Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
Vom Netzwerk:
zerrte ihn heraus, wobei er sowohl meine Tasche als auch das Taillenband meines Rockes zerriss -, fuhr herum und verschwand wieder im Bauch des Schiffes. Sodass ich mit einem verletzten und einem unverletzten Kanonier allein blieb – der jetzt vorsichtig von seinem Posten herunterkam – und dem Steuermann, der hysterisch brüllte, irgendjemand sollte irgendetwas mit irgendeinem Segel anstellen.
    Ich schluckte und nahm das Messer fest in die Hand.
    »Zurück«, sagte ich so laut und gebieterisch, wie ich konnte. Angesichts meiner Atemnot, des Windes und des allgemeinen Lärms bezweifelte ich, dass sie mich hörten. Andererseits glaube ich auch nicht, dass es eine Rolle gespielt hätte, wenn sie mich gehört hätten. Ich zerrte mir mit einer Hand den rutschenden Rock hoch und hob entschlossen das Messer, um ihnen anzuzeigen, dass ich wusste, wie ich es benutzen musste. Denn das wusste ich wahrhaftig.
    Hitzewellen liefen über meine Haut, und ich spürte, wie der Schweiß meine Kopfhaut kitzelte, um dann im kalten Wind augenblicklich zu trocknen. Doch die Panik war vorüber; mein Kopf war völlig klar und sehr weit weg.
    Ihr werdet mich nicht anrühren, war mein einziger Gedanke. Der Mann, den ich verletzt hatte, hielt sich vorsichtig auf Abstand. Der andere Kanonier sah nichts als eine Frau und machte sich nicht einmal die Mühe, sich zu bewaffnen, sondern streckte einfach in wütender Verachtung die Arme nach mir aus. Ich sah, wie das Messer blitzschnell auffuhr und sich wie von selbst durch die Luft schwang, der Schimmer der Klinge vom Blut gedämpft, als sie ihm quer über die Stirn fuhr.
    Das Blut strömte ihm über das Gesicht und blendete ihn, und er stieß einen erstickten Schrei des Schmerzes und des Erstaunens aus, bevor er zurückwich, beide Hände vor das Gesicht gepresst.
    Ich zögerte einen Moment, weil ich mir nicht sicher war, was ich als Nächstes tun sollte, während mir das Blut wild in den Schläfen hämmerte. Das Schiff trieb auf dem Wasser dahin und hob und senkte sich auf den Wellen; ich spürte, wie der mit Gold bepackte Saum meines Rockes über die Deckplanken schleifte, und wieder zog ich mir gereizt das zerrissene Taillenband hoch.

    Da entdeckte ich einen Belegnagel, der in seinem Loch in der Reling steckte. Ich bewegte mich darauf zu, als ob ich zurückweichen wollte, und steckte mir dabei das Messer in die Korsettstangen meines Mieders, weil ich keinen besseren Aufbewahrungsort dafür hatte. Dann packte ich den Belegnagel mit beiden Händen, riss ihn mit einem Ruck aus der Nagelbank und hielt ihn wie einen kurzen Baseballschläger vor mich. Mit einem plötzlichen Schwung holte ich aus und ließ ihn mit aller Kraft auf den Schädel des Mannes niedersausen, dem ich das Gesicht verletzt hatte. Der Holzstab prallte mit einem hohlen Geräusch an seinem Schädel ab, und er stolperte seitwärts davon und stieß mit dem Mast zusammen.
    Jetzt hatte der Steuermann offenbar genug. Er ließ sein Steuer Steuer sein, sprang von seinem Posten und stürzte auf mich zu wie ein wild gewordener Affe, ein Bündel grabschender Gliedmaßen und gefletschter Zähne. Ich versuchte, ihn mit dem Belegnagel zu treffen, doch er war mir schon ein Stück weit entglitten, als ich auf den Kanonier einschlug, und jetzt rutschte er mir vollends aus der Hand. Polternd rollte er über das schwankende Deck davon, während sich der Steuermann auf mich stürzte.
    Er war klein und dünn, doch sein Gewicht warf mich nach hinten, und wir kollerten beide auf die Reling zu; ich prallte mit dem Rücken dagegen, und mir blieb die Luft weg, denn der Aufprall kam einem Hieb in die Nierengegend gleich. In Sekunden durchfuhr mich brennender Schmerz, und ich wand mich unter dem Mann und glitt zu Boden. Er sank ebenfalls auf das Deck und tastete zielsicher nach meiner Kehle. Ich hieb so verzweifelt mit den Armen nach ihm, dass ich mich an seinem Schädel verletzte.
    Der Wind rauschte mir in den Ohren; ich hörte nichts als atemlose Flüche, raue Keuchlaute, die genauso gut von mir wie von ihm stammen konnten, und dann schlug er meine Hände beiseite, packte mich mit einer Hand am Hals und drückte unter meinem Kinn fest mit dem Daumen zu.
    Es tat weh, und ich versuchte, mit dem Knie nach ihm zu treten, doch meine Beine hingen in meinem Rock fest und wurden von seinem Gewicht zu Boden gedrückt. Mir wurde schwarz vor Augen, und in der Finsternis glühten kleine goldene Funken auf, ein winziges Feuerwerk als Vorbote meines Todes. Irgendjemand

Weitere Kostenlose Bücher