaltenem Löffel an, als warteten sie auf etwas.
    »Gibt es ein Problem?«, fragte er gereizt.
    Joly schüttelte den Kopf; andere taten es ihm nach. Dann steckten sie alle ihren Löffel in den Napf, ließen ihn jedoch weiter nicht aus den Augen.
    »Lass es dir schmecken, Freund!«, sprach ihn le Revenant fast im Befehlston an und setzte sich zu ihm auf den Baumstamm.
    »Habe ich etwas getan?«
    »Nein. Du bist ein Neuer, das ist alles. Bei den Neuen stellen sie sich alle so an. Nur zu, mach dir keine Gedanken! Lass dich nicht ins Bockshorn jagen!«
    Der Brei war fade, aber nahrhaft. Beim fünften Bissen knackte etwas zwischen Alexanders Zähnen. Er hob den Kopf und sah, dass Dutzende von Augenpaaren an ihm hingen, während er ausspuckte, was er im Mund hatte.
    »Was in aller Welt … ?«
    Dann begriff er. Ein dicker Maikäfer paddelte in dem Brei herum, den er ausgespien hatte. Einen Moment lang sah er darauf hinunter, während er überlegte, wie er sich verhalten sollte. Niemand rührte sich; alles wartete auf seine Reaktion.
    »Hey, Munro! What do ye think? Ro bheag?« Was meinst du, Munro. Ist er nicht zu klein?
    Sein Cousin, der hinter ihm stand, beugte sich über das Insekt, das sich zappelnd von dem Nahrungsbrei, der an ihm klebte, zu befreien versuchte. Dann runzelte er die Stirn und verzog zweifelnd den Mund.
    »Hmmm … Dinna know, Alas. Glé bheag … Also, ich weiß nicht, Alas. Ja, er ist ein wenig klein, oder? Bei uns sind sie viel größer.«
    Alexander lächelte.
    »Bei uns

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