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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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ihn in die Arme und wiegte ihn warm an ihren sanften Brüsten.
    »Du bist meine Welt«, murmelte sie, und dann veränderte sich ihre Atmung, und sie nahm ihn mit sich in die Sicherheit.

77
    MEMORARAE
    S ie hatten in der Küche gefrühstückt, nur die beiden Ians, denn sein Vater war vor dem Morgengrauen hustend aufgewacht und hinterher so fest eingeschlafen, dass seine Mutter ihn nicht wecken wollte. Er selbst war die ganze Nacht mit seinem Bruder Jamie und seinen Neffen auf der Jagd gewesen. Auf dem Rückweg hatten sie Kitty besucht, und Jamie hatte gesagt, sie würden eine Weile bleiben, um etwas zu essen und zu schlafen. Doch Ian hatte keine Ruhe gehabt, denn er wollte nach Hause, obwohl er nicht hätte sagen können, warum.
    Vielleicht ja, um diesen Moment zu erleben, dachte er jetzt, während er zusah, wie sich sein Vater Salz auf den Porridge streute, so wie er ihm fünfzehn Jahre lang dabei zugesehen hatte, bevor er Schottland verlassen hatte. In all der Zeit hatte er nicht ein einziges Mal daran gedacht, doch nun, da er es wieder sah, war es so, als wäre er nie fort gewesen, als hätte er jeden Morgen seines Lebens hier an diesem Tisch gesessen und zugesehen, wie sein Vater Porridge aß.
    Plötzlich packte ihn der sehnliche Wunsch, sich diesen Moment einzuprägen, sich jedes Detail zu eigen zu machen, von dem glatt polierten Holz unter seinen Ellbogen bis hin zum fleckigen Granit der Küchenplatte und der Art, wie das Licht durch die verschlissenen Vorhänge am Fenster fiel und den vorgewölbten Muskel am Kinn seines Vaters beleuchtete, der gerade einen Wurstbissen kaute.
    Der ältere Ian blickte unvermittelt auf, als ob er den Blick seines Sohne spürte,
    »Wollen wir über das Moor gehen?«, schlug er vor. »Ich würde gern sehen, ob das Rotwild schon kalbt.«
    Er war überrascht, wie kräftig sein Vater war. Sie gingen einige Meilen weit und redeten über nichts und alles zugleich. Er wusste, dass dies gut war, um sich
wieder aneinander zu gewöhnen und schließlich die Dinge sagen zu können, die gesagt werden mussten – doch er fürchtete sich davor, sie auszusprechen.
    Schließlich hielten sie auf einem hoch gelegenen Moorstück inne, von dem aus sie die Reihen der großen Berge und mehrere Seen sehen konnten, die in der blassen Sonne glitzerten wie Fische. Sie fanden eine Heiligenquelle, ein kleines Wasserbecken mit einem alten Steinkreuz, und tranken daraus, sprachen ein Gebet, um dem Heiligen ihre Aufwartung zu machen, und setzten sich ein Stück weiter nieder, um zu rasten.
    »Es war ein Ort wie dieser, an dem ich zum ersten Mal gestorben bin«, sagte sein Vater beiläufig und fuhr sich mit der nassen Hand über das verschwitzte Gesicht. Er sah rosig und gesund aus, trotz seiner Magerkeit. Es verwirrte Ian, ihn so zu sehen, obwohl er wusste, dass sein Vater dem Tod nah war.
    »Aye?«, sagte er. »Und wann ist das gewesen?«
    »Oh, in Frankreich. Als ich mein Bein verloren habe.« Sein Vater warf einen leidenschaftslosen Blick auf sein Holzbein. »In der einen Minute habe ich dagestanden und wollte meine Muskete abfeuern, und in der nächsten lag ich am Boden. Ich wusste nicht einmal, dass ich getroffen war. Man sollte doch meinen, dass man es merkt, wenn man von sechs Pfund Eisen niedergemäht wird, oder?«
    Sein Vater grinste ihn an, und er grinste widerstrebend zurück.
    »Das stimmt. Aber du musst dir doch gedacht haben, dass irgendetwas geschehen war?«
    »Oh, aye. Und nach ein paar Sekunden habe ich auch begriffen, dass ich getroffen sein musste. Aber ich konnte überhaupt keinen Schmerz spüren.«
    »Nun, das war bestimmt gut«, sagte Ian ermunternd.
    »Ich wusste, dass ich im Sterben lag, aye?« Der Blick seines Vaters ruhte zwar auf ihm, doch er war durch ihn hindurch auf jenes ferne Schlachtfeld gerichtet. »Aber es hat mir keine großen Sorgen bereitet. Und ich war nicht allein.« Dann konzentrierte sich sein Blick auf seinen Sohn, und er lächelte ein wenig. Streckte die Hand aus, die bis auf das Skelett abgemagert war, die Gelenke geschwollen und verknöchert, die aber immer noch dieselbe Spannweite hatte wie die Hand seines Sohnes, nach der er jetzt griff.
    »Ian«, sagte er und hielt inne, während sich seine Augen kräuselten. »Weißt du eigentlich, wie merkwürdig es ist, jemanden beim Namen zu rufen, wenn es dein eigener Name ist? Ian«, wiederholte er sanfter, »sorge dich nicht. Ich hatte damals keine Angst. Ich habe auch jetzt keine Angst.«
    Ich schon, dachte Ian, doch das

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