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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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findet, nicht wahr?«

29
    GESPRÄCH MIT EINEM SCHULDIREKTOR
    N ach einem friedlichen Mittagessen mit Mandy, die ihre Albträume vergessen zu haben schien, kleidete er sich sorgfältig für sein Gespräch mit dem Direktor von Jems Schule an.
    Roger war von Mr. Menzies überrascht. Er hatte nicht daran gedacht, Brianna zu fragen, was für ein Mensch er war, und hatte etwas Untersetztes, Autoritäres in den mittleren Jahren erwartet, so wie sein eigener Schuldirektor. Stattdessen war Menzies etwa so alt wie er selbst, ein schlanker, hellhäutiger Mann mit Brille, hinter der Roger humorvolle Augen zu sehen glaubte. Doch auch sein entschlossener Mund entging Roger nicht, und er glaubte, dass es richtig gewesen war, Brianna davon abzuhalten, selbst zu gehen.
    »Lionel Menzies«, sagte der Direktor lächelnd. Er hatte einen festen Händedruck und eine freundliche Ausstrahlung, und schon musste Roger seine Strategie revidieren.
    »Roger MacKenzie.« Er ließ los und setzte sich auf den Stuhl, den ihm Menzies auf der anderen Seite seines Schreibtischs anbot. »Jems – Jeremiahs – Vater.«
    »Oh, aye, natürlich. Ich dachte mir schon, dass ich Sie oder Ihre Frau sehen würde, als Jem heute nicht in der Schule aufgetaucht ist.« Menzies lehnte sich ein wenig zurück und faltete die Hände. »Bevor wir weiterreden – dürfte ich Sie fragen, was Jem Ihnen erzählt hat?«
    Roger bekam widerstrebend eine bessere Meinung von dem Mann.
    »Er hat gesagt, seine Lehrerin hat gehört, wie er zu einem anderen Jungen etwas auf Gälisch gesagt hat, woraufhin sie ihn am Ohr gepackt und geschüttelt
hat. Das hat ihn wütend gemacht, und er hat sie beschimpft – ebenfalls auf Gälisch -, wofür er von Ihnen mit dem Riemen gezüchtigt wurde.« Er hatte den Riemen bereits erspäht, der unauffällig – aber doch gut sichtbar – neben einem Aktenschrank an der Wand hing.
    Menzies Augenbrauen hoben sich hinter seinen Brillengläsern.
    »Ist es etwa nicht so gewesen?« Erst jetzt fragte sich Roger, ob Jem womöglich gelogen oder bei seiner Schilderung etwas noch Schlimmeres ausgelassen hatte.
    »Doch, genau so war es«, sagte Menzies. »Ich habe nur noch nie erlebt, dass ein Elternteil eine so knappe und treffende Zusammenfassung abliefert. Normalerweise bekomme ich erst einen halbstündigen Prolog zu hören, gesammelte Belanglosigkeiten, Hohn, Spott und Widersprüchlichkeiten – wenn beide Eltern kommen – sowie persönliche Angriffe, bevor ich genau ausmachen kann, was das Problem ist. Danke.« Er lächelte, und Roger konnte nicht anders, als sein Lächeln zu erwidern.
    »Es hat mir leidgetan, dass ich dazu gezwungen war«, fuhr Menzies fort, ohne eine Antwort abzuwarten. »Ich kann Jem gut leiden. Er ist schlau, fleißig … und sehr lustig.«
    »Das stimmt«, sagte Roger. »Aber -«
    »Aber mir ist wirklich nichts anderes übrig geblieben«, unterbrach ihn Menzies entschlossen. »Wenn keiner der anderen Schüler verstanden hätte, was er gesagt hat, hätte eine einfache Entschuldigung vielleicht ausgereicht. Aber – hat er Ihnen erzählt, was er gesagt hat?«
    »Nicht im Detail, nein.« Roger hatte nicht weiter nachgefragt; er hatte Jamie Fraser nur drei- oder viermal auf Gälisch fluchen hören – doch es war jedes Mal ein denkwürdiges Erlebnis gewesen, und Jem hatte ein exzellentes Gedächtnis.
    »Nun, dann erzähle ich es Ihnen auch nicht, es sei denn, Sie bestehen darauf. Aber es ist so – wahrscheinlich haben ihn nur ein paar seiner Mitschüler verstanden, aber es war klar, dass sie all ihren Freunden genau erzählen würden, was er gesagt hat. Und sie wissen, dass ich es ebenfalls verstanden habe. Ich muss die Autorität meiner Lehrer schützen; wenn das Personal nicht respektiert wird, geht die ganze Schule den Bach hinunter. Hat Ihre Frau mir nicht erzählt, dass Sie selbst einmal als Lehrer gearbeitet haben? Hat sie nicht sogar gesagt, in Oxford? Das ist ja sehr beeindruckend.«
    »Das ist Jahre her, und ich habe es nur bis zum Assistenten gebracht, aber es stimmt. Und ich verstehe Sie, auch wenn ich selbst unglücklicherweise ohne die Androhung körperlicher Gewalt für Respekt und Ordnung sorgen musste.« Nicht dass er nicht mit Freuden dem einen oder anderen seiner Zweitsemester in Oxford einen Nasenstüber versetzt hätte …
    Menzies betrachtete ihn mit einem ironischen Blinzeln.
    »Ich würde sagen, Ihre körperliche Gegenwart hat wahrscheinlich gereicht«, sagte er. »Und da Sie doppelt so kräftig sind wie ich,

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