Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
Vom Netzwerk:
bereit war.
    Doch dann war das Haus abgebrannt, und die Balken waren über dem Fundament zusammengestürzt, sodass das Gold nur noch mit großem Aufwand zu
erreichen war – was mit Sicherheit Aufmerksamkeit erregt hätte. Erst jetzt, da die Männer den Großteil des Schutts beiseitegeräumt und die ganze Lichtung mit Ruß und Holzkohle übersät hatten, war es wieder möglich, unbemerkt an das Versteck zu gelangen.
    Doch es war Winter, und die weiße Sau hielt zwar keinen Winterschlaf wie ein Bär, doch sie verharrte schön in ihrer gemütlichen Höhle – außer wenn es etwas zu fressen gab.
    Ian stieß einen kleinen Laut des Ekels aus, als er auf dem Weg Schlabber- und Knirschgeräusche hörte.
    »Schweine sind nicht besonders feinfühlig«, murmelte Jamie. »Wenn etwas tot ist, fressen sie es.«
    »Aye, aber es ist doch wahrscheinlich ihr eigenes Junges!«
    »Manchmal frisst sie ihre Jungen doch sogar lebend; ich glaube nicht, dass sie Hemmungen hätte, sie tot zu fressen.«
    »Psst!«
    Er verstummte schlagartig, die Augen auf den geschwärzten Schandfleck gerichtet, der einmal das schönste Haus im ganzen Distrikt gewesen war. Und da, hinter dem Kühlhaus tauchte eine dunkle Gestalt auf und bewegte sich vorsichtig über den rutschigen Pfad. Das Schwein, das ganz in sein schauriges Festmahl vertieft war, schenkte dem Mann, der mit einem dunklen Umhang bekleidet war und eine Art Leinensack zu tragen schien, keine Beachtung.
     
    ICH VERRIEGELTE DIE TÜR NICHT SOGLEICH, SONDERN TRAT INS FREIE, UM einen Moment frische Luft zu schnappen, nachdem ich Rollo hinter mir eingesperrt hatte. Jamie und Ian waren innerhalb von Sekunden zwischen den Bäumen verschwunden. Ich sah mich beklommen auf der Lichtung um und spähte zur schwarzen Masse des Waldes hinüber, konnte aber nichts Verdächtiges sehen. Nichts bewegte sich, und die Nacht war geräuschlos; ich fragte mich, was Ian wohl gefunden haben mochte. Fremde Spuren im Schnee vielleicht? Das hätte sein Drängen erklärt; es würde eindeutig bald wieder schneien.
    Es war kein Mond zu sehen, doch der Himmel war tief graurosa gefärbt, und der Boden war zwar zertrampelt und stellenweise angetaut, doch er war immer noch mit altem Schnee bedeckt. Das Ergebnis war ein seltsames, milchiges Schimmern, in dem jeder Gegenstand zu schweben schien wie auf Glas gemalt, dimensionslos und trüb. Die verbrannten Überreste des Hauses standen am anderen Ende der Lichtung, von hier aus nicht mehr als ein Fleck, wie der rußige Daumenabdruck eines Riesen. Ich konnte die Schwere des kommenden Schnees in der Luft spüren, konnte ihn im gedämpften Seufzen der Kiefern hören.
    Die MacLeod-Jungen waren mit ihrer Großmutter über den Berg gekommen; sie hatten gesagt, auf den Hochpässen käme man kaum voran. Ein weiteres schweres Unwetter würde uns wahrscheinlich bis März oder April einschließen.
    Dadurch an meine Patientin erinnert, ließ ich einen letzten Blick über die Lichtung schweifen und legte die Hand auf den Riegel. Rollo kratzte jaulend an
der Tür, und ich schob ihm entschlossen mein Knie ins Gesicht, als ich sie öffnete.
    »Zurück mit dir«, befahl ich. »Keine Sorge, sie sind bald wieder da.« Er stieß einen hohen, nervösen Kehllaut aus, wanderte auf und ab und stieß mit der Nase an meine Beine, weil er ins Freie wollte.
    »Nein«, sagte ich und schob ihn zur Seite, um die Tür zu verriegeln. Der Riegel fiel mit einem beruhigenden Tonk in seine Halterung, und ich wandte mich dem Feuer zu und rieb mir die Hände. Rollo legte den Kopf zurück und stieß ein leises, trauriges Heulen aus, das mir die Nackenhaare zu Berge stehen ließ.
    »Was denn?«, sagte ich alarmiert. »Still!« Das Geräusch hatte eines der kleinen Kinder im Schlafzimmer geweckt, und es weinte; ich hörte Bettwäsche rascheln, dann das schläfrige Murmeln einer Mutter. Rasch kniete ich mich hin und packte Rollo an der Schnauze, bevor er erneut aufheulen konnte.
    »Schsch«, sagte ich und wandte den Kopf, um nachzusehen, ob das Geräusch Großmütterchen MacLeod gestört hatte. Reglos lag sie da, mit wächsernem Gesicht, die Augen geschlossen. Ich wartete und zählte automatisch die Sekunden bis zum nächsten flachen Heben ihrer Brust.
    Sechs … sieben … »O verdammt«, sagte ich und begriff.
    Ich bekreuzigte mich hastig, während ich auf Knien zu ihr hinüberrutschte, doch die nähere Betrachtung verriet mir nichts, das ich nicht schon gesehen hatte. Selbstlos bis zum Letzten hatte sie die Minuten, in

Weitere Kostenlose Bücher