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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Brief zu sprechen.
    »Ein gewisser Italiener?« Brianna sah Roger an, und die Art, wie sie die
Augenbraue hochzog, erinnerte ihn so unmittelbar Jamie Fraser, dass Roger unwillkürlich auf das Blatt Papier blicken musste. »Meint er damit -«
    »Charles Stuart? Er kann niemand anderen meinen.«
    Sie hob den Brief auf und las das Postskriptum zum vielleicht dutzendsten Mal.
    »Und wenn er Charles Stuart meint, dann ist das ›Hab und Gut‹ …«
    »Er hat das Gold gefunden. Und Jem weiß, wo es ist?« Roger konnte nicht verhindern, dass dieser letzte Satz den Ton einer Frage annahm, und er richtete die Augen zur Zimmerdecke, über der seine Kinder inzwischen wohl schliefen, eingehüllt in Rechtschaffenheit und Comic-Schlafanzüge.
    Brianna runzelte die Stirn.
    »Weiß er das? Das ist nicht ganz genau das, was Pa gesagt hat – und wenn er es wüsste … Das ist ein verdammt großes Geheimnis für einen Achtjährigen.«
    »Das stimmt.« Acht oder nicht, eigentlich fand Roger, dass Jem sehr gut Geheimnisse hüten konnte. Aber Brianna hatte recht – ihr Vater hätte niemals einen anderen mit solch gefährlichem Wissen belastet, schon gar nicht seinen geliebten Enkelsohn. Gewiss nicht ohne guten Grund, und sein Postskriptum machte ja deutlich, dass dies nur für den absoluten Notfall gedacht war.
    »Du hast recht. Jem weiß nichts von dem Gold – nur von diesem Spanier, wer auch immer das sein mag. Hat er dir gegenüber nie etwas davon erwähnt?«
    Sie schüttelte den Kopf, dann wandte sie sich um, weil ein plötzlicher Windstoß durch die Vorhänge des offenen Fensters wehte und nahenden Regen verkündete. Brianna stand auf und trat zum Fenster, um es zuzumachen. Danach lief sie nach oben, um dort die Fenster zu schließen, und bat Roger mit einer Handbewegung, sich um das Erdgeschoss zu kümmern. Lallybroch war ein großes Haus, und es war ungewöhnlich gut mit Fenstern ausgestattet – die Kinder versuchten immer wieder, sie zu zählen, kamen aber jedes Mal auf eine andere Zahl.
    Irgendwann könnte er die Sache klären und sie selbst zählen, dachte Roger, doch es widerstrebte ihm. Wie die meisten alten Häuser hatte auch dieses seinen eigenen Charakter. Natürlich war Lallybroch einladend; groß und freundlich, eher gemütlich als protzig angelegt, und in seinen Wänden flüsterten die Echos der Generationen. Doch es war zudem ein Haus, das seine Geheimnisse hatte, daran gab es keinen Zweifel. Und dass es nicht mit der Anzahl seiner Fenster herausrückte, passte zu seinem Eindruck, dass es ein ziemlich verspieltes Haus war.
    Die Fenster in der Küche – die jetzt mit einem modernen Kühlschrank, einem Aga-Herd und fließendem Wasser ausgestattet war, aber immer noch die alten Granitflächen hatte, die mit Johannisbeersaft und dem Blut von Wild und Geflügel befleckt waren – waren alle geschlossen, doch er ging trotzdem hindurch und dann durch die Vorratskammer. Im hinteren Teil des Flurs brannte
zwar kein Licht, doch er konnte den Gitterrost im Boden sehen, der dem darunterliegenden Notversteck Licht spendete.
    Sein Schwiegervater hatte sich einmal kurz dort versteckt gehalten, in den Tagen nach dem Aufstand, bevor man ihn in Ardsmuir eingekerkert hatte. Roger war einmal – und ebenfalls kurz – dort unten gewesen, als sie das Haus gekauft hatten, und als er wieder aus der feuchten, stickigen kleinen Kammer gestiegen war, hatte er restlos begriffen, warum Jamie Fraser lieber in der Wildnis auf einem Berggipfel gelebt hatte, wo ihn nichts einengte.
    Jahre im Verborgenen, Jahre der Entbehrungen, Jahre im Kerker … Jamie Fraser war kein politischer Mensch, und er wusste besser als die meisten anderen, was der Preis des Krieges war, ganz gleich, zu welchem Zweck er angeblich geführt wurde. Doch Roger hatte gesehen, wie sich sein Schwiegervater hin und wieder geistesabwesend die Handgelenke rieb. Die Spuren der Eisen mochten längst verblichen sein – die Erinnerung an ihr Gewicht war es nicht. Roger zweifelte nicht im Geringsten daran, dass Jamie Fraser in Freiheit leben oder sterben würde. Und mit einer Intensität, die ihm bis ins Mark ging, wünschte er sich einen Moment lang, er könnte dort sein, um an der Seite seines Schwiegervaters zu kämpfen.
    Der Regen hatte eingesetzt; er konnte ihn auf die Schieferdächer der Nebengebäude prasseln hören, dann das Rauschen, als der Wolkenbruch einsetzte und das Haus in Nebel und Wasser tauchte.
    »Für uns … und unsere Nachkommen«, sagte er hörbar, aber

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