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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Musikstück, das die ganze Zeit im Hintergrund gelaufen war, endlich sein gnädiges Ende gefunden hatte und nun die Stille des Friedens im Wind zu mir sang.
    »Gott schenke seiner Seele Frieden«, sagte ich mit einiger Verspätung. Jamie lächelte und legte seine Hand auf die meine.
    »Fois shìorruidh thoir dha«, wiederholte er. Gott schenke seiner Seele Frieden. »Aber man kommt ins Grübeln, oder? Wie es wohl für einen König sein mag, vor Gott zu treten und Rechenschaft über sein Leben abzulegen. Ich meine, ob es wohl sehr viel schlimmer ist, wenn man für all die Menschen Rede und Antwort stehen muss, die man unter seiner Obhut hatte?«
    »Glaubst du denn, das würde er tun?«, fragte ich neugierig – und beklommen zugleich. Ich hatte Louis nicht näher gekannt – abgesehen von jener einen hautnahen Begegnung, und diese war weniger intim als jeder Händedruck gewesen; er hatte mir nicht einmal in die Augen gesehen -, doch er war mir nicht wie ein Mensch vorgekommen, der sich vor Sorge um seine Untertanen verzehrte. »Kann man einen Menschen wirklich für das Wohlergehen eines ganzen Königreichs zur Verantwortung ziehen? Nicht nur für seine eigenen Sünden, meinst du?«
    Darüber musste er nachdenken, und die steifen Finger seiner rechten Hand klopften langsam auf die glitschige Reling.
    »Ich glaube schon«, sagte er. »Man steht doch auch für das gerade, was man seiner Familie angetan hat, nicht wahr? Sagen wir, man hat seine Kinder im Stich gelassen oder sie dem Hungertod überlassen. Das würde doch gewiss ins Gewicht fallen, denn man ist ja für sie verantwortlich. Wenn man als König geboren wird, hat man die Verantwortung für seine Untertanen. Wenn man schlecht mit ihnen umgeht, dann …«
    »Aber wo soll das denn enden?«, protestierte ich. »Wenn man einer Person nützt und einer anderen schadet. Was, wenn man für Menschen verantwortlich ist – sozusagen – und sich ihre Bedürfnisse widersprechen? Was sagst du dazu?«
    Er begann zu lächeln.
    »Ich würde sagen, ich bin heilfroh, dass ich nicht Gott bin und nicht versuchen muss, über so etwas nachzudenken.«
    Einen Moment lang schwieg ich und stellte mir vor, wie Louis vor Gott stand und versuchte, sich für diese zehn Minuten mit mir zu rechtfertigen. Ich war mir sicher, dass er glaubte, das Recht zu haben – ein König war schließlich ein König -, doch andererseits ließen sowohl das siebte als auch das neunte Gebot keinerlei Raum für Zweifel, und sie schienen auch keine Sonderklauseln für Mitglieder von Königshäusern zu enthalten.

    »Wenn du dabei wärst«, sagte ich impulsiv, »und im Himmel diesem Gericht beiwohnen würdest – würdest du ihm verzeihen? Ich würde es tun.«
    »Wem?«, sagte er überrascht. »Louis?« Ich nickte, und er runzelte die Stirn und rieb sich langsam mit dem Finger über den Nasenrücken. Dann seufzte er und nickte.
    »Aye, das würde ich. Es würde mich aber nicht stören, ihn vorher ein wenig zappeln zu lassen«, fügte er finster hinzu. »Eine Mistgabel in den Hintern wäre zum Beispiel nicht schlecht.«
    Ich musste lachen, doch bevor ich noch etwas sagen konnte, wurden wir durch den Ausruf »Segel ahoi!« von oben unterbrochen. Waren wir eine Sekunde zuvor noch allein gewesen, so holte dieser Ruf die Seeleute aus allen Löchern und Eingängen wie die Maden aus einem Stück Schiffszwieback. Sie schwärmten in die Takelage aus, um zu sehen, was los war.
    Ich reckte den Hals, aber in unmittelbarer Nähe war nichts zu sehen. Doch Ian war mit den anderen nach oben geklettert und landete jetzt dumpf neben uns auf dem Deck. Er war rot vom Wind und vor Aufregung.
    »Ein kleines Schiff, aber es hat Kanonen«, informierte er Jamie. »Unter der Flagge der Union.«
    »Ein Marinekutter«, sagte Kapitän Roberts, der ebenfalls neben mir aufgetaucht war und durch sein Teleskop blickte. »Mist!«
    Jamie fuhr unbewusst mit der Hand an seinen Dolch und spähte mit zusammengekniffenen Augen über die Schulter des Kapitäns hinweg. Ich konnte jetzt das Segel sehen, das sich von Steuerbord her rapide näherte.
    »Können wir sie abhängen, Käpt’n?« Der Bootsmann war zu der Menschenansammlung an die Reling getreten und beobachtete das herannahende Schiff. Es hatte in der Tat Kanonen; ich konnte sechs Stück sehen – und sie waren bemannt.
    Der Kapitän überlegte, während er geistesabwesend sein Fernglas auf- und zuschob, dann blickte er in die Takelage hinauf, wohl, um sich auszurechnen, ob es uns gelingen

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