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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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beklommenen Eindruck gemacht hatte, entspannte sich bei dieser ruhigen Aufforderung ein wenig. Er drehte sich um und kletterte den Hang hinauf, dicht gefolgt von Roger.
    Man hätte unmittelbar neben dem Höhleneingang stehen und ihn trotzdem übersehen können. Er wurde von einem Felsvorsprung und von dichtem Ginster verdeckt; man konnte die schmale Öffnung überhaupt nur ausmachen, wenn man direkt davorstand.
    Ein kühler Atemhauch kam aus der Höhle und befeuchtete ihm das Gesicht. Er kniete sich hin, um hineinzublicken: Er konnte zwar nicht sehr weit sehen, doch einladend war es nicht.
    »Es ist bestimmt kalt, wenn man hier schläft«, sagte er. Er sah Jem an und wies auf einen Felsbrocken.
    »Willst du dich hinsetzen und mir erzählen, was in der Schule passiert ist?«
    Jem trat schluckend von einem Bein auf das andere.
    »Setz dich hin.« Er erhob die Stimme nicht, ließ aber dennoch keine Zweifel daran, dass er Gehorsam erwartete. Jem setzte sich zwar nicht, schob sich aber rückwärts und lehnte sich an den Felsvorsprung, der die Höhle schützte. Er hielt den Blick gesenkt.
    »Ich hab Hiebe bekommen«, murmelte Jem, das Kinn auf der Brust vergraben.
    »Oh?« Roger hielt seinen Tonfall beiläufig. »Das ist natürlich gemein. Ich habe in der Schule auch ein- oder zweimal Bekanntschaft mit dem Riemen gemacht. Es war nicht so toll.«
    Jem starrte ihn mit riesengroßen Augen an.
    »Aye? Wofür denn?«
    »Meistens, weil ich mich geprügelt habe«, gestand Roger. Wahrscheinlich hätte er dem Jungen das besser nicht erzählt – schlechtes Beispiel -, doch es war die Wahrheit. Und wenn Jems Problem eine Prügelei war …
    »Ist es das, was heute passiert ist?« Er hatte beim Hinsetzen einen flüchtigen Blick auf Jem geworfen und betrachtete ihn jetzt noch einmal genauer. Jem schien nicht ernsthaft verletzt zu sein, doch als der Junge den Kopf abwandte, konnte Roger sehen, dass irgendetwas mit seinem Ohr nicht stimmte. Es war dunkelrot angelaufen, und das Ohrläppchen war beinahe blau. Er unterdrückte einen Ausruf und wiederholte nur: »Was ist passiert?«
    »Jacky McEnroe hat gesagt, wenn du hörst, dass ich Hiebe bekommen habe,
verprügelst du mich noch einmal, wenn ich nach Hause komme.« Jem schluckte, doch jetzt blickte er seinen Vater direkt an. »Wirst du das tun?«
    »Ich weiß es nicht. Ich hoffe, ich brauche es nicht.«
    Er hatte Jemmy bis jetzt ein einziges Mal den Hintern gegerbt – ihm war nichts anderes übrig geblieben -, und es war eine Erfahrung, die sie beide nach Möglichkeit nicht wiederholen wollten. Er streckte die Hand aus und berührte Jem sanft an seinem brennenden Ohr.
    »Sag mir, was passiert ist, mein Sohn.«
    Jem holte tief Luft und blies seine Wangen auf, dann atmete er resigniert aus.
    »Aye. Na ja, es hat damit angefangen, dass Jimmy Glassock gesagt hat, Mama und ich und Mandy, wir kommen alle in die Hölle.«
    »Und?« Das überraschte Roger nicht besonders; schottische Presbyterianer waren nicht gerade für ihre religiöse Toleranz bekannt, und die Gattung hatte sich in den letzten zweihundert Jahren nicht sehr verändert. Zwar wurden sie im Allgemeinen wahrscheinlich durch ihre guten Manieren daran gehindert, ihren katholischen Bekannten zu sagen, dass sie geradewegs auf die Hölle zusteuerten – doch das hinderte sie nicht daran, genau das zu denken.
    »Du weißt doch, was du in einem solchen Fall machen sollst, oder?« Jem hatte in Fraser’s Ridge schon Ähnliches zu hören bekommen – wenn auch eher im Stillen, Jamie Frasers wegen. Doch sie hatten darüber gesprochen, und Jem wusste eigentlich, wie er reagieren sollte, wenn jemand dieses Thema aufs Tapet brachte.
    »Oh, aye.« Jem zuckte mit den Achseln und senkte den Blick wieder auf seine Schuhe. »Ich soll einfach sagen: ›Aye, schön, dann sehen wir uns ja dort.‹ Das habe ich auch getan.«
    »Und?«
    Tiefes Aufseufzen.
    »Ich habe es auf Gälisch gesagt.«
    Roger kratzte sich verwundert hinter dem Ohr. Gälisch wurde zwar in den Highlands zunehmend seltener, doch es war vielen Leuten immer noch so geläufig, dass man es hin und wieder in der Kneipe oder im Postamt hörte. Ein paar von Jems Klassenkameraden kannten es mit Sicherheit von ihren Großeltern, doch selbst wenn sie nicht verstanden, was er gesagt hatte …?
    »Und?«, wiederholte er.
    »Und Miss Glendenning hat mich am Ohr gepackt, als ob sie es abreißen wollte.« Bei dieser Erinnerung stieg Jemmy die Röte in die Wangen. »Sie hat mich geschüttelt,

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