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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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ehrlich war, war ich überrascht festzustellen, wie gut ich aussah. Während der langen Monate der Reise, der Flucht und der Schlachten hatte ich mich ganz auf das Wesentliche konzentriert: zu überleben und zu funktionieren. Mein Aussehen wäre mir auch dann völlig gleichgültig gewesen, wenn ich einen Spiegel gehabt hätte.
    Eigentlich hatte ich unterbewusst damit gerechnet, eine Hexe im Spiegel zu sehen, eine abgehärmt aussehende Frau mit wildem grauem Haar und strenger Miene, der womöglich noch das eine oder andere lange Haar am Kinn spross.
    Stattdessen … Nun, es sah immer noch erkennbar nach mir aus. Mein Haar – ohne Haube, dafür aber mit einem kleinen flachen Strohhut bedeckt, der mit einem kleinen Sträußchen künstlicher Gänseblümchen verziert war – war im Nacken hochgesteckt. Doch ein paar Strähnen ringelten sich schmeichelhaft um meine Schläfen, und meine Augen leuchteten bernsteinfarben hinter der Brille auf und funkelten mir mit einer überraschten Miene argloser Erwartungsfreude entgegen.
    Natürlich wies ich die Fältchen und Furchen meines Alters auf, doch im Großen und Ganzen hatte sich mein Gesicht friedlich auf meinem Schädel niedergelassen, statt sich in schlaffen Lappen davonzumachen. Und der Busen, der diskrete Schatten, der meine Brüste andeutete, war auch recht ansehnlich. Die Königliche Marine hatte uns unterwegs großzügig beköstigt, und ich hatte einiges von dem Gewicht zurückgewonnen, das ich auf dem langen Rückzug aus Ticonderoga verloren hatte.
    »Tja, eigentlich gar nicht so schlecht«, fasste ich zusammen, und es klang so verblüfft, dass Jamie gemeinsam mit Mr. Lewis auflachte. Ich setzte die Brille mit beträchtlichem Bedauern ab. Jamie bekam eine einfache, in Stahl gefasste Lesebrille, die er sofort mitnehmen konnte, doch meine goldgeränderte Brille würde erst am folgenden Nachmittag fertig sein, wie uns Mr. Lewis versprach. Und so verließen wir seine Werkstatt, um uns unserem nächsten Vorhaben zu widmen: Jamies Druckerpresse.
     
    »WO IST DENN IAN HEUTE MORGEN?«, FRAGTE ICH AUF DEM WEG ZUR PRINCES Street. Als ich wach geworden war, war er spurlos verschwunden gewesen, ohne ein Wort über sein Ziel zu hinterlassen. »Du glaubst doch nicht, dass er beschlossen hat, lieber die Flucht zu ergreifen, als nach Hause zu gehen?«
    »Wenn es so ist, werde ich ihn aufspüren und zu Pudding schlagen, das weiß er genau«, sagte Jamie geistesabwesend, während er den Blick über den Park
hinweg zum Schloss auf dem großen Felsen hob und – vergeblich – seine Brille aufsetzte, um zu sehen, ob sich dadurch etwas veränderte. »Nein, ich glaube eher, dass er ins Bordell gegangen ist.«
    »Um elf Uhr vormittags?«, entfuhr es mir.
    »Nun, es gibt keine festgelegten Zeiten dafür«, informierte Jamie mich gelassen und setzte die Brille ab, um sie in sein Taschentuch zu wickeln und in seinen Sporran zu stecken. »Ich tue es hin und wieder ja auch am Morgen. Obwohl ich nicht glaube, dass er in diesem Moment auf fleischliche Gelüste aus ist«, fügte er hinzu. »Ich habe ihm aufgetragen, sich zu erkundigen, ob es immer noch Madame Jeanne gehört, denn wenn es so ist, kann ich von ihr mehr – und zwar schneller – erfahren als von jedem anderen in Edinburgh. Wenn sie dort ist, besuche ich sie heute Nachmittag.«
    »Ah«, sagte ich. Die Vorstellung, dass er sich zu einem gemütlichen Stelldichein mit der eleganten Französin begab, die einmal seine Geschäftspartnerin beim Whiskyschmuggel gewesen war, gefiel mir zwar überhaupt nicht, doch ich musste zugeben, dass sein Plan ökonomisch sinnvoll war. »Und was glaubst du, wo sich Andy Bell um diese Tageszeit befindet?«
    »Im Bett«, antwortete Jamie prompt. »Im Tiefschlaf«, fügte er grinsend hinzu, als er meinen Gesichtsausdruck sah. »Drucker sind im Allgemeinen gesellige Wesen, und sie finden sich abends in den Wirtshäusern zusammen. Ich habe noch nie einen Drucker gekannt, der gern mit den Lerchen aufsteht, es sei denn, seine Kinder haben die Kolik.«
    »Und du willst ihn aus dem Bett holen?«, fragte ich und verlängerte meine Schritte, um nicht zurückzubleiben.
    »Nein, wir werden ihn zur Essenszeit bei Mowbray’s antreffen«, sagte er. »Er fertigt Stiche an – etwas Licht braucht er zum Arbeiten, also steht er um die Mittagszeit auf. Und an den meisten Tagen isst er bei Mowbray’s. Ich möchte mich nur vergewissern, dass seine Werkstatt nicht abgebrannt ist. Und sehen, ob der kleine Schuft vielleicht

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