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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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gehabt und sich auf Dicks Arm gestürzt. Diesen verfehlte er zwar, doch es gelang ihm, den kräftigen Guineaner gegen Stactoe zu schubsen. Sie klammerten sich aneinander – nachdem Dick das Messer hatte fallen lassen – und stolperten einen Moment hin und her, bevor sie beide das Gleichgewicht verloren und gegen Ormistons Liege prallten, sodass sich der Patient, die Rumflasche, das heiße Wasser, Denzell Hunter und die restlichen Instrumente mit einem solchen Heidenlärm auf dem Steinboden verteilten, dass jedes Gespräch im Gebäude zum Erliegen kam.
    »Oooh!«, sagte Mrs. Raven in schockiertem Entzücken. Das Ganze entwickelte sich ja weitaus besser als erwartet.
    »Denny!«, sagte eine nicht minder schockierte Stimme in meinem Rücken. »Was glaubst du, was du hier tust?«
    »Ich … assistiere Freundin Claire bei einer Operation«, sagte Denzell nicht ohne Würde, während er sich hinsetzte und den Boden nach seiner Brille abtastete.
    Rachel Hunter bückte sich und ergriff die flüchtige Brille, die über den Boden gerutscht war, und setzte sie ihrem Bruder wieder auf, den Blick argwöhnisch auf Leutnant Stactoe gerichtet, der sich langsam vom Boden erhob und dabei vor Wut so anschwoll, dass er an einen Heißluftballon erinnerte.
    »Ihr«, sagte er mit heiserer Stimme und zeigte mit seinem kleinen, zitternden Finger auf Dick. »Ich werde Euch hängen lassen, weil Ihr einen Offizier angegriffen habt. Euch, Sir« – er schwenkte den anklagenden Finger in Denzells Richtung -, »lasse ich vor das Kriegsgericht stellen! Und was Euch betrifft, Madam -« Er spuckte mir das Wort entgegen, hielt dann aber inne, weil ihm spontan keine hinreichend furchtbare Drohung für mich einfiel. Dann sagte er: »Ich werde Euren Gatten bitten, Euch zu züchtigen!«
    »Komm und kitzle mich, Schätzchen«, kam eine lallende Stimme vom Fußboden. Als ich meinen Blick senkte, sah ich, wie mich Mr. Ormiston lüstern ansah. Er hatte die Rumflasche während des Sturzes nicht losgelassen, danach weiter daraus getrunken, und jetzt hieb er mit rumrotem Gesicht ziellos nach meinem Knie.

    Leutnant Stactoe stieß ein Geräusch aus, das besagte, dass das Maß nun wirklich voll war. Hastig sammelte er seine am Boden verstreuten Instrumente ein und marschierte vor Messern und Sägen strotzend davon, wobei er hin und wieder im Gehen einen kleinen Gegenstand fallen ließ.
    »Wolltest du etwas von mir, Schwesterchen?« Denzell Hunter war inzwischen wieder auf den Beinen und rückte die umgestürzte Liege zurecht.
    »Weniger ich als vielmehr Mrs. Brown«, sagte seine Schwester mit einem trockenen Unterton. »Sie sagt, es ist so weit, und sie will dich. Jetzt. Sofort.«
    Er prustete kurz und sah mich an.
    »Mrs. Brown ist eine Hysterikerin, wie sie im Buche steht«, sagte er entschuldigend. »Ich bin überzeugt, dass sie noch einen Monat bis zur Entbindung hat, doch sie hat regelmäßig Senkwehen.«
    »Ich kenne sie«, sagte ich und verkniff mir ein Lächeln. »Lieber Ihr als ich.« Mrs. Brown war eine Hysterikerin. Außerdem war sie mit einem Milizoberst verheiratet und hatte daher – so meinte sie – etwas Besseres verdient als nur eine Hebamme. Da ihr zu Ohren gekommen war, dass Dr. Denzell Hunter mit Dr. John Hunter zusammengearbeitet hatte, der der Geburtshelfer der Königin war … Nun, offensichtlich wurden meine Dienste nicht mehr benötigt.
    »Sie blutet doch nicht, und ihre Fruchtblase ist nicht geplatzt, oder?«, fragte Denzell seine Schwester mit resignierter Stimme. Guinea Dick, den die Auseinandersetzung nicht im Geringsten beeindruckt hatte, hatte die Bettwäsche zurück auf die Liege gelegt. Jetzt ging er in die Hocke, hob Mr. Ormistons kräftige Gestalt hoch, als wäre er ein Federbett, und legte ihn mitsamt seiner Flasche darauf.
    »Ist so weit, glaube ich«, verkündete er nach eingehender Betrachtung des Patienten, der jetzt mit geschlossenen Augen dalag und glückselig murmelte: »Noch ein bisschen tiefer, Schätzchen, aye, so ist’s gut, so ist’s gut …«
    Denzell blickte hilflos von Mr. Ormiston zu seiner Schwester zu mir.
    »Ich muss zu Mrs. Brown gehen, auch wenn ich nicht glaube, dass es wirklich drängt. Kannst du noch ein wenig warten, und dann tue ich, was für dich getan werden muss?«
    » Sie tut es«, sagte Dick mit finsterer Miene.
    »Ja, das tut sie«, versicherte ich ihm und band mir das Haar zurück. » Womit sie es aber tut, ist eine andere Frage. Habt Ihr irgendwelche Instrumente, die ich vielleicht ausborgen

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