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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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ganze Nacht dem Heulen und Knurren der Wölfe
zu lauschen, die sich um die Kadaver zankten, die sie aus den flachen Gräbern gezerrt hatten. Am nächsten Tag vergruben sie das, was noch übrig war, erneut, diesmal tiefer.
    Nachts brannte rings um das Lager alle hundert Meter ein Feuer, denn amerikanische Scharfschützen kamen in der Dunkelheit dicht heran und erschossen die Feldwachen.
    Die Tage waren glühend heiß, die Nächte elend kalt – und niemand schlief. Burgoyne hatte die Order erteilt, dass kein Offizier oder Soldat je ohne Kleider schlafen solle, und William hatte seit über einer Woche das Hemd nicht mehr gewechselt. Es spielte keine Rolle, wie er roch, weil es in der Menge unterging. Die Männer waren verpflichtet, eine Stunde vor dem Morgengrauen mit ihren Waffen auf ihren Posten zu sein und dort zu verharren, bis die Sonne den Nebel aufgelöst hatte und man sicher sein konnte, dass der Nebel keine kampfbereiten Amerikaner verbarg.
    Die tägliche Brotzuteilung wurde rationiert. Pökelfleisch und Mehl wurden allmählich knapp, und den Marketendern fehlte es an Tabak und Brandy, was den Missmut der deutschen Soldaten erregte. Positiv betrachtet befanden sich die britischen Verteidigungsanlagen in hervorragendem Zustand. Sie hatten zwei große Schanzen gebaut und tausend Mann zum Bäumefällen ausgesandt, um Feuerschneisen für die Artillerie zu schaffen. Und Burgoyne hatte angekündigt, dass im Lauf der nächsten zehn Tage General Clinton mit Verstärkung erwartet wurde – und hoffentlich auch mit Verpflegung. Alles, was sie tun mussten, war warten.
    »Die Juden erwarten den Messias auch nicht sehnsüchtiger, als wir General Clinton erwarten«, scherzte Oberleutnant Gruenwald, der seine vor Bennington erlittene Verletzung wie durch ein Wunder überlebt hatte.
    »Ha, ha«, sagte William.
    IM AMEKIKANISCHEN LAGER HERRSCHTE HOCHSTIMMUNG, UND DIE MÄNNER waren mehr als bereit zu beenden, was sie begonnen hatten. Doch so, wie es dem britischen Lager an Verpflegung mangelte, fehlte es den Amerikanern unglücklicherweise an Munition und Pulver. Das Ergebnis war eine Periode des nervösen Stillstands, in deren Verlauf die Amerikaner unablässig auf die Ränder des britischen Lagers einhackten, aber keinen ernsthaften Fortschritt zuwege brachten.
    Ian Murray empfand diesen Zustand als außerordentlich ermüdend, und als ein Jagdausflug im Wald damit endete, dass sein unachtsamer Begleiter auf einen umherliegenden Nagel trat und sich den Fuß durchbohrte, beschloss er, dass dies eine angemessene Entschuldigung für einen Besuch im Hospitalzelt war, wo Rachel Hunter ihrem Bruder assistierte.
    Diese Vorstellung belebte ihn jedoch so, dass auch er im Nebel nicht genügend darauf achtete, wohin er trat, und kopfüber in einen Graben stürzte, wo er sich den Kopf an einem Felsen stieß. So kam es, dass die beiden Männer auf den
jeweils anderen gestützt in das Lager humpelten und sich stockend ihren Weg zum Hospitalzelt bahnten.
    Dort herrschte reges Treiben; dies war nicht der Ort, an dem die Verletzten der Schlacht lagen, sondern wo man sich Hilfe holte, wenn man von unbedeutenden Beschwerden geplagt wurde. Ians Schädel war zwar nicht gebrochen, doch er sah alles doppelt, und er schloss ein Auge in der Hoffnung, dass ihm dies dabei helfen würde, Rachel zu erspähen.
    »Ho ro«, sagte hinter ihm jemand unverhohlen beifällig, »mo nighean donn boidheach!« Einen schwindelerregenden Augenblick lang dachte er, sein Onkel hätte das gesagt, und er blinzelte verständnislos, weil er sich fragte, warum Onkel Jamie während der Arbeit mit seiner Tante flirtete – doch dann erinnerte ihn sein schwerfälliger Verstand daran, dass Tante Claire gar nicht hier war, was also...
    Er hielt sich eine Hand vor das Auge, um zu verhindern, dass es ihm aus dem Kopf fiel, drehte sich vorsichtig um und sah einen Mann in der Zeltöffnung stehen.
    Die Morgensonne schlug Funken im Haar des Mannes, und Ian bekam den Mund nicht zu, weil er sich fühlte, als hätte er einen Hieb in die Magengrube eingesteckt.
    Es war nicht Onkel Jamie, das erkannte er sofort, als der Mann hereinkam, der ebenfalls einen humpelnden Kameraden stützte. Er hatte das falsche Gesicht: rot und vom Wetter gegerbt mit fröhlichen, rundlichen Zügen; das Haar war rotblond, nicht rotbraun, und er hatte fortgeschrittene Geheimratsecken. Er war kräftig gebaut und nicht besonders groß, doch die Art, wie er sich bewegte – wie ein Puma, selbst noch unter der Bürde

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