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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Ächzen der Räder verstummte mit einem abrupten Rauschen, das anzeigte, dass sie wieder einmal im Schlamm stecken geblieben waren. Jamie murmelte etwas, das sich für eine Beerdigung nicht geziemte, und Ian erstickte sein Lachen mit einem Huster – der in echten Husten überging und gar nicht mehr enden wollte. Es klang wie das Gebell eines großen, müden Hundes.
    Ich zog die Whiskyflasche unter meinem Umhang hervor – ich glaubte zwar nicht, dass eine Flüssigkeit mit einem solchen Alkoholgehalt einfrieren konnte, aber ich wollte nichts riskieren – und reichte sie Ian. Er schluckte, keuchte wie von einem Laster getroffen, hustete erneut und gab mir die Flasche dann schwer atmend mit einem dankbaren Kopfnicken zurück. Seine Nase war rot, und sie lief.
    Das Gleiche galt auch für alle anderen Nasen in meiner Umgebung. Bei einigen wurde dies sicherlich durch Schmerz und Trauer verursacht, doch bei den meisten vermutete ich, dass das Wetter und der Katarrh daran schuld waren. Die Männer hatten sich kommentarlos um den Sarg gesammelt – sie hatten inzwischen Übung darin – und ihn mit vereinten Kräften aus der Furche auf festeren, steinigen Untergrund geschoben.
    »Was glaubst du, wie lange es her ist, dass Simon Fraser das letzte Mal zu Hause war?«, flüsterte ich Jamie zu, als er wieder ans Ende des Leichenzugs kam, um sich zu mir zu gesellen. Er zuckte mit den Achseln und wischte sich mit einem feuchten Taschentuch über die Nase.
    »Mehrere Jahre. Eigentlich hatte er ja keinen Grund dazu, aye?«
    Wahrscheinlich nicht. Nach dem Leichenschmaus, der gestern Abend auf
der Farm abgehalten worden war – die etwas kleiner war als Lallybroch, aber in etwa derselben Architektur folgte -, wusste ich jetzt zwar einiges mehr über Simon Frasers militärische Laufbahn und seine Erfolge, aber der Nachruf hatte keine Jahreszahlen erwähnt. Doch wenn er wirklich an all diesen Orten gekämpft hatte, konnte er kaum dazu gekommen sein, zwischen zwei Feldzügen die Socken zu wechseln, geschweige denn, heim nach Schottland zu fahren. Und der Hof gehörte schließlich nicht ihm; er war das zweitjüngste von neun Kindern. Seine Frau, eine winzige bainisq – was kleine alte Dame bedeutete -, die der Prozession am Arm ihres Schwagers Hugh vorausging, führte keinen eigenen Haushalt und lebte bei Hughs Familie, da sie auch keine lebenden Kinder hatte – zumindest nicht in der Nähe -, die sich um sie kümmern konnten.
    Ich fragte mich, ob es sie wohl freute, dass wir ihn heimgebracht hatten. Wäre es nicht besser gewesen, einfach nur zu wissen, dass er in der Fremde gestorben war, während er seinen Dienst erfüllte – und zwar hervorragend -, als mit den bestürzend kläglichen Überresten ihres Mannes konfrontiert zu werden, ganz gleich, wie gekonnt diese verpackt sein mochten?
    Doch wenn sie schon nicht froh war, so genoss sie es doch zumindest ein wenig, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen. Ihr zerknittertes Gesicht hatte im Lauf der abendlichen Festivitäten Farbe angenommen und schien sich etwas zu glätten. Und nun schritt sie unbeirrt über die Furchen hinweg, die der Sarg ihres Mannes in die Straße grub.
    Es war Hughs Schuld. Er war Simons älterer Bruder, der Herr von Balnain – ein spindeldürrer, kleiner alter Mann, der kaum größer war als seine Schwägerin, den Kopf aber voller romantischer Flausen hatte. Er hatte erklärt, der tapferste Krieger, den die Familie hervorgebracht hatte, sollte seine letzte Ruhestätte nicht schlicht auf dem Familienfriedhof finden, sondern an einem Ort, der seiner würdiger war.
    Endlich kam Corrimony in Sicht. Jamie hatte gesagt, der Name bedeute »eine Senke im Moor«, und das war es auch. Inmitten der runden Mulde in Gras und Heide erhob sich eine flache Kuppel; beim Näherkommen sah ich, dass sie aus Tausenden und Abertausenden großer Flusskiesel bestand, die teilweise faustgroß waren, teilweise so groß wie ein Menschenkopf. Umgeben war dieser dunkle, im Regen glänzende Grabhügel von einem Kreis aufrechter Steine.
    Unwillkürlich klammerte ich mich an Jamies Arm. Er sah mich überrascht an, dann begriff er, was ich sah, und runzelte die Stirn.
    »Hörst du irgendetwas, Sassenach?«, murmelte er.
    »Nur den Wind.« Dieser stöhnte schon die ganze Zeit so laut mit dem Leichenzug um die Wette, dass er den Mann, der vor dem Sarg das Coronach intonierte, mehr oder weniger übertönte, doch als wir auf das offene Moor hinaustraten, nahm er zu und wurde schriller –

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