Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
Vom Netzwerk:
dicht über ihm auf dem Hang, aber unsichtbar.
    Er stürzte sich vom Pfad und presste sich flach an den Felsen. Er konnte doch nicht so schlimm geklungen haben, dass ihn der Hirsch für einen Rivalen hielt? Nein – wahrscheinlich stieg das Tier ja den Hügel hinunter, um seinen Mitstreiter herauszufordern, den Roger gerade gesehen hatte.
    Und da; im nächsten Moment kam ein kräftiger Hirsch von oben und suchte sich beinahe leichtfüßig seinen Weg zwischen Heidegebüsch und Felsen hindurch. Es war ein schönes Tier, dem man die Strapazen der Brunftzeit jedoch bereits anzusehen begann; unter dem dichten Fell sah man den Schatten seiner Rippen, und sein Gesicht war eingefallen, die Augen rot vor Schlafmangel und Lust.
    Der Hirsch erspähte ihn; der große Kopf fuhr in seine Richtung herum, und Roger sah, wie sich seine wilden, blutunterlaufenen Augen auf ihn richteten. Doch das Tier hatte keine Angst vor ihm; wahrscheinlich war in seinem Hirn kein Platz mehr für irgendetwas anderes außer Kampf und Kopulation. Er reckte den Kopf in Rogers Richtung und brüllte ihn mit solcher Wucht an, dass das Weiße seiner Augen sichtbar wurde.

    »Hör zu, Kumpel, wenn du sie haben willst, kannst du sie haben.« Roger wich langsam zurück, doch der Hirsch bedrohte ihn mit gesenktem Geweih. Erschrocken breitete er die Arme aus und wedelte damit, während er den Hirsch anbrüllte; normalerweise wäre das Tier jetzt im Eiltempo geflüchtet. Doch Hirsche in der Brunft waren nicht normal; das Biest senkte den Kopf und ging auf ihn los.
    Roger warf sich zur Seite und warf sich am Fuß des Felsens flach auf den Boden. Er quetschte sich so dicht an den Felsen wie irgend möglich, um zu verhindern, dass ihn der aufgebrachte Hirsch zertrampelte. Dieser kam stolpernd ein paar Schritte vor ihm zum Stehen, schlug mit seinem Geweih auf die Heidebüsche ein und prustete wie ein Blasebalg – doch dann hörte er weiter unten das Röhren seines Konkurrenten und riss den Kopf hoch.
    Wieder röhrte es unter ihnen, und der Neuankömmling machte auf der Hinterhand kehrt und setzte in einem Sprung über den Pfad hinweg. Sein weiterer Weg nach unten wurde vom Knacken der brechenden Heidezweige und dem Klappern der Steine begleitet, die unter seinen Hufen aufflogen.
    Roger rappelte sich auf, und das Adrenalin strömte durch seine Adern wie Quecksilber. Ihm war gar nicht klar gewesen, dass das Rotwild hier zugange war, sonst hätte er keine Zeit damit verschwendet, gemütlich in der Vergangenheit zu schwelgen. Er musste Jem finden, und zwar sofort, bevor der Junge mit einem der Biester zusammenstieß.
    Er konnte das Röhren und Scheppern der beiden Rivalen hören, die unter ihm um ihren Harem kämpften, konnte sie aber von seiner Position aus nicht sehen.
    »Jem!«, brüllte er, und es war ihm egal, ob er sich anhörte wie ein brünftiger Hirsch oder wie ein Elefantenbulle. »Jem! Wo bist du? Antworte mir sofort!«
    »Ich bin hier oben, Pa«, kam Jems Stimme etwas zittrig von oben, und als er herumfuhr, sah er Jem auf dem »Leap o’ the Cask« sitzen, das Netz an seine Brust geklammert.
    »Herunter mit dir. Auf der Stelle.« Die Erleichterung kämpfte mit seinem Ärger, siegte jedoch. Er streckte die Arme aus, und Jem ließ sich von seinem Felsen gleiten und landete schwer in den Armen seines Vaters.
    Roger grunzte und stellte ihn ab, dann bückte er sich, um das Netz aufzuheben, das auf den Boden gefallen war. Außer dem Brot und der Limonade, so sah er, enthielt es ein paar Äpfel, ein großes Stück Käse und eine Packung Schokoladenkekse.
    »Du hattest wohl vor, ein Weilchen zu bleiben, wie?«, fragte er. Jemmy wurde rot und wandte den Blick ab.
    Roger drehte sich um und spähte bergauf.
    »Da oben ist es, nicht wahr? Die Höhle deines Großvaters?« Er konnte nicht das Geringste sehen; der Berghang war mit Steinen und Heidekraut übersät, zwischen denen Ginstergestrüpp und hier und dort ein Ebereschen- oder Erlenschössling wuchs.

    »Aye. Da drüben.« Jemmy zeigte mit dem Finger nach oben. »Siehst du den krummen Hexenbaum?«
    Er sah die Eberesche – ein ausgewachsener Baum, der vom Alter verkrüppelt war; er hatte doch wohl nicht schon zu Jamies Zeit hier gestanden, oder? -, entdeckte aber keine Spur vom Eingang der Höhle. Die Kampfgeräusche von unten waren verstummt; er sah sich um, für den Fall, dass der Verlierer wieder hier entlangkam, doch das schien nicht der Fall zu sein.
    »Zeig mir die Stelle«, bat er.
    Jemmy, der einen zutiefst

Weitere Kostenlose Bücher