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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Goldlitze, sein Schwert oder seine Würde nachzudenken, und nahm den hochgewachsenen jungen Soldaten in die Arme.
    »Willie!«
    »Papa!«
    Ihm ging auf höchst bemerkenswerte Art und Weise das Herz auf; er konnte sich kaum erinnern, je so glücklich gewesen zu sein, gab sich jedoch alle Mühe, dies für sich zu behalten, da er Willie nicht mit unmännlichen Gefühlsausbrüchen in Verlegenheit bringen wollte. Er ließ seinen Sohn nicht los, trat aber ein wenig zurück und betrachtete ihn von oben bis unten.
    »Du bist … schmutzig«, sagte er und konnte sich das breite, törichte Grinsen nicht verkneifen. »Ausgesprochen schmutzig sogar.« Das stimmte. Außerdem war er völlig zerlumpt. Er trug zwar seine Offiziershalsberge noch, doch seine Halsbinde fehlte genauso wie mehrere Knöpfe, und an einem Ärmel war die Manschette vollständig abgerissen.
    »Und Läuse habe ich auch«, versicherte ihm Willie und kratzte sich. »Hast du etwas zu essen für mich?«
    »Ja, natürlich. Komm herein, komm herein.« Er nahm Willie den Rucksack von der Schulter und winkte ihm, ihm zu folgen. »Dottie! Komm herunter!«
    »Ich bin unten«, sagte seine Nichte hinter ihm und trat aus dem Morgenzimmer, wo sie üblicherweise frühstückte. Sie hatte ein Stück gebutterten Toast in der Hand. »Was willst du – Oh, Willie! «
    Ohne sich um den Schmutz und die Läuse zu kümmern, nahm William sie in seine Arme, und sie ließ den Toast auf den Teppich fallen und drückte ihn lachend und weinend, bis er protestierte, dass sie ihm alle Rippen gebrochen hätte und er nie wieder in der Lage sein würde, normal zu atmen.
    Grey beobachtete die Szene mit äußerstem Wohlwollen, obwohl die beiden den gebutterten Toast inzwischen vollständig in den gemieteten Teppich getreten hatten. Sie schienen sich tatsächlich zu lieben, dachte er. Vielleicht hatte er sich ja geirrt. Er hüstelte höflich, was zwar nicht ausreichte, um ihre Umarmung zu lösen, aber immerhin dazu führte, dass sich Dottie verständnislos nach ihm umsah.
    »Ich gehe in die Küche und bestelle Frühstück für William, ja?«, sagte er. »Geh doch mit ihm in den Salon, meine Liebe, und gib ihm eine Tasse Tee.«
    »Tee«, hauchte Willie, und sein Gesicht nahm die selige Miene eines Menschen an, der gerade ein erstaunliches Wunder mit ansieht – oder davon berichtet bekommt. »Ich habe seit Wochen keinen Tee mehr getrunken. Seit Monaten!«

    Grey steuerte auf das Küchenhaus zu, das ein Stück vom eigentlichen Haus entfernt stand, damit Letzteres nicht zerstört wurde, wenn – nicht falls – irgendetwas Feuer fing und die Küche abbrannte. Jetzt wehten ihm köstliche Gerüche nach gebratenem Fleisch, eingekochtem Obst und frischem Brot aus dem wackeligen Bauwerk entgegen.
    Er hatte Mrs. Figg, eine nahezu kugelrunde Schwarze, als Köchin eingestellt, weil er davon ausgegangen war, dass sie nur zu einer solchen Figur gelangt sein konnte, weil sie gutes Essen sowohl zu schätzen als auch zuzubereiten wusste. Dies hatte sich als zutreffend herausgestellt, und nicht einmal das launische Temperament der Dame und ihre Vorliebe für unflätige Ausdrücke konnten ihn dazu bewegen, diese Entscheidung zu bedauern, obwohl er grundsätzlich mit Vorsicht auf sie zuging. Angesichts der Neuigkeiten stellte sie jedoch dienstbeflissen die Wildpastete beiseite, die sie gerade zubereitete, und richtete ein Teetablett her.
    Er wartete, bis sie fertig war, um es selbst mit zurückzunehmen, weil er William und Dottie ein wenig Zeit unter vier Augen gönnen wollte. Er wollte alles hören – denn natürlich wusste jeder in Philadelphia von Burgoynes katastrophalem Stelldichein in Saratoga, doch er wollte vor allem von William hören, unter welchen Voraussetzungen oder Annahmen John Burgoyne dort angetreten war. Einigen seiner Militärbekanntschaften zufolge hatte Sir George Germain Burgoyne nämlich versichert, dass man seinen Plan gutgeheißen hatte und dass Howe nach Norden marschieren würde, um sich mit ihm zu verbinden und so die amerikanischen Kolonien in zwei Hälften zu zerteilen. Anderen Quellen zufolge – darunter auch einige von Howes Stabsoffizieren – hatte man Howe niemals von diesem Plan in Kenntnis gesetzt, geschweige denn, dass er ihm zugestimmt hätte.
    War dies Arroganz und Voreiligkeit auf Seiten Burgoynes gewesen, Sturköpfigkeit und Stolz auf Seiten Howes, Idiotie und Inkompetenz auf Seiten Germains – oder eine Kombination all dieser Möglichkeiten? Wenn man ihn gedrängt

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