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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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freue mich darauf, mein Bein wiederzuhaben«, hatte Ian einmal beiläufig angemerkt, als sie im Schutz des großen Felsens saßen, an dem Fergus seine Hand verloren hatte. Im Wasser des kleinen Bachs, der am Fuß des Hügels entlanglief, hatten sie Ausschau nach dem Aufblitzen der springenden Forellen gehalten.
    »Aye, das wird schön sein«, hatte Jamie gesagt und schwach gelächelt – und
zugleich ein wenig ironisch, weil er daran denken musste, wie er nach der Schlacht von Culloden erwacht war und gedacht hatte, er hätte ein Bein verloren. Er war bestürzt gewesen und hatte versucht, sich mit dem Gedanken zu trösten, dass er es ja zurückbekommen würde, wenn er das Fegefeuer verlassen durfte und in den Himmel kam. Natürlich hatte er auch gedacht, er wäre tot, doch das war ihm nicht annähernd so schlimm erschienen wie der eingebildete Verlust seines Beins.
    »Wahrscheinlich brauchst du ja gar nicht zu warten«, sagte er geistesabwesend, und Ian blinzelte ihn an.
    »Auf was denn?«
    »Auf dein Bein.« Ihm wurde klar, dass Ian keine Ahnung hatte, woran er gerade gedacht hatte, und rasch erklärte er es ihm.
    »Ich habe nur gedacht, dass du wahrscheinlich nicht lange im Fegefeuer bleiben musst – wenn überhaupt – und du es also bald zurückhaben wirst.«
    Ian grinste ihn an. »Warum bist du dir denn so sicher, dass ich nicht tausend Jahre im Fegefeuer zubringen werde? Ich könnte doch ein schrecklicher Sünder sein, aye?«
    »Aye, das könntest du«, gab Jamie zu. »Aber wenn es so ist, musst du verdammt viele schmutzige Gedanken hegen, denn wenn du irgendetwas getan hättest, wüsste ich davon.«
    »Oh, meinst du?« Ian schien das komisch zu finden. »Du hast mich doch seit Jahren nicht mehr gesehen. Ich hätte alles Mögliche anstellen können, ohne dass du je davon erfahren hättest.«
    »Natürlich hätte ich das«, sagte Jamie in aller Logik. »Jenny hätte es mir erzählt. Und du willst doch kaum behaupten, dass sie nichts davon wüsste, wenn du eine Geliebte und sechs Bastarde hättest oder mit einer schwarzen Seidenmaske die Landstraßen unsicher machen würdest?«
    »Nun, wahrscheinlich wüsste sie es«, räumte Ian ein. »Obwohl, komm schon, Mann, hier gibt es doch im Umkreis von hundert Meilen nichts, was den Namen Landstraße verdient hätte. Und ich würde eher erfrieren, als auf einem der Pässe jemandem zu begegnen, der es wert wäre, ihn auszurauben.« Er hielt inne und kniff die Augen zum Schutz vor dem Wind zusammen, während er die kriminellen Möglichkeiten in Erwägung zog, die sich ihm boten.
    »Ich hätte vielleicht Rinder stehlen können«, schlug er vor. »Obwohl es hier nur noch so wenige davon gibt, dass sofort der ganze Bezirk Bescheid wüsste, wenn eines verschwindet. Und ich bezweifle, dass ich es in Jennys Schafherde verstecken könnte, ohne dass es auffällt.«
    Er überlegte weiter, das Kinn auf die Hand gestützt, dann schüttelte er widerstrebend den Kopf.
    »Die traurige Wahrheit, Jamie, ist, dass in den Highlands schon seit zwanzig Jahren niemand mehr etwas hat, das einen Diebstahl lohnen würde. Nein, ich fürchte, Diebstahl kommt ebenfalls nicht in Frage. Genauso wenig wie Unzucht, denn dann hätte mich Jenny längst umgebracht. Was bleibt also noch? Lüge und
Mord wahrscheinlich, und ich bin zwar schon hin und wieder jemandem begegnet, den ich gern umgebracht hätte, aber getan habe ich es nie.« Er schüttelte bedauernd den Kopf, und Jamie lachte.
    »Oh, aye? Du hast doch gesagt, dass du in Frankreich Menschen getötet hast.«
    »Nun, aye, das habe ich, aber das war im Krieg. Man hat mich dafür bezahlt, sie zu töten; ich habe es nicht aus Hass getan«, fügte er gerechterweise hinzu.
    »Nun, dann habe ich also recht«, sagte Jamie. »Du wirst geradewegs durch das Fegefeuer hindurchsegeln wie eine Wolke, denn ich kann mich nicht entsinnen, dass du mich je belogen hättest.«
    Ian lächelte voller Zuneigung.
    »Aye, nun ja, hin und wieder habe ich bestimmt schon gelogen, Jamie – aber nein, niemals dir gegenüber.«
    Er senkte den Blick auf das Holzbein, das vor ihm ausgestreckt lag, und kratzte sich dort am Knie.
    »Ob es sich wohl anders anfühlen wird?«
    »Wie sollte es das nicht tun?«
    »Nun, es ist so«, sagte Ian und drehte den Fuß hin und her. »Ich kann meinen fehlenden Fuß heute noch spüren. Ich spüre ihn, seit er mir abgenommen wurde. Natürlich nicht immer«, fügte er hinzu und blickte auf. »Aber ich spüre ihn. Und das ist sehr seltsam. Spürst

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