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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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sagte ich knapp. »Zur Sterilisation der Instrumente. Zur Vorbeugung einer postoperativen Infektion. Soweit wie möglich«, fügte ich in aller Aufrichtigkeit hinzu. Stactoe stieß bei diesen Worten ein äußerst respektloses Geräusch aus, doch ich beachtete ihn nicht. »Was empfehlt Ihr denn, Dr. Hunter?«
    »Denzell«, sagte er mit einem flüchtigen Lächeln. »Freund Stactoe wünscht, unterhalb des Knies zu amputieren -«
    »Natürlich wünsche ich das!«, sagte Stactoe aufgebracht. »Ich möchte das Kniegelenk erhalten, und es gibt keinen Grund dafür, höher anzusetzen!«
    »Es mag merkwürdig klingen, doch eigentlich bin ich Eurer Meinung«, sagte ich zu ihm, wandte mich dann aber wieder an Denzell Hunter. »Ihr nicht?«
    Er schüttelte den Kopf und schob sich die Brille hoch.

    »Wir müssen in der Mitte des Oberschenkels amputieren. Der Mann hat ein Poplitealaneurysma. Das bedeutet -«
    »Ich weiß, was es bedeutet.« So war es, und ich tastete bereits Mr. Ormistons Kniekehle ab. Er stieß ein schrilles Kichern aus, verstummte abrupt und wurde rot vor Verlegenheit. Ich lächelte ihn an.
    »Entschuldigung, Mr. Ormiston. Ich werde Euch nicht noch einmal kitzeln.«
    Das war auch nicht nötig. Ich konnte das Aneurysma deutlich spüren, es pulste sanft unter meinen Fingern, eine große, feste Schwellung direkt in der Kniekehle. Er musste es schon lange haben; ein Wunder, dass es während der Seeschlacht oder auf dem strapaziösen Transport nach Ticonderoga nicht geplatzt war. In einem modernen Operationssaal wäre es vielleicht möglich gewesen, weiter unten zu amputieren und das Aneurysma zu beseitigen – nicht aber hier.
    »Ihr habt recht, Freund Denzell«, sagte ich und richtete mich auf. »Sobald uns Mrs. Raven das heiße Wasser bringt, können wir -« Doch die Männer hörten mir nicht zu. Sie starrten auf etwas in meinem Rücken. Ich drehte mich um und sah Guinea Dick, der wegen der Hitze nur einen Lendenschurz trug und sämtliche Tätowierungen seines schweißglänzenden Körpers zu Schau stellte, mit einer Glasflasche näher kommen, die er feierlich in beiden Händen trug.
    »Der Käpt’n schickt dir etwas Grog, Joe«, sagte er zu Mr. Ormiston.
    »Oh, Gott hab den guten Käpt’n selig!«, sagte Mr. Ormiston, von Herzen dankbar. Er griff nach der Rumflasche, zog mit den Zähnen den Korken heraus und begann zielstrebig zu schlucken.
    Plätschergeräusche verkündeten Mrs. Ravens Rückkehr mit dem Wasser. Über fast allen Kaminfeuern hing ein Kessel; es war nicht schwer, kochendes Wasser zu finden. Außerdem hatte die gute Seele auch einen Eimer kaltes Wasser mitgebracht, damit ich mir die Hände waschen konnte, ohne mich zu verbrühen.
    Ich ergriff eines der kurzen, brutal aussehenden Amputationsmesser und machte gerade Anstalten, es in das heiße Wasser zu tauchen, als Leutnant Stactoe es mir entrüstet aus der Hand riss.
    »Was macht Ihr denn da, Madam!«, rief er aus. »Das ist mein bestes Messer!«
    »Ja, deshalb habe ich ja auch vor, es zu benutzen«, sagte ich. » Nachdem ich es gereinigt habe.«
    Stactoe war ein kleiner Mann mit kurzen grauen Stoppelhaaren; er war sogar sechs oder sieben Zentimeter kleiner als ich, wie ich feststellte, als ich mich aufrichtete und ihm Auge in Auge gegenüberstand. Sein Gesicht verfärbte sich noch dunkler.
    »Ihr werdet den Härtegrad des Stahls verändern, wenn Ihr es in kochendes Wasser taucht!«
    »Nein«, sagte ich beherrscht – noch. »Heißes Wasser wird es nur reinigen. Und ich werde nicht mit einer verschmutzten Klinge Hand an diesen Mann legen.«

    »Ach nein?« Ein Hauch von Genugtuung blitzte in seinen Augen auf, und er klammerte das Messer schützend an seine Brust. »Nun, dann werdet Ihr diese Arbeit wohl jenen überlassen müssen, die wissen, wie es geht, nicht wahr?«
    Guinea Dick, der geblieben war, um zuzusehen, hatte den Verlauf des Streitgesprächs interessiert verfolgt. An diesem Punkt beugte er sich vor und nahm Stactoe das Messer aus der Hand.
    »Käpt’n sagt, Joe ist ihre Sache«, sagte er ruhig. »Ist so.«
    Stactoe klappte angesichts dieser groben Beleidigung seines Dienstranges vor Entrüstung der Mund auf. Er stürzte auf Dick zu, um ihm das Messer zu entreißen. Dick, dessen Reflexe durch jahrelange Stammeskriege und die Unbilden der britischen Seefahrt geschärft waren, hieb in der unübersehbaren Absicht nach Stactoe, diesem den Kopf abzutrennen. Dies wäre ihm wohl auch gelungen, hätte Denzell Hunter nicht ähnlich gute Reflexe

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