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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Psychologie, um keinen Versuch zur Verdrängung dieser Erinnerungen zu unternehmen. Wenn sie auftauchten, betrachtete ich sie sorgfältig, machte ein paar Atemübungen und steckte sie dann wieder dorthin zurück, woher sie gekommen waren. Und dann ging ich zu Jamie. Im Lauf der Zeit stellte ich fest, dass mir nur noch gewisse Details im Gedächtnis blieben: die Ohrmuschel eines Toten, die im Licht der Morgensonne dunkelrot schimmerte und aussah wie ein exotischer Pilz; der Lichtblitz, den ich gesehen hatte, als mir Harley Boble die Nase brach; der nach Mais riechende Atem des jugendlichen Idioten, der versucht hatte, mich zu vergewaltigen. Das wabbelige Gewicht des Mannes, der es schließlich getan hatte. Der Rest verschwamm zum Glück mehr und mehr.
    Auch ich hatte Albträume, selbst wenn mich Jamie normalerweise sofort weckte, wenn ich zu wimmern begann, und mich so fest in den Arm nahm, dass der Traum zersprang, mich festhielt und mir über das Haar strich, über den Rücken, mir im Halbschlaf etwas vorsummte, bis ich mich in seinen Frieden zurücksinken ließ und einschlief.
    Das hier war anders.

     
    IAN GING VON LAGERFEUER ZU LAGERFEUER, UM ETWAS SCHMALZ AUFZUTREIBEN, und bekam schließlich eine kleine Dose, die noch einen Zentimeter Gänseschmalz mit Beinwell enthielt. Es war zwar schon ziemlich ranzig, doch Denny Hunter hatte ihm gesagt, wozu es benötigt wurde, daher ging er nicht davon aus, dass der Zustand des Schmiermittels eine Rolle spielen würde.
    Der Zustand seiner Tante bereitete ihm schon größere Sorgen. Er wusste sehr gut, warum sie manchmal im Schlaf wie eine Grille zuckte oder aufstöhnte. Er hatte ihren Zustand gesehen, als sie sie von den Mistkerlen zurückgeholt hatten, und er wusste, was sie ihr angetan hatten. Das Blut stieg ihm in die Schläfen, als er an den Kampf zu ihrer Befreiung dachte.
    Sie hatte nicht selbst Rache nehmen wollen, als sie sie gerettet hatten; er glaubte, dass dies vielleicht ein Fehler gewesen war, obwohl er verstand, dass sie eine Heilerin war und geschworen hatte, nicht zu töten. Doch manche Männer konnte man nur töten. Die Kirche wollte davon nichts wissen, außer wenn es im Krieg geschah. Doch die Mohawk verstanden es sehr wohl. Genau wie Onkel Jamie.
    Und die Quäker …
    Er stöhnte.
    Vom Regen in die Traufe. Kaum hielt er das Schmalz in den Händen, als sich seine Schritte … nicht dem Hospitalzelt zuwandten, wo sich Denny mit ziemlicher Sicherheit aufhielt, sondern dem Zelt der Hunters. Er hätte sich zwar einreden können, dass er den Weg zum Hospitalzelt eingeschlagen hatte; es war nicht weit entfernt. Doch er hatte noch nie viel davon gehalten, sich selbst etwas vorzumachen.
    Nicht zum ersten Mal fehlte ihm Brianna. Mit ihr konnte er über alles sprechen, und sie mit ihm – mehr, dachte er, als sie manchmal zu Roger Mac sagen konnte.
    Er bekreuzigte sich mechanisch und murmelte: »Gum biodh iad sabhailte, a Dhìa.« Gott, gib, dass sie in Sicherheit sind.
    Er fragte sich durchaus, was Roger ihm wohl jetzt geraten hätte. Er war ein stiller, gottesfürchtiger Mann, auch wenn er Presbyterianer war. Doch er war bei jenem nächtlichen Ritt dabei gewesen und hatte mitgeholfen, ohne hinterher ein Wort darüber zu verlieren.
    Ian dachte kurz an Roger Macs zukünftige Gemeinde und daran, was die Leute wohl von diesem Bild ihres Predigers halten würden, doch dann schüttelte er den Kopf und ging weiter. All diese Fragen hielten ihn nur davon ab, darüber nachzudenken, was er sagen würde, wenn er sie sah, und das war zwecklos. Er wollte nur eines zu ihr sagen, und das war das Einzige, was er nicht sagen konnte, niemals.
    Der Zelteingang war geschlossen, doch innen brannte eine Kerze. Er hüstelte höflich vor dem Zelt, und als Rollo erkannte, wo sie waren, wedelte er mit der Rute und stieß ein freudiges Wuff! aus.
    Der Eingang wurde augenblicklich zurückgeschlagen, und da stand Rachel
mit ihrem Flickzeug in der Hand. Sie blinzelte zwar in die Dunkelheit, doch sie lächelte schon; sie hatte den Hund gehört. Sie hatte ihre Haube abgesetzt, und ohne die Nadeln war ihr Haar eine wirre Masse.
    »Rollo!«, sagte sie und bückte sich, um ihm die Ohren zu kratzen. »Und wie ich sehe, hast du deinen Freund auch mitgebracht.«
    Ian lächelte und hielt ihr die kleine Dose entgegen.
    »Ich bringe Euch Schmalz. Meine Tante sagt, Euer Bruder braucht es für seinen Hintern.« Eine Sekunde zu spät sammelte er sich wieder. »Ich meine – für einen Hintern.«

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