Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
Vom Netzwerk:
und berührte den Stein.
    Ich hatte nicht damit gerechnet, dass irgendetwas geschehen würde, und so war es glücklicherweise auch. Obwohl es die Stimmung beträchtlich belebt hätte, wenn ich inmitten der Beerdigungsgesellschaft plötzlich verschwunden wäre.
    Kein Summen, kein Kreischen, keine Ausstrahlung. Es war nur ein Stein. Schließlich, so dachte ich, gab es ja auch keinen Grund, warum alle Megalithe Zeitportale markieren sollten. Wahrscheinlich hatten die alten Baumeister die Steine ja aufgestellt, um Orte von Bedeutung zu markieren – und ein Grabhügel wie dieser war gewiss ein solcher Ort gewesen. Ich fragte mich, was für ein Mann – oder vielleicht eine Frau? – wohl hier gelegen und nicht mehr als ein Echo seiner Gebeine zurückgelassen hatte, so viel vergänglicher als die Steine, die ihnen Schutz geboten hatten.
    Der Sarg wurde auf den Boden gestellt und – unter heftigem Grunzen und Schnaufen – durch die Passage in die Grabkammer im Zentrum des Bauwerkes geschoben. Eine große flache Steinplatte mit merkwürdigen Einkerbungen – die wahrscheinlich von den ursprünglichen Erbauern stammten – lehnte an der Seite des Grabhügels. Vier der kräftigsten Männer packten sie und schoben sie langsam auf den Grabhügel, um das Loch über der Grabkammer zu schließen.
    Die Platte senkte sich mit einem gedämpften Geräusch an ihren Platz, und ein paar kleine Steine kullerten zu Boden. Dann kamen die Männer herunter, und wir standen alle ausgesprochen verlegen herum und fragten uns, was wir als Nächstes tun sollten.
    Wir hatten keinen Priester dabei. Die Totenmesse für Simon war vorhin in einer kleinen, nackten Steinkirche gelesen worden, vor der Prozession zu diesem
durch und durch heidnischen Begräbnis. Offenbar hatten Hughs Nachforschungen nichts zutage gefördert, was die passenden Riten beschrieben hätte.
    Gerade, als es den Anschein hatte, dass uns nichts anderes übrig bleiben würde, als uns einfach abzuwenden und zur Farm zurückzustapfen, hustete Ian heftig und trat vor.
    Der ganze Leichenzug war extrem farblos, kein Vergleich mit den leuchtend bunten Tartanstoffen, die solche Highlandzeremonien früher geziert hatten. Selbst Jamie sah in seinem Umhang unauffällig aus, und sein Haar war mit einem dunklen Schlapphut bedeckt. Die einzige Ausnahme von der allgemeinen Düsterkeit war Ian.
    Er hatte viele Blicke auf sich gezogen, als er heute Morgen die Treppe heruntergekommen war, und auch jetzt wurde er angestarrt. Mit gutem Grund. Er hatte sich den Großteil seines Kopfes kahl geschoren und den restlichen Haarstreifen in der Mitte seines Schädels zu einem steifen Kamm gefettet, an dem er ein Ornament aus baumelnden Truthahnfedern und einem durchbohrten Sixpencestück befestigt hatte. Er hatte zwar seinen Umhang umgelegt, doch darunter trug er seine abgenutzte Lederkleidung mit dem blau-weißen Wampum-Armschmuck, den ihm Emily, seine Frau, angefertigt hatte.
    Jamie hatte ihn bei seinem Erscheinen von oben bis unten betrachtet und den Mundwinkel nach oben verzogen.
    »Es wird nichts ändern, aye?«, sagte er leise zu Ian, als wir auf die Tür zuhielten. »Sie werden trotzdem wissen, wer du bist.«
    »Meinst du?«, hatte Ian gesagt, um dann jedoch geduckt in den Regen zu treten, ohne eine Antwort abzuwarten.
    Jamie hatte zweifellos recht gehabt; die Indianeraufmachung war die Generalprobe für seine Ankunft in Lallybroch, denn dorthin würden wir aufbrechen, sobald Simons Sarg ordentlich verabschiedet und ein letzter Whisky getrunken war.
    Doch auch jetzt erwies sie sich als nützlich. Ian legte langsam seinen Umhang ab und reichte ihn Jamie, dann schritt er zum Eingang der Passage und wandte sich den Trauergästen zu – die diese Erscheinung mit großen Augen beobachteten. Er breitete die Hände aus, schloss die Augen, legte den Kopf zurück, sodass ihm der Regen über das Gesicht lief, und begann, in der Mohawksprache zu singen. Er war kein großer Sänger, und seine Stimme war von der Erkältung so heiser, dass viele Worte abbrachen oder ganz verschwanden, doch am Anfang fing ich Simons Namen auf. Der Totengesang des Generals. Er dauerte nicht lange, doch als Ian die Hände sinken ließ, ging ein kollektiver Seufzer durch die Versammlung.
    Ian schritt davon, ohne sich umzusehen, und die Trauergäste folgten ihm ohne ein Wort. Es war vorbei.

76
    WENN DER WIND WEHT
    D as Wetter blieb weiterhin grauenvoll, und jetzt mischte sich auch hin und wieder Schneegestöber unter den Regen, sodass

Weitere Kostenlose Bücher