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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Mädchen mit Stummelzöpfchen saß auf Ians Schoß und zeichnete seine Tätowierungen mit den Fingern nach. Hin und wieder landete einer davon versehentlich in seinem Mund, während er lächelnd, wenn auch zögernd schließlich die Fragen seiner wissbegierigen Nichten und Neffen beantwortete.
    »Du hättest doch schreiben können«, sagte Jamie mit einem Hauch von Tadel zu Jenny.
    »Das habe ich doch«, sagte sie mit einem ganz ähnlichen Unterton. »Vor einem Jahr, als der Verfall eingesetzt hat und wir begriffen haben, dass es mehr war als nur ein Husten. Da habe ich dich gebeten, uns Ian zu schicken, falls es möglich war.«
    »Ah«, sagte Jamie bestürzt. »Wir müssen Fraser’s Ridge verlassen haben, bevor der Brief gekommen ist. Aber habe ich dir nicht letzten April geschrieben, dass wir kommen? Ich habe dir den Brief aus New Bern geschickt.«
    »Wenn das stimmt, hat er uns nie erreicht. Kein Wunder angesichts der Blockade; wir sehen hier höchstens noch die Hälfte der Dinge, die wir sonst aus Amerika erhalten haben. Aber wenn ihr im März aufgebrochen seid, ist es eine lange Reise gewesen, oder?«
    »Etwas länger, als ich erwartet hatte, aye«, sagte Jamie trocken. »Unterwegs gab es ein paar Zwischenfälle.«

    »Das sehe ich.« Ohne jedes Zögern ergriff sie seine rechte Hand und betrachtete neugierig die Narbe und die dicht aneinanderliegenden Finger. Sie sah mich mit hochgezogener Augenbraue an, und ich nickte.
    »Es – er ist verwundet worden, in Saratoga«, sagte ich mit dem merkwürdigen Gefühl, mich verteidigen zu müssen. »Ich musste es tun.«
    »Es ist gut geworden«, sagte sie und bewegte ihm sanft die Finger. »Schmerzt es sehr, Jamie?«
    »Es zieht in der Kälte. Sonst merke ich nichts davon.«
    »Whisky!«, rief sie und fuhr plötzlich kerzengerade auf. »Da sitzt ihr nun völlig durchgefroren, und ich habe ganz vergessen – Robbie! Lauf in die Küche und hol die gute Flasche aus dem Regal über den Töpfen.« Ein schlaksiger Junge, der am Rand der Menschentraube rings um Ian stand, sah seine Großmutter widerstrebend an, doch als er den Nachdruck in ihrem Blick sah, schoss er gehorsam aus dem Zimmer.
    Im Zimmer war es mehr als warm; dank des Torffeuers im Kamin und der vielen Menschen, die sich lachend unterhielten und Körperwärme abstrahlten, herrschten beinahe tropische Temperaturen. Doch jedes Mal, wenn ich Ian ansah, senkte sich Kälte auf mein Herz.
    Er lag jetzt tief in seinen Sessel gelehnt und lächelte. Doch man sah ihm die Erschöpfung an der vornübergebeugten Haltung seiner knochigen Schultern an, an der Schwere seiner Augenlider, an der Anstrengung, die es ihn kostete weiterzulächeln.
    Ich wandte den Kopf ab und merkte dabei, dass Jenny mich beobachtete. Sofort schlug sie die Augen nieder, doch ich hatte Berechnung darin gesehen und Zweifel. Ja, wir würden reden müssen.
     
    SIE SCHLIEFEN WARM IN DIESER ERSTEN NACHT, ZUM UMFALLEN MÜDE, DICHT beieinander und von Lallybroch umarmt. Doch im Halbschlaf hörte Jamie den Wind. Er war in der Nacht zurückgekehrt, ein kaltes Stöhnen, das um die Traufen des Hauses fuhr.
    Er setzte sich im Dunkeln auf, die Hände um die Knie gelegt, und lauschte. Ein Sturm zog herauf; er konnte den Schnee im Heulen des Windes hören.
    Claire lag neben ihm, im Schlaf halb zusammengekrümmt, ihr Haar eine dunkle Masse auf dem weißen Kissen. Er lauschte ihrem Atem, dankte Gott für diesen Klang, empfand Schuldgefühle, weil er sanft und ungehindert dahinströmte. Den ganzen Abend hatte er Ian husten gehört, und noch beim Einschlafen hatte er die Mühsal dieses Atmens im Kopf gehabt, wenn auch nicht in den Ohren.
    Vor lauter Erschöpfung hatte er Ians Krankheit zwar verdrängen können, doch als er jetzt erwachte, war sie da und lag ihm wie ein Stein auf der Brust.
    Claire bewegte sich im Schlaf, drehte sich halb auf den Rücken, und das Verlangen nach ihr stieg in ihm auf wie Wasser. Er zögerte, denn er litt mit Ian,
trauerte um das, was Ian schon verloren hatte, während er es noch hatte, und es widerstrebte ihm, sie zu wecken.
    »Vielleicht fühle ich mich ja so wie du damals«, flüsterte er ihr zu, zu leise, um sie zu wecken. »Als du durch die Steine gekommen bist. Als wäre die Welt zwar noch da – aber sie ist nicht mehr dieselbe.«
    Er hätte schwören können, dass er sie nicht geweckt hatte, doch eine Hand hob sich suchend aus den Laken, und er griff danach. Claire seufzte tief und schläfrig und zog ihn an ihre Seite hinunter. Nahm

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