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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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durch die Gegend fahren und wahllos auf fremde Schiffe schießen würde. Aber warum feuert Stebbings wohl auf uns? Warum versucht er nicht, die Pitt zu entern und sie sich zurückzuholen? Jetzt wäre es doch einfach.«
    Meine Symptome waren nun vollständig verschwunden, und mein Kopf war völlig klar. Ich stellte fest, dass man mich auf zwei Truhen mit flachen Deckeln gelegt hatte, die in einer Art kleinem Frachtraum standen; über mir befand sich
eine Gitterluke, durch die ich die flatternden Schatten bewegter Segel sah, und an den Wänden stapelte sich eine Ansammlung von Fässern, Bündeln und Kisten. Es roch kräftig nach Teer, Kupfer, Tuch, Schießpulver und … Kaffee? Ich zog die Luft tief durch die Nase ein und fühlte mich mit jeder Sekunde kräftiger. Ja, Kaffee!
    Der Knall eines weiteren Kanonenschusses drang gedämpft durch die Wände, und mich durchlief ein kleiner Schauder. Die Vorstellung, im Frachtraum eines Schiffes festzusitzen, das jeden Moment versenkt werden konnte, verdrängte sogar meine gierigen Gedanken an Kaffee.
    Auch Jamie hatte sich als Reaktion auf den Schuss umgewandt und sich halb erhoben. Bevor ich aufstehen und vorschlagen konnte, dass wir möglichst schnell an Deck gingen, änderte sich das Licht, das von oben kam, und ein runder Stoppelkopf schaute zur Luke herein.
    »Geht es der Lady wieder besser?«, fragte ein Junge höflich. »Der Käpt’n sagt, wenn sie tot ist, werdet Ihr ja hier nicht mehr gebraucht, und er möchte, dass Ihr sofort zu ihm nach oben kommt, Sir.«
    »Und wenn ich nicht tot bin?«, erkundigte ich mich, während ich versuchte, meine Unterröcke glatt zu streichen, die am Saum nass waren – und auch ansonsten feucht und hoffnungslos zerknittert. Verflixt. Jetzt hatte ich meinen goldbeschwerten Rock mit der Tasche an Bord der Pitt zurückgelassen. Wenn das so weiterging, konnte ich noch von Glück sagen, wenn ich in Hemd und Korsett an Land kam.
    Der Junge – auf den zweiten Blick war er wahrscheinlich etwa vierzehn, auch wenn er viel jünger aussah – lächelte bei meiner Frage.
    »In diesem Fall hat er angeboten, Euch persönlich über Bord zu werfen, Ma’am, damit sich Euer Mann wieder konzentrieren kann. Käpt’n Hickman redet manchmal etwas vorschnell«, fügte er hinzu und verzog entschuldigend das Gesicht. »Er meint es aber nicht so. Normalerweise.«
    »Ich komme mit.« Ich stand auf, ohne das Gleichgewicht zu verlieren, nahm aber gern Jamies Arm. Unser neuer Bekannter führte uns durch das Schiff und teilte uns dabei hilfreicherweise mit, sein Name sei Abram Zenn (»Mein Pa war nämlich ein belesener Mann, und weil ihm Mr. Johnsons Wörterbuch so gefallen hat, war er begeistert von der Vorstellung, dass ich A bis Z bin.«), er sei der Schiffsjunge (das Schiff hieß tatsächlich Aspis, was mich freute), und der Grund für Kapitän Hickmans Aufregung sei eine langwierige Fehde mit dem Marinekapitän Stebbings. »Sie hatten schon mehrere Zusammenstöße, und Käpt’n Hickman hat geschworen, dass der nächste der letzte ist.«
    »Ich nehme an, Kapitän Stebbings denkt genauso?«, fragte Jamie trocken, und Abram nickte heftig.
    »Ein Mann in einem Wirtshaus in Roanoke hat mir erzählt, Käpt’n Stebbings hätte dort etwas getrunken und zu allen Gästen gesagt, er würde Käpt’n Hickman an seiner Rah aufknüpfen und ihn dort hängen lassen, damit ihm die Möwen die Augen auspicken könnten. Das würden sie nämlich tun«, fügte er
finster hinzu und warf einen Blick auf die Vögel, die draußen über das Wasser segelten. »Möwen sind hinterlistige Biester.«
    Weitere interessante Auskünfte wurden durch unsere Ankunft in Kapitän Hickmans Allerheiligsten unterbunden, einer beengten Heckkajüte, die genauso mit Frachtgut vollgestopft war wie der Frachtraum selbst. Ian war schon dort und gab den gefangenen Mohawk kurz vor der Verbrennung am Marterpfahl, woraus ich schloss, dass ihm Kapitän Hickman nicht besonders sympathisch war. Dies schien auf Gegenseitigkeit zu beruhen, zumindest der brennenden Farbe nach, die die hageren Wangen des Letzteren angenommen hatten.
    »Ah«, sagte Hickman knapp, als er uns sah. »Freut mich, dass Ihr doch nicht aus dem Leben geschieden seid, Ma’am. Was für ein trauriger Verlust das für Euren Mann gewesen wäre, so eine treu ergebene Frau.« Angesichts des sarkastischen Tonfalls seiner letzten Worte fragte ich mich, wie oft ich Ian wohl gebeten hatte, Jamie meine Liebe mitzuteilen, und wie viele Leute dies wohl mit

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