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Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Titel: Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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adoptiert worden. Meine Schwestern wurden an Nachbarstämme verkauft. Und meine Mutter… sie ist einige Monate später dort gestorben.«
    »Habt Ihr Eure Schwestern denn nie wiedergesehen?«
    »Nein, niemals. Ich kann mir vorstellen, dass sie Männer aus den Stämmen, die sie adoptiert hatten, geheiratet haben, so wie das üblich ist … falls sie nicht gestorben sind. Mich hat man ein Jahr später einer Gruppe von Franzosen mitgegeben, die ins Dorf kamen. Man hat mich bei meiner späteren Ziehmutter untergebracht, Marguerite Dupuis. Sie war die Witwe eines Pelzhändlers und hatte vier Töchter, die alle älter als ich waren, aber keinen Sohn. Ihr Mann hatte zu der Expedition gehört, bei der ich entführt worden war, und war getötet worden.«
    Der Hollandais schloss die Augen und verstummte. In diesem Moment wusste Alexander, dass sie Freunde werden würden. Auch dieser alte Mann hatte in seinem Leben oft Kummer erlebt, so wie er.
    »Ist van der Meer Euer Taufname?«
    »Ja. Ich bin holländischer Abstammung und als Protestant geboren. Hier hat man mich gezwungen, meinem Glauben abzuschwören. Aber wenn Ihr meine Meinung hören wollt, hat das an meinem Leben nicht allzu viel geändert. Mein Vater kam aus einem holländischen Dorf in der Gegend von Den Helder an der Nordsee, und er war Zimmermann. Mehr weiß ich von ihm nicht. Als meine Ziehmutter starb, habe ich mit zwanzig meinen eigenen Namen wieder angenommen. Marguerite hat mich immer geliebt, als wäre ich ihr eigener Sohn gewesen, aber ich wollte nicht das Einzige verlieren, was mich noch mit meinen Ursprüngen verband. Versteht Ihr, Alexander, um zu wissen, wohin man geht, muss man wissen, woher man kommt. Vergesst das nicht. Ihr seid wohl Schotte, aber aus welcher Gegend stammt Ihr?«
    »Aus dem Westen. Ich bin im Glencoe-Tal geboren, in der Grafschaft Argyle.«
    »Ich kannte einmal einen Schotten mit Namen Smith. Er kam, glaube ich, aus Ayrshire.«
    »Ein Lowlander«, murmelte Alexander.
    »Und Ihr seid Highlander, stimmt’s?«, meinte der Hollandais und lachte, aber ohne Boshaftigkeit. »Nun, eines ist sicher: Ihr Schotten besitzt alle diesen verfluchten Stolz und diesen Drang nach Unabhängigkeit, bei denen es den Engländern kalt über den Rücken läuft! Euer Freimut gefällt mir. Ihr geratet über Kleinigkeiten in Rage … außer, Ihr seid bereit, auf die Stimme der Vernunft zu hören. War sie es, die Euch dazu gebracht hat, dieses Insekt zu essen, ohne etwas zu sagen?«
    »Ich habe schon Schlimmeres verspeist, Monsieur.«
    »Killie, bitte, Alexander. Schlimmeres verspeist …«
    Der Händler musterte die Züge des Schotten.
    »Ja … das glaube ich gern. Ihr seid mit der Armee hierher gekommen, das stimmt doch?«
    »Ja, mit den Fraser Highlanders.«
    »Könnt Ihr mir sagen, was Euch bewogen hat, in dieses Regiment einzutreten?«
    Alexander wollte schon lügen und seine traurige Geschichte beschönigen. Aber da war etwas in den hellen Augen des Hollandais’, das ihm sagte, dass der Mann ihn durchschauen würde. Außerdem wollte er sein neues Leben nicht auf einer Grundlage aus Lügen aufbauen.
    »Ich wurde wegen des Mordes an einer Frau und drei Männern, wegen Viehdiebstahls und anderer kleiner Delikte gesucht«, erklärte er freimütig.
    Der Hollandais zuckte nicht mit der Wimper. Seine schmalen Lippen verzogen sich zu einem Lächeln.
    »Ich weiß Eure Offenheit zu schätzen. Habt Ihr getan, was man Euch vorwarf?«
    »Nein. Die Frau habe ich geliebt, und die drei Männer waren meine Kameraden. Ich war einfach zur falschen Zeit am falschen Ort.«
    »Wie uns das so oft zustößt. Und … Eure Familie? Ich nehme an, sie ist dort geblieben?«
    »Ja …«, antwortete Alexander zögernd und schaute in die Flammen.
    »Dann seid Ihr allein hier; abgesehen von Eurem Cousin Munro, oder?«
    Der junge Mann schluckte schwer. Der Hollandais ließ ihn nicht aus den Augen und musterte ihn wie das seltene Exemplar einer besonderen Art.
    »Ich habe einen Bruder.«
    »Aha. Und wo ist Euer Bruder?«
    Alexanders Nasenflügel bebten, so verärgert war er. Was bezweckte der Pelzhändler mit diesem Verhör?
    »Ich weiß es nicht. Zuletzt habe ich ihn vor drei Jahren gesehen.«
    »Jammerschade, wenn Zwillingsbrüder sich nicht verstehen.«
    »Wie bitte?«, rief Alexander lebhaft aus und fuhr herum. »Woher … ?«
    »Ich weiß einiges über Euch, Alexander.«
    Und was noch? Vor Zorn verkrampften sich seine schmerzenden Muskeln. Der Hollandais legte eine Hand auf

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