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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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das Sägeblatt bitte ins Wasser tauchen würdet, Freund Denzell?«, sagte ich und band mir einen Jutesack als Schürze um die Taille. Der Schweiß lief mir über den Rücken und kitzelte mich zwischen den Pobacken, und ich wickelte mir ein Stück einer Bandage als Schweißband um die Stirn, damit er mir bei der Arbeit nicht in die Augen rann. »Und die Flecken dort am Griff wegwischen würdet? Dann mein Messer und das Tenakel bitte.«
    Mit verwunderter Miene folgte er meinen Anweisungen, begleitet vom neugierigen Murmeln der Zuschauer, die eindeutig noch nie etwas so Seltsames gesehen hatten. Doch Mr. Dicks bedrohliche Gegenwart hielt sie auf Abstand.
    »Glaubst du, der Leutnant würde unseren Freund hier tatsächlich hängen lassen?«, flüsterte Denzell mir zu und wies kopfnickend auf Dick. »Und könnte er das überhaupt?«
    »Ich bin mir sicher, dass er nichts lieber täte, aber eigentlich glaube ich es nicht, nein. Mr. Dick ist schließlich ein englischer Kriegsgefangener. Glaubt Ihr, er kann Euch vors Kriegsgericht bringen?«
    »Versuchen könnte er es zumindest«, sagte Denzell, den diese Vorstellung nicht zu beunruhigen schien. »Ich bin schließlich Angehöriger der Armee.«
    »Wirklich?« Das erschien mir merkwürdig, doch er war nicht der erste Quäker, der mir – sozusagen – auf einem Schlachtfeld begegnete.
    »Oh, ja. Aber ich glaube nicht, dass die Armee so viele Ärzte hat, dass sie es sich erlauben kann, einen davon zu hängen. Und eine Degradierung würde ja, glaube ich, nichts an meinen Fähigkeiten ändern.« Er lächelte mich fröhlich an. »Du hast schließlich gar keinen Dienstrang, wenn ich nicht irre, und doch vertraue ich darauf, dass dir dies gelingen wird.«
    »So Gott will«, sagte ich, und er nickte ernst.
    »So Gott will«, wiederholte er und reichte mir das Messer, das noch heiß war vom kochenden Wasser.

    »Tretet besser ein wenig zurück«, sagte ich zu den Zuschauern. »Das gibt eine Sauerei.«
    »Oje, oje, oje«, sagte Mrs. Raven mit einem bebenden Seufzer der Vorfreude. »Wie durch und durch grauenvoll! «

45
    DREI PFEILE
    Mottville, Pennsylvania 10. Juni 1777
     
    G rey fuhr plötzlich auf und hätte sich fast den Kopf an dem Balken gestoßen, der dicht über seinem Bett hinweglief. Sein Herz klopfte, Hals und Schläfen waren schweißnass, und im ersten Moment hatte er keine Ahnung, wo er war.
    »Der dritte Pfeil«, sagte er laut und schüttelte den Kopf, um die Welt mit dem außerordentlich lebhaften Traum in Einklang zu bringen, aus dem er so abrupt aufgetaucht war.
    War es ein Traum, eine Erinnerung oder ein Teil von beidem? Er hatte im großen Salon von Trois Flèches gestanden und den prächtigen Stubbs betrachtet, der zur Rechten des barocken Kamins hing. An den Wänden wimmelte es von Bildern – ein wildes Durcheinander ohne Rücksicht auf ihr Sujet oder ihren künstlerischen Wert.
    War es so gewesen? Er erinnerte sich vage, sich von der übertriebenen Ausstattung der Räume gestört gefühlt zu haben. Doch hatten die Porträts wirklich so auf ihn eingewirkt, von oben, von unten, überall Gesichter?
    In seinem Traum hatte Baron Amandine neben ihm gestanden und ihn mit seiner festen Schulter berührt; sie waren ungefähr gleich groß. Der Baron erzählte gerade etwas über eines der Gemälde, doch Grey konnte sich nicht mehr daran erinnern, was er gesagt hatte – irgendetwas über die Technik, die der Maler angewandt hatte, vielleicht.
    Auf der anderen Seite stand Cecile Beauchamp, die Schwester des Barons, ebenfalls so dicht bei ihm, dass ihn ihre entblößte Schulter streifte. Sie trug Puder im Haar und Jasminparfum, der Baron ein barbarisches Duftwasser aus Bergamotte und Zibet. Er erinnerte sich – denn Träume waren doch wohl geruchlos? – daran, wie sich die schweren Düfte in der drückenden Wärme des Zimmers mit der Bitterkeit der Holzasche vermischt hatten, und daran, wie ihm von dieser Mischung leicht übel geworden war. Eine Hand hatte eine seiner Pobacken umfasst und vertraulich zugedrückt, um sie dann verführerisch zu streicheln. Er wusste nicht, wessen Hand es war.

    Das hatte ihm der Traum nicht verraten.
    Er legte sich langsam wieder auf sein Kissen zurück, schloss die Augen und versuchte, die Bilder seines schlafenden Kopfes zurückzuholen. Der Traum hatte danach einen erotischen Zug angenommen, ein Mund auf seiner höchst empfänglichen Haut; es waren diese Empfindungen gewesen, die ihn aus dem Schlaf gerissen hatten. Wessen Mund es war, wusste

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