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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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zum Lachen, und ich betrachtete ihn zufrieden. Seine Gesichtsfarbe war gesund, und er hatte mit solchem Appetit gefrühstückt, dass ich das Gefühl hatte, bald auf die Akupunkturnadeln verzichten zu können.
    »Was ist das Seltsamste, was du je gesehen hast. Ein Tier meine ich. Ein nicht menschliches Tier«, fügte ich hinzu, weil ich an Dr. Fentimans gruselige Kollektion eingelegter Missbildungen und »Launen der Natur« denken musste.
    »Einfach nur seltsam? Nicht missgebildet, meine ich, sondern so, wie Gott es haben wollte?« Er blickte blinzelnd in die See, dann grinste er. »Der Mandrill im Zoo von Louis von Frankreich. Oder … doch nicht. Vielleicht ein Rhinozeros, obwohl ich noch nie eines mit eigenen Augen gesehen habe. Zählt das auch?«
    »Sagen wir, etwas, das du selbst gesehen hast«, schlug ich vor und dachte an die Tierzeichnungen dieser Zeit, die oft sehr von der Fantasie des Künstlers beeinflusst zu sein schienen. »Du hast den Mandrill merkwürdiger gefunden als den Orang-Utan?« Ich erinnerte mich noch daran, wie sehr ihn der Orang-Utan fasziniert hatte, ein Jungtier mit einem ernsten Gesicht, das von ihm nicht minder fasziniert gewesen zu sein schien, was den Herzog von Orleans damals zu
einer Reihe scherzhafter Bemerkungen über den Ursprung roter Haare veranlasst hatte.
    »Nein, ich habe schon genug Menschen getroffen, die seltsamer ausgesehen haben als der Orang-Utan«, antwortete er. Der Wind hatte die Richtung gewechselt und riss ihm rotbraune Strähnen aus seinem Haarband. Er drehte das Gesicht in den Wind und strich sie zurück. Seine Miene war jetzt nüchterner. »Das Tier hat mir leidgetan; es schien zu wissen, dass es allein war und vielleicht nie wieder einen Artgenossen zu sehen bekommen würde.«
    »Vielleicht hat er ja gedacht, du wärst ein Artgenosse«, meinte ich. »Jedenfalls schien er dich zu mögen.«
    »Er war ein lieber Kerl«, pflichtete er mir bei. »Als ich ihm eine Orange gegeben habe, hat er mir die Frucht aus der Hand genommen wie ein Christenmensch, sehr zivilisiert. Meinst du …« Seine Stimme erstarb, und sein Blick verschwamm.
    »Meine ich …?«
    »Oh. Ich dachte nur -« Er sah sich hastig um, doch wir waren außerhalb der Hörweite der Seeleute. »Was Roger Mac gesagt hat, dass Frankreich eine wichtige Rolle bei der Revolution spielt. Ich dachte, ich höre mich ein wenig um, wenn wir in Edinburgh sind. Um zu sehen, ob einige meiner alten Bekannten, die in Frankreich die Hand im Spiel hatten …« Er zog eine Schulter hoch.
    »Du denkst doch nicht ernsthaft darüber nach, nach Frankreich zu fahren, oder?«, fragte ich, plötzlich argwöhnisch.
    »Nein, nein«, sagte er hastig. »Ich dachte nur – wenn es durch Zufall doch dazu käme, ob der Orang-Utan wohl noch da wäre? Es ist ja schon lange her, aber ich weiß nicht, wie alt sie werden.«
    »Nicht so alt wie Menschen, glaube ich, aber sie können ein hohes Alter erreichen, wenn man sich gut um sie kümmert«, sagte ich skeptisch. Die Skepsis galt nicht allein dem Orang-Utan. An den französischen Hof zurückkehren? Der bloße Gedanke ließ meinen Magen Purzelbäume schlagen.
    »Er ist tot, weißt du«, sagte Jamie leise. Er wandte mir den Kopf zu und sah mich direkt an. »Louis.«
    »Ach ja?«, sagte ich ausdruckslos. »Ich … Wann denn?«
    Er senkte den Kopf und stieß ein leises Geräusch aus, das ein Lachen hätte sein können.
    »Er ist vor drei Jahren gestorben, Sassenach«, sagte er trocken. »Es hat in den Zeitungen gestanden. Obwohl ich zugeben muss, dass die Wilmington Gazette nicht viel Aufhebens darum gemacht hat.«
    »Mir ist es jedenfalls nicht aufgefallen.« Ich spähte zu dem Hai hinunter, der dem Schiff nach wie vor geduldig Gesellschaft leistete. Nach dem ersten überraschten Zusammenzucken hatte sich mein Herz entspannt. Eigentlich empfand ich vor allem Dankbarkeit – und das wiederum überraschte mich sehr.
    Ich hatte längst Frieden mit der Erinnerung daran geschlossen, dass ich Louis’ Bett geteilt hatte – für vielleicht zehn Minuten, denn länger hatte es
nicht gedauert -, und Jamie und ich hatten längst unseren Frieden miteinander geschlossen, denn nach dem Verlust unserer ersten Tochter Faith und den schrecklichen Ereignissen, die sich vor dem Aufstand in Frankreich zugetragen hatten, hatten wir uns einander wieder zugewandt.
    Es war nicht so, dass die Nachricht vom Tod des Königs irgendwie von Bedeutung war – und doch empfand ich Erleichterung, als ob ein irritierendes

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