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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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auf den Rückweg zum Hospitalzelt.
    Zumindest hatte ich vor, diese Richtung einzuschlagen. Doch der Mond war noch nicht aufgegangen, und innerhalb weniger Minuten fand ich mich auf einem dicht bewaldeten Berghang wieder, an den ich mich nicht erinnern konnte, und stolperte über Wurzeln und zu Boden gefallene Äste.
    Murmelnd wandte ich mich nach links, denn dort musste doch … Nein, auch nicht. Ich blieb stehen und fluchte leise. Ich konnte mich doch nicht verlaufen haben. Ich befand mich inmitten eines Feldlagers, das mindestens die Hälfte der Kontinentalarmee beherbergte, ganz zu schweigen von Dutzenden von Milizkompanien. Aber wo ich mich genau in diesem Feldlager befand … Ich konnte mehrere Feuer zwischen den Bäumen hindurchschimmern sehen, doch ihre Anordnung kam mir nicht vertraut vor. Orientierungslos wandte ich mich um und versuchte, das geflickte Dach von Oberst Martins großem Zelt auszumachen, das wohl die größte Landmarke war, die man in der Dunkelheit erkennen konnte.
    Irgendetwas lief mir über den Fuß, und ich zuckte unwillkürlich zusammen und schüttete mir flüssiges Opossumfett über die Hand. Ich biss die Zähne zusammen und wischte es mir vorsichtig an der Schürze ab. Opossumschmalz ist
extrem fettig, und es eignet sich nur deshalb nicht als allgemeines Schmiermittel, weil es nach totem Opossum riecht.
    Mein Herz raste nach dem Schreck und tat dann einen krampfhaften Satz, als rechts von mir eine Eule aus dem Wald kam, ein Bruchstück der Nacht, das dicht vor meinem Gesicht plötzlich Flügel bekam. Dann knackte ein Ast, und ich hörte die Bewegungen mehrerer Männer, die sich murmelnd miteinander unterhielten, während sie sich durch das Unterholz schoben.
    Ich stand völlig still, die Zähne in die Unterlippe gebohrt, und spürte eine Woge des plötzlichen, irrationalen Grauens.
    Ist ja schon gut!, sagte ich wütend zu mir selbst. Es sind doch nur Soldaten auf der Suche nach einer Abkürzung. Keine Bedrohung, absolut nicht!
    Das kannst du deiner Großmutter erzählen, erwiderte mein Nervensystem beim Klang eines erstickten Fluches. Blätterrascheln und knackende Äste und das unvermittelte Melonen-Klatsch-Geräusch eines harten Gegenstandes, der auf einen Menschenschädel traf. Ein Schrei, der Aufprall eines fallenden Körpers und hastiges Rascheln, als die Diebe in den Taschen ihres Opfers wühlten.
    Ich konnte mich nicht bewegen. Ich wäre liebend gern davongerannt, doch ich stand wie angewurzelt da; meine Beine gehorchten mir einfach nicht. Es war genau wie ein Albtraum, in dem etwas Grauenvolles auf mich zukam, ich aber bewegungsunfähig war.
    Mein Mund stand offen, und ich musste meine ganze Kraft aufwenden, um nicht zu schreien, während ich gleichzeitig zu meinem Entsetzen begriff, dass ich gar nicht schreien konnte. Mein Atem war so laut, dass er mir im Kopf widerhallte, und auf einmal schmeckte mein Hals nach verschlucktem Blut, und ich bekam keine Luft mehr, weil meine Nase blockiert war. Und dieses schwere, unförmige Gewicht, das mich in den Boden drückte, der mit schmerzenden Steinen und Kiefernzapfen übersät war. Ich spürte heißen Atem in meinem Ohr.
    Ooh, ja. Tut mir leid, Martha, aber das musst du jetzt durchstehen. Ich muss es dir geben. Ja, da... o Gott, da... da...
    Ich bekam nicht mit, wie ich zu Boden stürzte. Ich war zu einer Kugel zusammengekrümmt, das Gesicht auf die Knie gepresst, und zitterte vor Wut und Grauen. Dicht neben mir brachen mehrere Männer lachend und scherzend durch das Gebüsch.
    Und dann meldete sich irgendwo in meinem Hinterkopf ein Überrest meiner Vernunft zu Wort und stellte leidenschaftslos fest: Oh, das ist also ein Flashback. Wie interessant.
    »Ich werde dir zeigen, wie interessant das ist«, flüsterte ich – oder ich glaubte, es zu flüstern. Ich glaube nicht, dass ich ein Geräusch machte. Ich war vollständig bekleidet – doppelt und dreifach, wegen der Kälte -, ich konnte die Kälte in meinem Gesicht spüren … Doch das änderte nichts. Ich war nackt und spürte kühle Luft auf meinen Brüsten, auf meinen Beinen – zwischen meinen Beinen...
    Ich presste die Beine aneinander, so fest ich konnte, und biss mir auf die
Lippe, so fest ich konnte. Jetzt schmeckte ich wirklich Blut. Doch das, was dann kam, geschah nicht. Ich erinnerte mich genau daran. Doch es war nur eine Erinnerung. Es wiederholte sich nicht.
    Ganz langsam kehrte ich zurück. Meine Lippen schmerzten, und das Blut lief mir aus dem Mund; ich konnte die

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