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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Antwort zuvorzukommen – »kämen sie damit nicht durch, wenn die Eltern Protest einlegen würden, aber sie tun es nicht. Die meisten von ihnen brennen darauf, dass ihre Kinder Teil der modernen Welt werden, gut Englisch sprechen, gute Jobs bekommen, anderswo nicht auffallen, die Highlands verlassen können … Hier gibt es ja nicht viel für sie, nicht wahr, außer der Nordsee?«
    »Die Eltern …«
    »Wenn ihre Eltern ihnen noch Gälisch beigebracht haben, geben sie es absichtlich nicht an ihre Kinder weiter. Und wenn sie kein Gälisch können, versuchen sie auch gar nicht, es zu lernen. Es wird als zurückgeblieben und dumm angesehen. Ein Zeichen der Unterklasse.«
    »Geradezu barbarisch«, sagte Roger mit einem beißenden Unterton. »Die barbarische Schottenzunge?«
    Menzies erkannte Samuel Johnsons herablassende Beschreibung der Sprache seiner Gastgeber im Hochland des achtzehnten Jahrhunderts, und wieder leuchtete das kurze, reumütige Lächeln in seinem Gesicht auf.
    »Genau. Es gibt viele Vorurteile – meistens unverhohlen – gegenüber …«
    »Jedem Teuchter? « Teuchter war ein Begriff der Lowlandschotten für die Angehörigen des Gaeltacht, des gälischsprachigen Teils der Highlands, und
es war die kulturelle Entsprechung für einen Hinterwäldler oder einen Sozialfall.
    »Oh, dann wissen Sie also doch Bescheid.«
    »Ein wenig.« Es stimmte, selbst in den Sechzigern hatte man Leute, die Gälisch sprachen, mit Verachtung betrachtet und sie öffentlich verhöhnt, doch dies … Roger räusperte sich.
    »Davon ganz abgesehen, Mr. Menzies«, sagte er und legte eine gewisse Betonung auf das »Mr.«. »Ich verwahre mich in aller Deutlichkeit dagegen, dass die Lehrerin meines Sohnes diesen nicht nur zurechtweist, weil er Gälisch gesprochen hat, sondern ihn deswegen sogar körperlich angreift.«
    »Ich teile Ihre Bedenken, Mr. MacKenzie«, sagte Menzies. Er hob den Kopf, und sein Blick sagte Roger, dass es ihm ernst war. »Ich werde ein paar Worte mit Miss Glendenning sprechen, und ich glaube nicht, dass es noch einmal vorkommen wird.«
    Roger erwiderte seinen Blick und hätte am liebsten alles Mögliche gesagt, doch ihm war klar, dass Menzies für das meiste davon keine Verantwortung traf.
    »Falls doch«, sagte er ruhig, »werde ich zwar nicht mit einem Gewehr zurückkommen – aber ich werde mit dem Sheriff zurückkommen. Und mit einem Zeitungsfotografen, der dokumentieren kann, wie man Miss Glendenning in Handschellen abführt.«
    Menzies blinzelte und setzte seine Brille wieder auf.
    »Sind Sie sicher, dass Sie nicht doch lieber Ihre Frau mit dem Familiengewehr schicken möchten?«, fragte er wehmütig, und Roger musste lachen.
    »Also gut.« Menzies schob seinen Stuhl zurück und stand auf. »Ich bringe Sie nach draußen; ich muss hier abschließen. Dann sehen wir Jem also am Montag, nicht wahr?«
    »Er wird hier sein. Mit oder ohne Handschellen.«
    Menzies lachte.
    »Nun, um seinen Empfang braucht er sich jedenfalls keine Sorgen zu machen. Da die Kinder, die Gälisch können, ihren Freunden natürlich erzählt haben, was er gesagt hat, und er seine Strafe ohne einen Muckser ertragen hat, betrachtet ihn, glaube ich, seine ganze Klasse jetzt als Robin Hood.«
    »Oh, gut.«

30
    SCHIFFE ZIEHEN IN DER NACHT VORÜBER
    19. Mai 1777
    D er Hai war bestimmt vier Meter lang, ein dunkler, wendiger Umriss, der mit dem Schiff mithielt und im sturmgepeitschten Wasser kaum zu sehen war. Kurz vor der Mittagsstunde war er plötzlich aufgetaucht und hatte mir einen Riesenschreck eingejagt, als ich über die Reling blickte und sah, wie seine Rückenflosse die Wasseroberfläche durchteilte.
    »Was ist denn mit seinem Kopf?« Jamie, der auf meinen Schreckensruf hin erschienen war, blickte stirnrunzelnd in das dunkle Wasser. »Er hat da eine Art Auswuchs.«
    »Ich glaube, es ist das, was man einen Hammerhai nennt.« Ich klammerte mich fest an die Reling, die von der Gischt schlüpfrig geworden war. Der Kopf des Hais sah aus wie eine Missbildung; ein seltsames, klobiges, stumpfes Ende für einen solch gefährlich eleganten Körper. Doch während wir ihn beobachteten, kam der Hai dichter an die Oberfläche und drehte sich zur Seite, sodass einer der fleischigen Auswüchse und das kalte Auge an seinem Ende kurz aus dem Wasser ragten.
    Jamie stieß einen angewiderten Schreckenslaut aus.
    »Es ist normal, dass er so aussieht«, teilte ich ihm mit.
    »Warum?«
    »Wahrscheinlich hatte Gott eines Tages Langeweile.« Das brachte ihn

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