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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Pa!«
    »Am Ohr?« Roger spürte, wie auch er nun eine höchst gesunde Gesichtsfarbe annahm.
    »Ja!« Tränen der Erniedrigung und der Wut stiegen Jem in die Augen, doch er wischte sie mit seinem Ärmel ab und hieb sich mit der Faust auf das Bein. »Sie hat gesagt, ›Wir... sprechen... hier... nicht... S O! Wir... sprechen... ENGLISCH!
‹« Seine Stimme war zwar mehrere Oktaven höher als die der Furcht einflößenden Miss Glendenning, doch er ahmte die Heftigkeit ihres Ausbruchs mehr als eindeutig nach.
    »Und dann hat sie dich mit dem Riemen geschlagen?«, fragte Roger ungläubig.
    Jem schüttelte den Kopf und wischte sich mit dem Ärmel über die Nase.
    »Nein«, sagte er. »Das war Mr. Menzies.«
    »Was? Warum? Hier.« Er reichte Jem ein zerknülltes Papiertaschentuch aus seiner Tasche und wartete, während sich der Junge die Nase putzte.
    »Also … ich war ja schon sauer auf Jimmy, und es hat wehgetan, als sie mich so angepackt hat. Und … na ja, ich bin wütend geworden«, sagte er und seine blauen Augen funkelten Roger mit einer brennenden Selbstgerechtigkeit an, die so sehr an seinen Großvater erinnerte, dass Roger trotz allem fast gelächelt hätte.
    »Und du hast noch etwas zu ihr gesagt, nicht wahr?«
    »Aye.« Jem schlug die Augen nieder und rieb mit der Zehenspitze seines Turnschuhs im Staub. »Miss Glendenning kann zwar kein Gaidhlig leiden, aber sie versteht es auch nicht. Mr. Menzies schon.«
    »O Gott.«
    Durch das Geschrei angelockt, war Mr. Menzies genau in dem Moment auf den Schulhof gekommen, als Jem Miss Glendenning aus voller Kehle mit einigen der schönsten gälischen Flüche seines Großvaters bedachte.
    »Also musste ich mich über einen Stuhl beugen, und er hat dreimal zugeschlagen und mich dann in den Waschraum geschickt, wo ich warten sollte, bis die Schule aus war.«
    »Aber du bist nicht dageblieben.«
    Jem schüttelte den Kopf, dass seine leuchtenden Haare flogen.
    Roger bückte sich und hob das Einkaufsnetz auf. Er kämpfte gegen Entrüstung, Bestürzung, Gelächter und derartiges Mitgefühl an, dass es ihm die Kehle zuschnürte. Nach kurzem Überlegen ließ er sich ein wenig von diesem Mitgefühl anmerken.
    »Und jetzt wolltest du von zu Hause weglaufen?«
    »Nein.« Jem blickte überrascht zu ihm auf. »Ich wollte nur morgen nicht in die Schule gehen. Dann hätte mich Jimmy ja wieder ausgelacht. Also habe ich gedacht, ich bleibe hier oben bis zum Wochenende, und vielleicht hat sich ja bis Montag alles beruhigt. Vielleicht stirbt Miss Glendenning ja«, fügte er hoffnungsvoll hinzu.
    »Und vielleicht wären deine Mutter und ich ja bis dahin so krank vor Sorge, dass du ohne eine zweite Tracht Prügel davonkämst?«
    Jems blaue Augen wurden groß vor Überraschung.
    »Och, nein. Mama würde mir etwas erzählen, wenn ich ohne ein Wort verschwinde. Ich habe einen Zettel auf mein Bett gelegt. Auf dem steht, dass ich ein oder zwei Tage draußen übernachte.« Das sagte er nun vollkommen beiläufig. Dann bewegte er die Schultern und stand seufzend auf.

    »Können wir es hinter uns bringen und nach Hause gehen?«, fragte er, und seine Stimme zitterte kaum merklich. »Ich habe Hunger.«
    »Du bekommst von mir keine Prügel«, beruhigte ihn Roger. Er streckte den Arm aus und zog Jemmy an sich. »Komm her, Kumpel.«
    Da zerbröckelte Jemmys tapfere Fassade, und er zerfloss in Rogers Armen, weinte ein bisschen vor Erleichterung, ließ sich trösten und kuschelte sich wie ein Hündchen an die Schulter seines Vaters, voller Vertrauen, dass Pa alles in Ordnung bringen würde. Und das würde sein Pa auch tun, schwor sich Roger lautlos. Und wenn er Miss Glendenning dazu mit bloßen Händen erwürgen musste.
    »Warum ist es schlimm, wenn man Gaidhlig spricht, Pa?«, murmelte er, erschöpft von seinem Gefühlsaufruhr. »Ich wollte doch nichts Böses tun.«
    »Es ist nicht schlimm«, flüsterte Roger und strich Jem das seidige Haar hinter dem Ohr glatt. »Mach dir keine Sorgen. Mama und ich kümmern uns darum. Das verspreche ich dir. Und du brauchst morgen nicht zur Schule.«
    Jem seufzte und sackte in sich zusammen wie ein Sack Körner. Dann hob er den Kopf und kicherte leise.
    »Meinst du, Mama wird Mr. Menzies etwas erzählen?«

27
    TUNNELTIGER
    B rianna begriff sofort, dass sich Unheil anbahnte, als der Lichtspalt auf dem Boden zu nichts zusammenschrumpfte, weil sich die riesigen Tore schlossen. Das Echo des Knalls ließ die Luft im Inneren des Tunnels erzittern.
    Sie sagte etwas, womit sich

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