Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung
nicht von der Sorte, die sich in Frömmeleien flüchtet; musikalisches Talent hat sie auch nicht, und sie ist so rastlos, dass sie zur Bedrohung für das Küchenpersonal geworden ist. Also hat Minnie ihr einen Stickrahmen gegeben, damit sie ihren Ausbund an Energie kanalisieren kann. Sie schlägt nach Mutter, weißt du.«
»Es tut mir leid, John«, sagte Minnie entschuldigend. »Ich habe sie zu Bett geschickt, aber ich habe gesehen, dass ihre Kerze noch brennt. Ich glaube, sie arbeitet an einem Paar Pantoffeln für dich.«
Grey ging davon aus, dass Pantoffeln wahrscheinlich harmlos waren, ganz gleich, was für ein Motiv Dottie gewählt hatte, was er auch aussprach.
»Solange sie mir keine Unterhose bestickt. Die Knoten, versteht ihr …«
Das brachte Hal zum Lachen, woraufhin er alarmierend husten musste, obwohl sein Gesicht davon wieder ein wenig Farbe bekam.
»Dann stirbst du also nicht, oder?«, fragte Grey.
»Nein«, sagte Hal knapp.
»Gut«, sagte Grey und lächelte seinen Bruder an. »Dann tu das auch nicht.«
Hal kniff die Augen zu. Dann fiel ihm ein, bei welcher Gelegenheit er genau das zu Grey gesagt hatte, und er erwiderte sein Lächeln.
»Ich gebe mir alle Mühe«, erwiderte er trocken. Er wandte sich Minnie zu und nahm liebevoll ihre Hand. »Mein Schatz …«
»Ich lasse euch Tee bringen«, sagte sie und erhob sich auf der Stelle. »Und ein ordentliches warmes Frühstück«, fügte sie hinzu, nachdem sie Grey genauer betrachtet hatte. Sie schloss leise die Tür hinter sich.
»Was ist denn?« Hal schob sich etwas höher in die Kissen, ohne das blutfleckige Tuch zu beachten, das um seinen Unterarm gewickelt war. »Hast du Neuigkeiten?«
»Kaum. Aber eine große Zahl alarmierender Fragen.«
Die Nachricht von Henrys Gefangennahme hatte als Notiz für Hal in einem an ihn selbst gerichteten Brief gelegen, der von einem seiner Bekannten aus der Welt der Spionage kam und eine Antwort auf seine Erkundigungen bezüglich der Verbindungen enthielt, die ein gewisser Percival Beauchamp nach Frankreich unterhielt. Doch er hatte erst mit Hal darüber sprechen wollen, nachdem er Nessie gesehen hatte – und Hals Zustand hätte ein solches Gespräch zuvor ohnehin nicht gestattet.
»Keine bekannten Verbindungen zwischen Beauchamp und Vergennes« – das war der französische Außenminister -, »doch er wird des Öfteren mit Beaumarchais gesehen.«
Das löste einen weiteren Hustenanfall aus.
»Wirklich kein Wunder«, merkte Hal heiser an, nachdem er sich wieder erholt hatte. »Womöglich ein gemeinsames Interesse an der Jagd?« Letzteres war eine sarkastische Anspielung sowohl auf Percys Abneigung gegenüber der Jagd als auch auf die Tatsache, dass der verstorbene König Beaumarchais vor Jahren den Titel »Generalleutnant der Jagd« verliehen hatte.
»Und«, fuhr Grey fort, ohne diesen Einwurf zu beachten, »mit einem gewissen Silas Deane.«
Hal runzelte die Stirn. »Mit wem?«
»Ein amerikanischer Kaufmann. In Paris, um die Interessen des amerikanischen Kongresses zu vertreten. Er drückt sich ständig in Beaumarchais’ Nähe herum. Und er hat mit Vergennes gesprochen.«
»Oh, der.« Hal wedelte mit einer Geste ab. »Habe von ihm gehört. Vage.«
»Hast du auch schon von einem Unternehmen namens Rodrigue Hortalez et Cie gehört?«
»Nein. Klingt Spanisch, oder?«
»Oder Portugiesisch. Mein Informant konnte nur mit dem Namen dienen und mit dem Gerücht, dass Beaumarchais irgendetwas damit zu tun hat.«
Hal grunzte und lehnte sich zurück.
»Beaumarchais hat wirklich überall seine Finger im Spiel. Er konstruiert Uhren, zum Kuckuck, als ob es nicht schlimm genug wäre, dass er Theaterstücke schreibt. Hat Beauchamp etwas mit diesem Unternehmen zu tun?«
»Das ist nicht bekannt. Im Moment sind das alles nur vage Vermutungen, mehr nicht. Ich habe nach allem gefragt, das irgendetwas – irgendetwas, das nicht ohnehin allgemein bekannt ist – mit Beauchamp oder den Amerikanern zu tun hat; das habe ich zur Antwort bekommen.«
Hals Finger spielten unruhig Tonleitern auf der Bettdecke.
»Weiß dein Informant, was dieses spanische Unternehmen so treibt?«
»Handel, was sonst?«, erwiderte Grey ironisch, und Hal prustete.
»Wenn die Inhaber außerdem Bankiers wären, könntest du etwas Brauchbares haben.«
»Das ist wahr. Aber ich denke, der einzige Weg, es herauszufinden, ist, persönlich in diesem Heuhaufen herumzustochern. In« – er blinzelte zu der Uhr auf dem Kaminsims hinüber, die im
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