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Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Titel: Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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Dreckskerl!«
    Le Revenant wollte seinem Kameraden zu Hilfe kommen, der unter der Klinge von Étiennes langem Jagdmesser keuchte. Aber Alexander hielt ihn energisch zurück.
    »Nein! Er will mich! Bleib hier, wenn dir dein Leben lieb ist!«
    »Aber was will er von dir? Was hat das alles zu bedeuten?«
    »Keine Zeit für Erklärungen, mein Freund. Ich kann dir nur sagen, dass es um Rache für etwas geht, das schon lange zurückliegt.«
    Erschrocken sah le Revenant zu, wie Alexander die Deckung des Busches verließ. Van der Meer erblickte ihn und bewegte die Lippen. Aber Alexander konnte die Botschaft nicht deuten. Darauf schüttelte der Pelzhändler den Kopf, um ihm zu bedeuten, er solle sich nicht allzu weit nähern.
    »Kommt schon, dreckiger Engländer! Hierher, sonst bringe ich Euren Kumpan um! Und dann ist der Hollandais an der Reihe!«
    Ungeduldig hielt Étienne immer noch Barissons Haar gepackt und hatte ihm die Klinge an die Kehle gesetzt. Alexander überlegte. Hatte es wirklich Sinn, wenn er aus seinem Versteck kam? Ganz offensichtlich konnte er die etwa ein Dutzend Indianer nicht ausschalten, die dort standen und bereits fast alle seine Kameraden getötet hatten. Étienne Lacroix wollte seine persönlichen Rachegelüste befriedigen, da war er sich sicher. Aber Wemikwanit war ebenfalls dort, und das hieß, dass er noch etwas anderes wollte: das Gold des Hollandais’.
    Mit einem Mal fühlte sein Mund sich trocken und klebrig an. Herrgott! Sollte sein Bruder John mit diesen Männern zusammenarbeiten? Er konnte es nicht glauben. Wenn John ihn hätte töten wollen, hätte er es bei ihrer letzten Begegnung im Winter 1761 getan. Dazu hätte er ihn nur im Schnee liegen zu lassen brauchen, wo er erfroren wäre. Stattdessen hatte er ihn gerettet. Aber John gehörte zum gegnerischen Lager…
    »Das ist die letzte Warnung, Macdonald! Entweder kommt Ihr aus Eurem Versteck, oder ich schneide Eurem Freund die Kehle durch!«
    Angesichts der beschwörenden Miene des Hollandais’ zögerte Alexander immer noch, sich zu zeigen.
    »Was hast du vor?«, flüsterte le Revenant, der ihm gefolgt war. »Du kannst nicht zulassen, dass er Barisson umbringt, Macdonald! Wenn du nicht gehst, dann ich, verflucht!«
    »Nein, er wird dich auch umbringen! Mit einem weiteren Gefangenen kann er nichts anfangen. Er will mich!«
    »Dann geh doch!«
    »Schon gut, schon gut! Aber du bleibst in deinem Versteck, ganz gleich, was passiert!«
    Langsam verließ Alexander seinen Unterschlupf. Der Hollandais wirkte verzweifelt. Das Knacken der Zweige alarmierte Étienne Lacroix, der, seine Geisel immer noch unter den Arm geklemmt, herumfuhr. Einen Moment lang starrte er Alexander, der, die offenen Hände vor sich ausgestreckt, auf ihn zukam, sprachlos an. Die Indianer schwärmten aus und bildeten einen schützenden Kreis um sie. Zwei von ihnen durchsuchten ihn, um sich davon zu überzeugen, dass er nicht bewaffnet war. Jetzt saß er in der Falle.
    Alexander ließ den Blick über die Leichen seiner Kameraden schweifen: der junge Chabot, la Grenouille … Er konnte nicht glauben, dass Étienne sie alle massakriert hatte, nur um an ihn heranzukommen. Er begegnete dem kalten, berechnenden Blick aus Wemikwanits Augen und dann dem hellen, undeutbaren Blick des Hollandais’, der von zwei Eingeborenen festgehalten wurde. Ein gehässiges Lachen durchbrach das drückende Schweigen.
    »Endlich sehen wir uns wieder.«
    »Lasst die Männer gehen.«
    »Ich habe es nicht eilig, Macdonald. Ich habe eine Rechnung mit Euch zu begleichen, aber mit dem Hollandais ebenfalls.«
    »Was wollt Ihr von mir?«
    »Was ich von Euch will? Allerhand, l’Écossais! Denn so lasst Ihr Euch doch inzwischen nennen, oder? Marcelline … sagt Euch der Name etwas?«
    Marcelline? Ja, das war doch das junge Mischlingsmädchen gewesen, dem er oft bei den Ursulinen begegnet war. Eine Freundin von Isabelle. Sie war von Soldaten aus einem der englischen Regimenter, die die Stadt Québec besetzt hatten, vergewaltigt worden und hatte sich danach aufgehängt. Aber… mit diesem schrecklichen Vorfall hatte er nichts zu tun.
    »Es … tut mir wirklich leid um das Mädchen, aber ich …«
    »Das Mädchen? Das Mädchen? Sie war MEINE TOCHTER! Elender Lump!«
    Ein irres Glitzern leuchtete in seinen dunklen Augen auf. Étienne ließ Barisson abrupt los, sodass dieser, vor Entsetzen keuchend, schwer zu Boden fiel, und trat auf Alexander zu, der sich nicht rührte, denn die Klinge richtete sich jetzt

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